SCHALDING/WÜRZBURG
Die Kickers sind am Ziel ihrer Träume

Fußball-Regionalligist FC Würzburger Kickers kann feiern. Das Team von Trainer Dieter Wirsching hat am Mittwochabend im Passauer Vorort Schalding-Heining regionale Fußball-Geschichte geschrieben. Durch den 6:4 (0:1, 2:2)-Erfolg nach Elfmeterschießen gegen den Liga-Rivalen aus Niederbayern haben sich die Kickers nämlich als erstes unterfränkisches Team den seit 1997 ausgetragenen Toto-Pokal gesichert, stehen zum ersten Mal seit 1981 wieder einmal im DFB-Pokalwettbewerb und können sich dort garantiert auf ein Heimspiel gegen einen Erst- oder Zweitligisten freuen.
Es ist Zahltag am Dallenberg: Für den Pokalsieg gab es fast schon bescheidene 5000 Euro, wenn man bedenkt, dass der Einzug in die DFB-Pokalhauptrunde 100 000 Euro garantiert, nicht inbegriffen die Einnahmen aus dem Spiel, das Mitte August stattfinden wird.
Achterbahnfahrt der Gefühle
Davor freilich stand eine Nervenschlacht, eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die am Ende direkt hinein führte ins große Fußball-Glück. Doch beginnen wir von vorne: Am Anfang nämlich war rein gar nichts zu sehen vom unbedingten Willen dieser Würzburger Mannschaft, von dem Dieter Wirsching im Vorfeld oft gesprochen hatte. Eine „Endspiel-Mannschaft“ sei seine, hatte der Trainer vor der Partie gesagt. Was auch immer er damit meinte, die Art des Auftritts in der ersten halben Stunde ganz gewiss nicht. Ängstlich und unsicher wirkten die Gäste zu Beginn und auch irgendwie beeindruckt von der Wucht, mit der die Schaldinger immer wieder das Gehäuse der Gäste berannten.
Letztlich mussten sich die Würzburger bei Torhüter André Koob, der den Vorzug vor Spielführer Daniel Tsiflidis erhalten hatte, bedanken, dass sie nicht schon frühzeitig hoffnungslos hinten lagen. „Schading hat alles auf eine Karte gesetzt, wollte das Spiel früh entscheiden. Und wir haben versucht, Fußball zu spielen. Das war bei den wirklich unwürdigen Platzverhältnissen ein Fehler“, erklärte Dieter Wirsching später. Die Hausherren hatten reihenweise Großchancen, doch André Koob stand immer wieder im Weg. Einmal freilich war auch er machtlos, als der herausragende SV-Akteur Michael Pillmeier den Ball im Mittelfeld erkämpfte, gedankenschnell auf Josef Eibl passte und der zum 1:0 versenkte (18.).
Die über 2000 Zuschauer auf der engen Schaldinger Sportanlage veranstalteten nun ein riesiges Spektakel, und die Kickers drohten ein Debakel zu erleben. Es dauerte lange, ehe sich die Würzburger freischwimmen konnten, etwas Struktur in ihr Spiel brachten. Niklas Weißenberger hatte mit einem Latten-Kopfball noch vor der Pause die große Chance zum Ausgleich (44.).
„In der Halbzeit habe ich dann noch einen letzten Trumpf gezogen“, berichtet Wirsching über die Art der Pausenansprache, bei der auch das ein oder andere derbe Wort gefallen sei. „Die Jungs mussten das Hirn ausschalten“, sagt er über die Spielweise, die nun gefragt war. Was auch immer Wirsching gesagt hatte, die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Plötzlich kämpften, rackerten, grätschten die Würzburger, die kurz zuvor noch so leidenschaftslos und ängstlich in die Zweikämpfe gegangen waren. Und plötzlich war auch Schalding beeindruckt. Das Geschehen verlagerte sich immer weiter in die Hälfte der Gastgeber. Weil aber den Kickers-Offensivkräften die zündenden Ideen fehlten, musste eine Standardsituation her, um den Bann zu brechen: Peter Endres traf per Freistoß zum Ausgleich (63.), und hernach schien es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Rothosen die wankenden Hausherren zu Fall bringen würden.
