Gerechnet hatten manche damit, gehofft hatten die meisten im Klub und im Umfeld wohl etwas anderes. Doch nun steht es fest: Kapitän Stefan Schmitt und Sebastian Kraus werden nach dieser Saison ihre Handballerkarrieren bei ihrem Heimatverein DJK Rimpar Wölfe beenden. Das gab der Zweitligist am Dienstagabend bekannt, vier Tage vor dem Frankenderby gegen den HSC 2000 Coburg an diesem Samstag (19.30 Uhr, s.Oliver Arena, Liveticker auf mainpost.de).
„Der Superlativ von schade“
Mit dem Leitwolf und dem Linksaußen gehen zwei Rimparer Originale und Oldies – beide sind mit jeweils 33 Jahren die Ältesten im Team nach Torwart Max Brustmann (35). Oder, wie Geschäftsführer Roland Sauer sagt: „Wir verlieren unsere Gallionsfiguren und das Gesicht der Wölfe. Zwei echte Typen, die auf dem Spielfeld und im Training immer vorausgehen und Bindeglieder sowohl innerhalb der Mannschaft als auch zwischen Mannschaft und Fans sind. Der Verlust ist enorm.“ Oder, wie Trainer Matthias Obinger es ausdrückt: „Uns brechen zwei Identifikationsfiguren und Institutionen weg, das finde ich den Superlativ von schade. Die beiden haben die Philosophie unseres Vereins gelebt und geprägt. Mit Stefan und Basti hat die erfolgreiche Jugendarbeit in Rimpar begonnen.
Sie stehen als Vertreter der Goldenen Generation dafür, dass man es auch in einem kleinen Klub zu Großem bringen kann.“ In ihrem Fall bedeutet das: von der Landesliga bis in die Zweite Bundesliga.
Entscheidung mit dem Kopf und gegen den Bauch
Seit Kindertagen sind Schmitt und Kraus Kumpels. Letzterer begann bereits bei den Minis mit dem Handball, parallel spielte er Tennis und Fußball. Beim Kicken gewann er einst des Kumpels Interesse für den Handball: In der B-Jugend nahm Kraus Schmitt einmal mit zum Training – und auch er leckte Blut. Der eine nach 30, der andere nach 18 Jahren, werden sie im Juni 2018 nun zusammen abtreten. „Es ist schön, gemeinsam zu gehen, aber wir haben unsere Entscheidungen getrennt voneinander getroffen“, betont Kraus. Beide mit dem Kopf, wie sie berichten, beide gegen den Bauch. „Ich habe immer noch riesigen Spaß am Handballspielen“, sagt Schmitt. „Das gilt auch für mich“, versichert Kraus: „Aber man sollte aufhören, wenn es noch schön ist. Und vor allem, wenn es sinnvoll ist.“
Auch die Gründe für ihre Entscheidungen, die beiden „sehr schwer“ gefallen sind, und die damit verbundenen „mulmigen“ Gefühle gleichen sich. Mehr Zeit möchten sie vor allem haben, für sich, für ihre Familien, für ihre Freunde. Und weniger „Wehwehchen“, die mit zunehmendem Alter eben auch zunehmen, wie der Kapitän zugibt. Vor dem Danach haben sie dennoch „Respekt“, ähnlich wie Berufstätige vor dem Ruhestand. Schließlich gibt der Handball ihrem Alltag seit einer gefühlten Ewigkeit nicht nur eine Struktur, er füllt ihn auch mit Inhalt: mit mindestens fünfmal Training pro Woche und 40 bis 45 Wettkampfwochenenden im Jahr.
Auch für die Wölfe bedeutet der Weggang der beiden 33-Jährigen eine Umstellung, mehr noch: einen Umbruch. „Sanft, aber stetig schreitet er voran“, meint Coach Obinger. Für Abwehrchef Schmitt, der im Angriff auf Halblinks seit eineinhalb Jahren im Prinzip nicht mehr zum Einsatz kommt, sondern nur noch bei Tempogegenstößen mit nach vorne geht, werde man auf jeden Fall einen Ersatz suchen, kündigt Geschäftsführer Sauer an. Für Linksaußen Kraus, der früher Spielmacher war, aber im Laufe der Jahre auf den Flügel rückte, strebe man eine interne Lösung an.
Denkbare Personalrochade
Eine denkbare Personalrochade: Benjamin Herth, der sich im Rückraum Mitte bereits die Verantwortung mit Patrick Schmidt teilt, könnte wieder auf seine ursprünglich erlernte Linksaußenposition zurückkehren. Dafür könnte Flügelspieler Dominik Schömig zum zusätzlichen Backup in der Zentrale ausgebildet werden.
Schmitt und Kraus jedenfalls werden die Handballschuhe nicht mehr schnüren. Womöglich übernehmen sie aber irgendwann andere Funktionen im Verein. „Wir wären ja mit Dummheit geschlagen, wenn wir ihre Erfahrung nicht weiter nutzen würden“, sagt Sauer.