Nicht nur Trainer Torsten Ziegner musste bei Fußball-Drittligist Würzburger Kickers vor gut drei Wochen gehen. Auch Sportvorstand Sebastian Schuppan wurde abgesetzt. Doch wie sieht rückblickend seine Transferbilanz aus? Wir haben vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Kaiserslautern (Sonntag, 14 Uhr), wie jedes Jahr, die bisherigen Leistungen der Neuzugänge des Sommers bewertet.
Volltreffer
In diese Kategorie fällt bislang keiner der Neuzugänge. Was nicht heißt, dass der ein oder andere sich später in dieser Saison noch als Volltreffer erweisen kann.
Guter Griff
Leon Schneider: Zuletzt warf den Verteidiger, der vom 1. FC Köln ausgeliehen ist, eine Verletzung zurück. Davor war der 21-Jährige auf der rechten Außenbahn eine der wenigen Konstanten im Kickers-Team. Für sein Alter erstaunlich routiniert und abgeklärt.
Louis Breunig: Auch wenn er zuletzt nicht mehr zum Zug kam, bei seinen fünf Einsätzen als Linksverteidiger zeigte der Lokalmatador, warum er aus dem Nachwuchs zu den Profis befördert wurde. Der 17-Jährige hat das Zeug, sich im Profifußball zu etablieren.
Marvin Pourié: Der 30-Jährige agierte lange Zeit unglücklich. Nun scheint der Knoten beim Goalgetter geplatzt zu sein. Zwei Tore, eine Vorlage - so lautete die Bilanz in den beiden Spielen unter dem neuen Trainer Danny Schwarz. Wenn er so weitermacht, wird Pourié doch noch der erhoffte Volltreffer.
Mitläufer
Fanol Perdedaj: Noch gehört der als Führungsspieler vom 1. FC Saarbrücken geholte Mittelfeld-Routinier in diese Kategorie. Denn für mehr waren die Auftritte über weite Strecken zu schwach. Unter Schwarz übernimmt der selbst ernannte "Krieger" aber deutlich mehr Verantwortung. Könnte also doch noch zum "Guten Griff" werden.
Mirnes Pepic: Kam als letzter Neuzugang kurz vor Transferschluss. Der Mittelfeldmann, erklärter Wunschspieler von Ex-Coach Torsten Ziegner, konnte die in ihn gesetzten Erwartungen aber noch nicht erfüllen. Nach einem starken ersten Auftritt gegen Saarbrücken nicht oft wirklich auffällig. Zieht das Spiel bisher nur selten an sich.
Dennis Waidner: Unter seinem alten Förderer und Jugendtrainer Schwarz zweimal in der Startelf. Tat sich zuvor schwer damit, einen Platz im Team zu erkämpfen. Bei seinen letzten Einsätzen mit guten Ansätzen, aber unübersehbaren Defensivschwächen.
Alexander Lungwitz: Bei Ex-Trainer Ziegner ein Bankdrücker. An den letzten beiden Spieltagen ein Spieler für die Startelf. Lungwitz, der in der vergangenen Saison von Greuther Fürth zur U23 seines Jugendklubs FC Bayern München ausgeliehen war, agiert dabei auf der linken Außenbahn aber sehr unauffällig.
Bankdrücker
Moritz Heinrich: Bei Heinrichs Verpflichtung behauptete der damalige Sportvorstand Schuppan, die halbe Liga sei hinter dem Ex-Unterhachinger her gewesen. Bislang konnte der 24-Jährige den Vorschusslorbeeren überhaupt nicht gerecht werden.
Ryan Adigo: Galt während der Vorbereitung ausdrücklich nicht als Test-, sondern als Gastspieler. Wurde dann doch verpflichtet. Der 20-Jährige glänzte immerhin beim einzigen Test unter dem Interims-Trainer-Duo Dieter Wirsching/Sebastian Neumann (3:1 gegen Großaspach) mit einem Doppelpack. Wirkt aber trotz seiner Schnelligkeit noch nicht durchsetzungsstark genug und muss noch zulegen.
Dildar Atmaca: Als Perspektivspieler von Arminia Bielefeld nach Würzburg gekommen, wartet der 19-Jährige noch auf seinen Durchbruch. Fällt durch seine Geschwindigkeit auf, scheint aber manchmal zu schnell für den Ball zu sein.
Nicht zu bewerten
In Ligaspielen kaum eingesetzt wurden drei Sommer-Neuzugänge: Der vom FC Burnley aus England gekommene Torhüter Marc Richter zeigt im Training sein Talent, ob er ein guter Ersatz für Stamkeeper Hendrik Bonmann wäre, ist nur aufgrund seiner Toto-Pokal-Einsatze gegen Gutenstetten (9:0) und Großbardorf (3:1) nicht zu bewerten. Eigengewächs Tizian Hümmer machte mit einem Jokertor beim Pokalerfolg gegen Regionalligist Eltersdorf auf sich aufmerksam. Niklas Schories, auch er kommt aus dem eigenen Nachwuchs, wurde inzwischen zum Bayernligisten TSV Großbardorf verliehen.
Gerade jetzt, mitten im Umbruch, solche Urteile sprechen zu wollen, ist einfach Unsinn. Fakt ist wohl, dass Schuppan nicht gerade die besten, vor allem finanziellen, Möglichkeiten hatte, ein Superstar-Ensemble zusammenzustellen und Ziegner nicht die Fähigkeiten, daraus trotzdem eine Mannschaft zu formen.
Bitte lassen Sie Danny Schwarz mal noch ein paar Wochen in Ruhe seine Leute und seine Mannschaft aufbauen, und urteilen Sie dann nochmal neu, anstatt mit vorschnellen Urteilen zart aufkommendes Selbstvertrauen wieder in die Schranken zu weisen.