Doch mitten in die Phase größter Kickers-Überlegenheit hinein kam der nächste Rückschlag. Ein Abschlag von SV-Keeper Christian Wloch flog über den ganzen Platz direkt zu Pillmeier, und der brachte die Hausherren äußerst überraschend erneut in Führung (84.). Doch die Kickers ließen die Köpfe nicht lange hängen und schlugen noch einmal zurück. Der Treffer war kurios: Eine Freistoßflanke des eingewechselten Daniel Diroll flog aus gut 40 Metern an Freund und Feind vorbei – mittenrein ins niederbayerische Gehäuse.
Die Dramaturgie einer aufregenden Partie erreichte ihren Höhepunkt im Elfmeterschießen. Dabei hatten die Kickers die besseren Nerven: Der sonst so starke SV-Stürmer Pillmeier traf die Latte, und Koob wurde durch seine Parade gegen Florian Stecher endgültig zum Helden des Tages. Mit dem letzten Elfmetertreffer durch Adrian Graf – sein erster Ballkontakt nach der Einwechslung kurz vor Schluss – brachen bei den Kickers und ihren 200 mitgereisten Fans alle Dämme. „Ich freue mich riesig für meine Mannschaft. Sie hat sich diesen Erfolg so sehr verdient“, sagte Wirsching freudestrahlend.
Triefend nass von Bierduschen
Der Pokal stand kurz darauf schon bereit. Die Spieler nahmen die Glückwünsche entgegen, da lagen sich etwas abseits drei Männer in den Armen: Michael Schlagbauer, Kickers-Vorstandsvorsitzender, Thorsten Fischer, Inhaber er Online-Druckerei „flyeralarm“ und wichtigster Mäzen und Gönner des Vereins, und Dieter Wirsching. Das Trio war triefend nass von den Bierduschen, die ihm die Spieler zuvor immer und immer wieder verpasst hatten. Klitschnass, aber glücklich. Die Kickers sind am Ziel – zumindest für diese Saison.
Die Statistik des Spiels
Schalding-Heining –
Würzburg 4:6 (2:2, 1:0)
nach Elfmeterschießen
Schalding-Heining: Wloch – Buchinger
(90. Stecher), Zacher, Gashi, Escherich – Wirth (84. Aringer), R. Huber – Brückl, Eibl M. Huber (76. Süß) – Pillmeier.
Würzburg: Koob – Vollmer, Mensah, Weißenberger, Bieler – Karsanidis (90. Graf), Endres (75. Murphy) – Behrens (57. Diroll), Haller, Borba – Bieber.
Tore: 1:0 Eibl (18.), 1:1 Endres (63.), 2:1 Pillmeier (84.), 2:2 Diroll (88.).
Elfmeterschießen: Pillmeier trifft die Latte, 2:3 Haler, 3:3 Eibl, 3:4 Bieler, 4:4 Süß, 4:5 Bieber, Koob hält gegen Stecher, 4:6 Graf.
Schiedsrichter: Perl (München).
Zuschauer: 2070.
Es ist Zahltag am Dallenberg: Für den Pokalsieg gab es fast schon bescheidene 5000 Euro, wenn man bedenkt, dass der Einzug in die DFB-Pokalhauptrunde 100 000 Euro garantiert, nicht inbegriffen die Einnahmen aus dem Spiel, das Mitte August stattfinden wird.
Achterbahnfahrt der Gefühle
Davor freilich stand eine Nervenschlacht, eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die am Ende direkt hinein führte ins große Fußball-Glück. Doch beginnen wir von vorne: Am Anfang nämlich war rein gar nichts zu sehen vom unbedingten Willen dieser Würzburger Mannschaft, von dem Dieter Wirsching im Vorfeld oft gesprochen hatte. Eine „Endspiel-Mannschaft“ sei seine, hatte der Trainer vor der Partie gesagt. Was auch immer er damit meinte, die Art des Auftritts in der ersten halben Stunde ganz gewiss nicht. Ängstlich und unsicher wirkten die Gäste zu Beginn und auch irgendwie beeindruckt von der Wucht, mit der die Schaldinger immer wieder das Gehäuse der Gäste berannten.
Letztlich mussten sich die Würzburger bei Torhüter André Koob, der den Vorzug vor Spielführer Daniel Tsiflidis erhalten hatte, bedanken, dass sie nicht schon frühzeitig hoffnungslos hinten lagen. „Schading hat alles auf eine Karte gesetzt, wollte das Spiel früh entscheiden. Und wir haben versucht, Fußball zu spielen. Das war bei den wirklich unwürdigen Platzverhältnissen ein Fehler“, erklärte Dieter Wirsching später. Die Hausherren hatten reihenweise Großchancen, doch André Koob stand immer wieder im Weg. Einmal freilich war auch er machtlos, als der herausragende SV-Akteur Michael Pillmeier den Ball im Mittelfeld erkämpfte, gedankenschnell auf Josef Eibl passte und der zum 1:0 versenkte (18.).
