Drei Niederlagen innerhalb von sieben Tagen und dabei auch noch elf Gegentreffer – die Würzburger Kickers sind völlig aus dem Takt geraten. „Wir müssen jetzt den Reset-Knopf drücken“, sagte Rothosen-Trainer Michael Schiele nach dem 0:3 (0:0) beim neuen Drittliga-Tabellenführer FC Ingolstadt. Nach dem DFB-Pokal-Spiel gegen Erstligist Hoffenheim (Samstag, 10. August, 18.30 Uhr, Flyeralarm Arena) wollen die Kickers also nach dem Fehlstart einen neuen Anlauf nehmen – dann freilich im tiefen Tabellenkeller. Nach der Niederlage in Ingolstadt sind sie auf Abstiegsrang 17 gelandet.
Am Freitagabend betraten die Würzburger Neuland. Zweitliga-Absteiger FC Ingolstadt ist in dieser Drittliga-Saison einer von nur drei Vereinen, denen die Rothosen in den vergangenen vier Jahren im Profifußball noch nicht in einem Pflichtspiel begegnet sind – die anderen sind die Aufsteiger Waldhof Mannheim und Viktoria Köln. Es war also eine Premiere im Ingolstädter Stadion – eine unter besonderen Vorzeichen. Zwei Niederlagen und acht Gegentore in Unterhaching (4:5) und gegen Großaspach (0:3) hatten bei den Kickers und ihrem Trainer Spuren hinterlassen. Es ging darum, die Reihen zu schließen, in der Abwehr wieder sicher zu stehen – so der Plan.
Dafür hatte Schiele einiges verändert. Der zuletzt zum Linksverteidiger umgeschulte Innenverteidiger Leroy Kwadwo fehlte wegen einer gegen Großaspach erlittenen Gehirnerschütterung. Die Angreifer Luca Pfeiffer und Dominic Baumann mussten auf der Bank Platz nehmen. Neuzugang Lion Schweers rückte bei seinem Punktspiel-Debüt in die Innenverteidigung. Dave Gnaase durfte zum ersten Mal in dieser Saison vom Start weg im Mittelfeld ran, und Patrick Breitkreuz gab den Solo-Stürmer. Es war überraschend, was sich Schiele überlegt hatte. So verteidigte beispielsweise Kapitän Sebastian Schuppan auf links, wo er in jüngeren Jahren mal seinen Stammplatz hatte.
Geht es nach dem Ergebnis, ging der Plan in der ersten Halbzeit noch auf. 0:0 stand es beim Seitenwechsel. Da hatten die Kickers aber auch etwas Glück gehabt. Denn das Chancen-Übergewicht lag bei den Hausherren. Im Abwehrzentrum standen die Kickers zwar weitgehend sicher, bei Kontern war das Schiele-Team aber vor allem auf der linken Abwehrseite anfällig. Das hätten die Ingolstädter in der 26. Minute beinahe ausgenutzt. Ex-Rothose Peter Kurzweg kam im Würzburger Strafraum freistehend zum Abschluss. Als Linksfuß auf rechts eingesetzt, wählte er den falschen Fuß zum Abschluss und setzte den Ball neben das Tor. Fünf Minuten später, konnte die Kickers-Abwehr Maximilian Beister nicht halten. Der aus Uerdingen verpflichtete, erstligaerfahrene Offensivmann schoss aber aus guter Position über das Tor.
Eine Minute vor dem Seitenwechsel musste Kickers-Abwehrmann Hendrik Hansen dann auf der Linie retten, nachdem Robin Krauße nach einer Ecke zum Abschluss gekommen war. Und auf der anderen Seite? Da war den erstmals in dieser Saison im grellgelben Auswärtstrikot angetretenen Würzburgern zwar ein stetes Bemühen anzumerken. Zu viel mehr reichte es freilich nicht. Ein Fernschuss von Dave Gnaase (18.) neben den Kasten war noch der beste Torabschluss der Gäste in Halbzeit eins.
- Die Noten der Roten: die Kickers in der Einzelkritik
Die Hausherren konnten mit einem Sieg zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze springen. Motivation genug also, auch nach der Pause aufs Gaspedal zu treten. Die Kickers, die in der ersten Spielhälfte zumindest zeitweise noch versucht hatten, ein ansehnliches Kombinationsspiel aufzuziehen, brachten nun kaum noch Ballstafetten zustande. Die Ingolstädter erhöhten nach und nach den Druck, brachten mit Canggia Elva in der Schlusphase noch einen zweiten ehemaligen Würzburger ins Spiel, der von einem Teil des mitgereisten Kickers-Anhangs ausgepfiffen wurde.
In der 78. Minute war es dann passiert: Daniel Hägele leistete sich ein ungenaues Anspiel auf Patrick Sontheimer, der konnte den Ball nicht behaupten. So stand der eingewechselte Fatih Kaya plötzlich frei vor dem Gäste-Kasten. FWK-Keeper Eric Verstappen konnte den Schuss nicht entscheidend abwehren, und Ingolstadt führte verdient 1:0. Der Handelfmeter, den Stefan Kutschke zum 2:0 verwandelte (84.), war durchaus umstritten. Schuppans Arm war angelegt, als ihm der Ball an die Hand geschossen wurde.
Dass der Sieg für die Hausherren gegen alles in allem zu passiv agierende Würzburger verdient war, daran gab es nicht viel zu deuteln. Und als dann Kutschke in der Nachspielzeit auch noch das 3:0 nachlegte, war's am Ende noch eine Packung für Schiele und Co. geworden. „Wir haben heute lange Zeit kompakt gestanden. Diese Niederlage ist einfach nervig“, meinte Kickers-Torhüter Eric Verstappen.