ls Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf zum Abschied dem Erlabrunner Pfarrer Matthias Karwath die Hand reichte, verband er die Geste mit einem frommen Wunsch: "Es wäre schön, wenn Sie Ihren Draht nach oben für uns geltend machen könnten." Für den Club beten? "Ganz so weit geht die Liebe zum 1. FCN dann doch nicht", sagte Karwath, der am Zabo in Nürnberg aufgewachsen ist und seit 1999 in der Weingemeinde am Volkenberg predigt. "Aber", fügte er an, "wenn Gott die biblische Aussage, dass 'die Mächtigen vom Thron gestürzt und die Niedrigen aus dem Staub erhoben werden' auf die Tabellenpositionen von Bayern München und Nürnberg übertragen würde, ich hätte nichts dagegen". Der Geistliche war im Club-Trikot erschienen und durfte mit der fränkischen Weinkönigin Lisa Schmitt den Anstoß ausführen.
Der Auftritt des Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg in Erlabrunn anläßlich des 130-jährigen Bestehens des örtlichen TSV lockte über 2000 Fans an, und als spät in der Nacht das letzte Licht am Bierstand erloschen war, konnte Vorsitzender Thomas Benkert ein zufriedenes Fazit ziehen: "Es war ein Fußball-Fest und ein Beispiel dafür, wie toll die Orts-Gemeinschaft in Erlabrunn funktioniert." In der Tat hätte der 670-Mitglieder-Verein die Veranstaltung nicht ohne seine Helfer und Sponsoren stemmen können. Am Ende hatten die Fans 1800 Bratwürste verspeist und 1200 Liter Bier getrunken. Neben den Spielern der Erlabrunner Jubiläums-Auswahl waren auch die Ehrengäste und Autogrammjäger begeistert über die Volksnähe der Club-Spieler. Vor allem Trainer Wolfgang Wolf gewann durch seine unkomplizierte Art die Sympathien der Erlabrunner. "Ein netter Kerl", sagte Arno Oppmann, der die Jubiläumsauswahl trainiert hatte.
Gut gelaunt hatte der FCN-Coach mit den Zuschauern über die Chancen seines Teams in der kommenden Bundesliga-Saison diskutiert und den vielen Clubberern in Erlabrunn Hoffnung gemacht: "Wir kommen raus aus dem Fahrstuhl. Das erwarten die Fans von uns." Ob die gute Laune des Trainers auch an der Familienzusammenführung lag. Nach acht Tagen Trainingslager in der Rhön, konnte Wolf in Erlabrunn seine Frau Dagmar und seine beiden Kinder Nadine und Patrick in die Arme schließen.
All zu viele Erkenntnisse wird die Partie auf dem Rasen am Mainufer dem FCN-Übungsleiter nicht verschafft haben. Nachdem sich die Nürnberger in den fünf vorangegangenen Testspielen in großer Torlaune präsentiert und 71 Treffer erzielt hatten, stotterte der FCN-Angriffsmotor diesmal. Dass die Erlabrunner mit acht Gegentoren glimpflich davonkamen, lag auch an den starken Leistungen der beiden Keeper Thomas Busch und Sebastian Walther. Als Walther in Halbzeit zwei zum wiederholten Male eine Chance der Nürnberger zu Nichte gemacht hatte, bedachte Club-Angreifer Stefan Kießling den TSV-Schlussmann mit einem besonderen Lob: "Er hat gesagt, dass er noch an mir verzweifelt. Wenn ein Bundesligaspieler so etwas sagt, macht einen das schon sehr stolz", freute sich der 23-jährige Keeper über den Schwatz mit dem Stürmer. Geschlafen hat Walther in der Nacht nach dem Spiel nicht. Die TSV-Mannschaft feierte ihre schönste Niederlage bis in die Morgenstunden . . .