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Fußball: Zweite Bundesliga
Die Kickers verlieren schon wieder in der Schlussphase
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:25 Uhr

Diese Niederlage tat weh! Und sie hat das Zeug, für den in der Vorrunde dieser Saison in der zweiten Fußball-Bundesliga so stark aufspielenden Aufsteiger FC Würzburger Kickers zu einem Wendepunkt zu werden. Das Glück scheint sich nämlich derzeit gänzlich von den Rot-Weißen abgewendet zu haben. Und damit muss man erst einmal klar kommen. „Ich werde die Mannschaft nun aufrichten müssen“, sagte Trainer Bernd Hollerbach nach dem 1:2 (1:0) seines Teams beim VfL Bochum.

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Die verflixten letzten zehn Minuten

Schon wieder waren es die letzten zehn Minuten, in denen die Kickers ein mögliches Erfolgserlebnis aus der Hand gaben. Wären die Spiele nach 80 Minuten beendet gewesen, die Würzburger hätten im Jahr 2017 sieben Punkte mehr gesammelt. Die eingewechselten Tom Weilandt (84.) und Dominik Wydara (87.) trafen für die Bochumer und sorgten im mit lediglich 11123 Zuschauern eher spärlich gefüllten Stadion für Jubelstimmung. Parallelen zwischen den Auftritten der letzten Wochen wollte Hollerbach aber nicht ziehen. Nur auf den Zeitpunkt der Gegentreffer hinzuweisen sei „zu oberflächlich“, sagte der Kickers-Trainer und fügte ironisch an: „Vielleicht habe ich ja zu wenig trainiert.“ Wer wollte das schon ausgerechnet Hollerbach unterstellen?

Bochums gute Schlussphase

Tatsächlich sind die Kickers auch diesmal deutlich mehr gelaufen als der Gegner. Nämlich 118,18 Kilometer und damit fast fünf Kilometer mehr als die Bochumer. Am Ende war all der Aufwand aber vergeblich, weil in der Schlussphase die Hausherren noch etwas zuzusetzen hatten. „Wir haben uns zu weit hinten rein drücken lassen“, analysierte Kickers-Akteur Tobias Schröck das Geschehen, das der aus Kickers-Sicht lange so verheißungsvoll verlaufenen Partie eine ganz neue Wendung gab.
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Hollerbach überrascht Verbeek

Dabei hatten viele Bochumer unter den Auftritt ihres Teams doch schon längst einen Strich gemacht. In der Halbzeitpause ging ein Pfeifkonzert über den VfL-Akteuren nieder. „Wir sind von den Würzburgern überrascht worden“, gab Bochums Trainer Gertjan Verbeek zu. Tatsächlich hatte Kickers-Coach Hollerbach nicht nur den Bochumer Coach mit einer ungewöhnlichen Aufstellung erstaunt. Nach den Ausfällen von Nejmeddin Daghfous (Fußverletzung), Sebastian Neumann und Junior Diaz (beide Gelbsperre) hatte der Kickers-Trainer eine Dreierabwehrkette aufgeboten – mit Schröck als zentralem Mann. Dass Hollerbach darüber hinaus mit Valdet Rama und Elia Soriano zwei vermeintlich gesetzte Offensivakteure auf die Bank beorderte und stattdessen auf Winterneuzugang Sebastian Ernst und Angreifer Marco Königs setzte überraschte mindestens genauso. Mit Trainingseindrücken begründete Hollerbach die Maßnahmen und lobte sein Team ausdrücklich: „Wir haben hier ein richtig gutes Auswärtsspiel gemacht.“

Führung durch ein Eigentor

Tatsächlich stellten die Kickers die gastgebenden Westfalen lange Zeit vor ein schwieriges Rätsel. Bochum fand keine Lücken im variablen Würzburger Abwehrverband. Und die Gäste selbst hatten immer wieder Raum für eigene Angriffe. Den nutzten sie auch vor dem Führungstreffer, als zunächst ein Ernst-Schuss abgeblockt wurde, Peter Kurzweg auf dem linken Flügel aber flink reagierte, scharf flankte und Rico Benatelli in Richtung Ball grätschte. Dass der Treffer später nach Studium der Zeitlupen als Eigentor des Bochumers Tim Hoogland gewertet wurde, störte ein bisschen. Schließlich wäre die Geschichte des Torschützen Benatelli, der einst zehn Jahre beim VfL in der Jugend kickte, so schön gewesen. „Das war mein Tor“, legte sich der Kickers-Akteur nach Spielende auch fest: „Ich habe den Ball auf jeden Fall berührt. Und wenn ich nicht dort bin, geht der auch nicht rein.“

Kickers nutzen Chancen zum 2:0 nicht

Am Ende war Benatellis Rückkehr nur eine kleine Randgeschichte. Das wäre wohl anders gewesen, hätten die Kickers eine ihrer Konterchancen genutzt. Emanuel Taffertshofer (48.) und Königs (68.) vergaben die besten Gelegenheiten. „Dass wir da nicht das 2:0 gemacht haben war der Knackpunkt“, fand Hollerbach.
Tatsächlich hätte sich Bochum bei einem 0:2-Rückstand wohl nicht mehr zu jener Schlussoffensive aufraffen können, die am Ende die Wende brachte. Peniel Mlapa hatte bereits den Pfosten getroffen (75.) ehe Weilandt und Wydara trafen. „Wir haben in der ersten Halbzeit ein hervorragendes Spiel gemacht und es danach verpasst, das 2:0 zu machen. Leider sind wir dann zu nachlässig gewesen, und Bochum konnte Druck entwickeln“, ließ Benatelli die Partie Revue passieren. Auch wenn das Spiel den Kickers am Ende langsam aus den Fingern glitt, ließ Hollerbach sich lange Zeit mit Auswechslungen. Erst nach dem 1:2-Rückstand tauschte er erstmals aus.

"Unnötige Niederlage"

So bleiben die Kickers nach dieser „unnötigen Niederlage“ (Hollerbach) 2017 weiter sieglos. Doch auch wenn das Team nun dreimal in Serie verloren hat, will der Würzburger Cheftrainer keine Missstimmung aufkommen lassen: „Ich habe heute eine Mannschaft gesehen, die zwar nicht gewonnen hat, die aber unbedingt gewinnen wollte. Das war für mich entscheidend.“
 
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Kommentare
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  • R. M.
    Eins vorweg: keiner hätte erwartet, dass sich die Kickers so gut behaupten in der Zweiten Liga. Aber seit der Rückrunde mit einem Pünktchen ist der Nimbus weg! Durchforstet man die letzten vier Spiele immer das gleiche Muster: 80 Minuten überlegen, 15 Minuten unterlegen mit Gegentoren. Hier, so scheint es, ist der Kopf bereits in der Kabine, oder das kleine Fußball-Einmaleins (bei Standardsituationen wie Ecke oder Freistoß von Raum- auf Manndeckung) umschalten, vergessen. Denn nur so sollte kein Gegner frei zum Schuss kommen. Vielleicht hilft mentales Training/Stellungsspiel weiter. Das Mittelfeld ist eng beieinander und sechs verlorene Punkte bringen die Abstiegsplätze bedenklich nahe. Das will keiner!!!
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  • B. L.
    Ein Spiel dauert mindestens 90 min. Warum geht den Kickers ab der 75 min in vielen Spielen die Luft aus. Die Kickers verlieren ihre Spiele meistens in der Schlussphase.
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