Der Weg der Würzburger Kickers ins Halbfinale des Toto-Pokal-Wettbewerbs war alles andere als gerade verlaufen. Da war der nachträgliche Sieg gegen Schweinfurt, wegen des Aufstellungsfehlers des FC 05, und da war auch der Sieg im Elfmeterschießen nach dem extrem holprigen Auftritt in Illertissen. Aber wer fragt danach heute noch? Das Halbfinale war für die Rothosen am Dienstagabend schließlich eine eindeutige Angelegenheit. Mit 3:0 (1:0) gewannen die Würzburger beim Liga-Rivalen SpVgg Unterhaching und zogen verdient ins Endspiel ein. Dort geht es nun am 25. Mai gegen Regionalligist Viktoria Aschaffenburg oder Drittligist 1860 München. Das zweite Halbfinale findet am 30. April statt. "Es gibt Pokalrunden, in denen man etwas Glück braucht. Aber heute haben wir gezeigt, dass wir es verdient haben im Finale zu stehen", stellte Kickers-Akteur Fabio Kaufmann fest.
Kickers-Tainer Michael Schiele hatte sein Team nach der 0:1-Niederlage in Halle verändern müssen. Auch weil mit Patrick Breitkreuz ein Angreifer aus privaten Gründen in Oberbayern nicht dabei war. Caniggia Elva, der sich in den letzten Wochen mit drei Toren und drei Torvorlagen in den Mittelpunkt gespielt hatte, blieb derweil aus taktischen Gründen erst einmal auf der Bank. Für sie rückten Patrick Göbel und Orhan Ademi in die Startelf. Kaufmann spielte, statt auf der rechten Seite verteidigen zu müssen, eine Position weiter vorne auf dem rechten Flügel.
Ob's nun die Aufstellung war, die den Würzburgern in diesem für's Erreichen ihres Pokalziels so entscheidenden Spiel die nötige Sicherheit gab? Oder ob die Unterhachinger nach der jüngsten Negativserie einfach derart verunsichert waren? Auf jeden Fall dominierten die Rothosen die Partie auf fremdem Rasen vom Start weg. Schon in den ersten zehn Minuten hatte das Schiele-Team durch Göbel (3.), Peter Kurzweg (6.) mit einem Lattentreffer und Dominic Baumann (9.) drei dicke Gelegenheiten.
Und die Hausherren, die hatten seit dem 1:0 in Würzburg am Rosenmontag, in sieben Spielen nicht nur keinen Dreier geholt, sondern noch nicht einmal ein Tor geschossen. Warum die Münchner Vorstädter mit drei Zählern weniger als die Kickers nun plötzlich gar um den Klassenerhalt bangen, konnte man schon nach in paar Spielminuten erkennen. Die von acht Ausfällen geplagten Hachinger wirkten völlig von der Rolle, schafften kaum einmal einen sauberen Ballvortrag in die gegnerische Hälfte.
"Eine ganz starke erste Halbzeit"
Die Kickers aber brauchten bis zur 40. Minute, ehe sich die Überlegenheit auch im Ergebnis auszahlte. Zunächst hatte der sehr agile Simon Skarlatidis mit einem Schuss von der Strafraumgrenze den Pfosten (35.) getroffen. Fünf Minuten später zielte der Schwabe mit griechischen Wurzeln dann noch ein bisschen genauer. Sein Freistoß aus 17 Metern passte genau in den Torgiebel. Es war die verdiente Pausenführung für die Gäste. "Das war heute ein sehr souveräner Auftritt der ganzen Mannschaft", freute sich der Torschütze nach dem Schlusspfiff: "Das war eine ganz starke erste Halbzeit."
Doch ganz so leicht wollten die Hausherren den Kickers das Weiterkommen dann doch nicht machen. Nach dem Seitenwechsel flackerte bei den Oberbayern der Kampfgeist auf. Und um ein Haar wären die Rothosen dafür bestraft worden, dass sie aus ihrer Überlegenheit in Halbzeit eins nicht mehr als einmal Kapital geschlagen hatten. In der 50.Minute erwarteten die Kickers-Akteure einen Pfiff. Doch Schiedsrichter Florian Badstübner hatte kein Handspiel der Hachinger erkannt. Und urplötzlich lief Stefan Schimmer alleine auf Kickers-Keeper Leon Bätge zu. Der 21-Jährige Torhüter, in dieser Saison schon oft kritisiert, blieb aber ganz cool und zeigte eine Parade, die für die Kickers noch ganz wertvoll werden könnte. "Ich freue mich, dass ich der Mannschaft helfen konnte", so Bätge. Dass bei den Kickers nach sieben Partien zuvor mit einem Gegentreffer nun wieder die Null stand, freute Trainer Michael Schiele besonders.
Die Kickers wankten am Dienstagabend nur kurz, aber sie stürzten nicht. Wenig später stießen ausgerechnet jene Akteure, die Schiele neu in die Startelf berufen hatte, die Tür zum Finale ganz weit auf. Göbel passte präzise in die Spitze, Ademi drehte sich geschmeidig um seinen Gegenspieler herum und verwandelte eiskalt zum 2:0 (59.). "Genau diese flachen Anspiele in die Spitze wollten wir haben. Ein klasse Tor", freute sich Schiele. Die Partie war gelaufen und Fabio Kaufmann beseitigte in der 65. Minute mit dem dritten Würzburger Tor bereits alle Zweifel. Der Rest des Spiels war ein Würzburger Schaulaufen gegen Unterhachinger, die im Mittelfeld aus Verletzungsgründen keinen einzigen Stammspieler aufbieten konnten und in dieser Verfassung nach Drittliga-Maßstäben kaum wettbewerbsfähig sind. "Es wäre aber nicht richtig, nur darauf hinzuweisen, dass bei Haching viele Spieler gefehlt haben. Wir haben hier ein richtig gutes Spiel gemacht", stellte Trainer Schiele fest.