Weißwürste und Schnitzel standen als Erstes auf dem Speiseplan, zu Hause bei Mama Helga und Papa Jörg in Würzburgs Stadtteil Heidingsfeld. „Ein bisschen verwöhnen lassen“ hat sich Dirk Nowitzki bei seiner Familie, nachdem er mit seiner Frau Jessica und den drei kleinen Kindern am Freitag aus Dallas zum traditionellen Sommer-Heimatbesuch eingetroffen war. Tags darauf ging's gleich wieder auf Tour, erst nach Frankfurt, dann nach Mainz. In der Bankenstadt blickte der 39-Jährige bei seiner genauso traditionellen Sommer-Pressekonferenz auf die NBA-Saison zurück und auch ein wenig in die Zukunft. In der rheinland–pfälzischen Landeshauptstadt war er dann Samstagnacht Gast in der ZDF-Sendung „das aktuelle sportstudio“, wo er sich mit dem frischen U-21-Europameister-Trainer Stefan Kuntz an der Torwand duellierte: 1:1.
Ausgeglichen und erholt wirkte Nowitzki, und sein ihm eigener Schalk sorgt natürlich auch dafür, dass er bei beiden Terminen schon ziemlich sympathisch rüberkam. Und extrem gelassen. Vertragslos ist der Würzburger, der seit beinahe 20 Jahren in Dallas lebt, derzeit. Aber das bereitet ihm viel weniger schlaflose Nächte als sein Nachwuchs Malaika (vier Jahre), Max (zwei) und Morris (acht Monate).
Richtig Gute und richtig Schlechte
„Wenn du nach Spielen nachts heimkommst, die Kids dann wachwerden, und du um zehn wieder trainieren sollst, dann ist die Motivation nicht immer ganz so hoch“, meinte Nowitzki in Frankfurt auf dem von dem aus Dettelbach stammenden Matthias Bielek gar nicht uncharmant moderierten Stelldichein mit der Journaille. Die Dallas Mavericks haben die Option auf Verlängerung des Vertrages mit Nowitzki um ein Jahr bei einem Salär von 25 Millionen Dollar nicht gezogen.
Der alte Mann bleibt dann schon
Aber nicht, weil sie den Basketball-Senior nicht mehr spielen lassen wollen. Im Gegenteil: Wie der US-Sportsender ESPN berichtete, könnten sie ihm ein neues Angebot über zwei Jahre unterbreiten, mit der Option auf eine Auflösung nach der nächsten Saison. Durch ein reduziertes Gehalt ihres Superstars hätte der Verein mehr Spielraum, um die Mannschaft um Nowitzki herum zu verbessern. „Das überlasse ich ganz den Mavs, wie die sich vorstellen, das Team aufzubauen, um eine junge schlagkräftige Truppe zusammenzubekommen. Ich schau' dann mal, wie viel am Schluss für mich übrig bleibt“, sagte Nowitzki im 16. Stock des Stammsitzes seines Sponsors, der drittgrößten Bank Deutschlands, wo er auch gleich noch einen unbefristeten, also lebenslang gültigen Werbevertrag unterschrieben hat. Grinsend wie ein Lausbub schob Nowitzki dann noch hinterher: „Der alte Mann bleibt dann schon da.“
Vor der 20. NBA-Saison
Seit Samstag dürfen in der NBA wieder neue Verträge ausgehandelt werden. „Ich will natürlich meine Karriere in Dallas beenden, auf möglichst hohem Niveau“, sagt Nowitzki, der gerne noch mehr als ein Jahr spielen will: „Ich habe mir da aber kein spezielles Ziel gesetzt. Im Moment macht's noch Spaß, mit den Jungs zu arbeiten, und der Wettbewerbswille ist immer noch da. Körper und Geist werden es merken, wenn's langt. Wenn der Spaß weg ist, hör' ich auf.“
Bevor der alte Mann im Sommer in seine dann 20. NBA-Saison gehen wird, freut er sich nun erst einmal ganz sakrisch auf die Neuauflage seines „Champions for Charity“ („Meister für Wohltätigkeit“) betitelten Benefizfestes: ein Fußballspiel zu Ehren von Michael Schumacher. Der ehemalige Formel-1-Pilot war früher, vor seinem Unfall, als er am 29. Dezember 2013 beim Skifahren in Méribel mit dem Kopf auf einen Felsen gestürzt war und ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte, selbst oft Initiator und Hauptdarsteller von derlei Wohltätigkeitsveranstaltungen, und Nowitzki war häufig sein Gast.
Champions for Charity in Mainz
„Besonders freut es mich natürlich, dass Mick Schumacher wieder dabei ist, wenn wir zu Ehren seines Vaters kicken. Auch in diesem Jahr werden wir die Tradition fortführen und in Michaels Sinn gemeinsam gute und wichtige Projekte unterstützen“, sagt Nowitzki. Er verspricht schon mal, dass „ein paar richtig gute Fußballer, aber auch ein paar richtig schlechte dabei“ sein werden, wenn allerhand bekannte Sportler, darunter auch wieder Lukas Podolski und Miroslav Klose, die einstigen Formel-1-Fahrer Mika Häkkinen und David Coulthard, die Handballer Stefan Kretzschmar und Christian Schwarzer oder Skispringer Sven Hannawald, am heutigen Montag, 3. Juli, um 19 Uhr (live auf Sport1) in Mainz die Kugel malträtieren. Unter kurzfristigen Kaderzugängen soll es auch noch prominente Überraschungen geben. „Unser Ziel ist es auch in diesem Jahr, dass Spieler und Zuschauer gemeinsam Spaß haben“, sagt Nowitzki.