Kurz nach der Halbzeitpause schienen sich die schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. Was hatten die Würzburger Kickers in der ersten Spielhälfte der Fußball-Drittliga-Partie gegen Viktoria Köln nicht für Chancen vergeben: Wer solche Gelegenheiten liegen lässt, der wird meist bestraft. Auf der Tribüne hatten sich viele diese alte Fußball-Weisheit während der Halbzeitpause zugeraunt. Und tatsächlich: ein blitzschneller Konter in der 46. Minute, und Liga-Top-Torjäger Albert Bunjaku traf tatsächlich mit seinem ersten und einzigen Torabschluss zum 1:0 für die Gäste. Doch die Kickers zeigten nun eine Qualität, die ihnen nach zuvor drei Spielen mit nur einem Punkt und einem Tor sowie dem Abgleiten auf Tabellenrang 16 nicht jeder zugetraut hatte. Das Team von Trainer Michael Schiele ließ sich nicht beeindrucken, zog sein Spiel einfach weiter durch und schaffte durch Treffer von Patrick Sontheimer (52.), Sebastian Schuppan (64.) und Luca Pfeiffer (75.) die Wende und einen hochverdienten 3:1-Erfolg.
Das muss sich in den beiden Auswärtsspielen vor der Winterpause zeigen. Die Kölner präsentierten sich am Samstag am Dallenberg zeitweise nicht unbedingt in drittligareifer Verfassung. Es war zu sehen, warum die Mannschaft von Trainer Pavel Dotchev nun schon seit zehn Partien auf einen Sieg wartet. Da werden die nächsten Spiele der Kickers in Halle und beim FC Bayern II wahrscheinlich schon schwieriger. "Wir haben jetzt Rückenwind", kündigt aber Torschütze Patrick Sontheimer an. Und zumindest kann ab sofort niemand die Kickers mehr als Schießbude der Liga bezeichnen: Der Letzte FC Carl Zeiss Jena hat nun noch zwei Gegentore mehr kassiert als die Würzburger, nämlich 39.
"Würzburg war richtig gut", versicherte Dotchev nach der Partie. Tatsächlich lag es nicht nur am schwächelnden Gegner, dass die Kickers drei wichtige Punkte einsammeln konnten. 20 eigene Torschüsse, davon elf auf das Tor, sind einer der Topwerte der Saison. Nur beim Auswärtssieg in Mannheim kamen die Kickers genauso häufig zum Abschluss. Zum Vergleich: Beim 1:2 gegen Uerdingen hatten die Würzburger nur zwei Abschlüsse auf den Kasten des Gegners gebracht. "Wir haben unsere Leistung diesmal veredelt", fand Trainer Michael Schiele.
Die nächste Partie birgt einiges an Brisanz. Gleich drei Ex-Würzburger spielen nun im Trikot des Halleschen FC: Björn Jopek, Patrick Göbel und Dennis Mast. Gerade Mast und Jopek äußersten sich öffentlich nicht unbedingt freundlich über ihre Zeit bei den Rothosen gesprochen. Am Wochenende ist Halle mit einer 0:1-Niederlage in Kaiserslautern aus den Aufstiegsplätzen hinaus gepurzelt. "So viele Chancen wie heute bekommen wir dort sicherlich nicht", weiß auch Kickers-Mittelfeldmann Sontheimer, der gegen Köln fast schon als zweite Sturmspitze agierte – und das, obwohl bis zum Samstag erst ein Profitor in seiner Bilanz stand. "Ich weiß inzwischen, wo der Kasten steht", kommentierte er seinen zweiten Drittliga-Treffer.