Die über 2000 Zuschauer auf der engen Schaldinger Sportanlage veranstalteten nun ein riesiges Spektakel, und die Kickers drohten ein Debakel zu erleben. Es dauerte lange, ehe sich die Würzburger freischwimmen konnten, etwas Struktur in ihr Spiel brachten. Niklas Weißenberger hatte mit einem Latten-Kopfball noch vor der Pause die große Chance zum Ausgleich (44.).
„In der Halbzeit habe ich dann noch einen letzten Trumpf gezogen“, berichtet Wirsching über die Art der Pausenansprache, bei der auch das ein oder andere derbe Wort gefallen sei. „Die Jungs mussten das Hirn ausschalten“, sagt er über die Spielweise, die nun gefragt war. Was auch immer Wirsching gesagt hatte, die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Plötzlich kämpften, rackerten, grätschten die Würzburger, die kurz zuvor noch so leidenschaftslos und ängstlich in die Zweikämpfe gegangen waren. Und plötzlich war auch Schalding beeindruckt. Das Geschehen verlagerte sich immer weiter in die Hälfte der Gastgeber. Weil aber den Kickers-Offensivkräften die zündenden Ideen fehlten, musste eine Standardsituation her, um den Bann zu brechen: Peter Endres traf per Freistoß zum Ausgleich (63.), und hernach schien es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Rothosen die wankenden Hausherren zu Fall bringen würden.
Doch mitten in die Phase größter Kickers-Überlegenheit hinein kam der nächste Rückschlag. Ein Abschlag von SV-Keeper Christian Wloch flog über den ganzen Platz direkt zu Pillmeier, und der brachte die Hausherren äußerst überraschend erneut in Führung (84.). Doch die Kickers ließen die Köpfe nicht lange hängen und schlugen noch einmal zurück. Der Treffer war kurios: Eine Freistoßflanke des eingewechselten Daniel Diroll flog aus gut 40 Metern an Freund und Feind vorbei – mittenrein ins niederbayerische Gehäuse.
Die Dramaturgie einer aufregenden Partie erreichte ihren Höhepunkt im Elfmeterschießen. Dabei hatten die Kickers die besseren Nerven: Der sonst so starke SV-Stürmer Pillmeier traf die Latte, und Koob wurde durch seine Parade gegen Florian Stecher endgültig zum Helden des Tages. Mit dem letzten Elfmetertreffer durch Adrian Graf – sein erster Ballkontakt nach der Einwechslung kurz vor Schluss – brachen bei den Kickers und ihren 200 mitgereisten Fans alle Dämme. „Ich freue mich riesig für meine Mannschaft. Sie hat sich diesen Erfolg so sehr verdient“, sagte Wirsching freudestrahlend.
Triefend nass von Bierduschen
Der Pokal stand kurz darauf schon bereit. Die Spieler nahmen die Glückwünsche entgegen, da lagen sich etwas abseits drei Männer in den Armen: Michael Schlagbauer, Kickers-Vorstandsvorsitzender, Thorsten Fischer, Inhaber er Online-Druckerei „flyeralarm“ und wichtigster Mäzen und Gönner des Vereins, und Dieter Wirsching. Das Trio war triefend nass von den Bierduschen, die ihm die Spieler zuvor immer und immer wieder verpasst hatten. Klitschnass, aber glücklich. Die Kickers sind am Ziel – zumindest für diese Saison.
Die Statistik des Spiels
Schalding-Heining –
Würzburg 4:6 (2:2, 1:0)
nach Elfmeterschießen
Schalding-Heining: Wloch – Buchinger
(90. Stecher), Zacher, Gashi, Escherich – Wirth (84. Aringer), R. Huber – Brückl, Eibl M. Huber (76. Süß) – Pillmeier.
Würzburg: Koob – Vollmer, Mensah, Weißenberger, Bieler – Karsanidis (90. Graf), Endres (75. Murphy) – Behrens (57. Diroll), Haller, Borba – Bieber.
Tore: 1:0 Eibl (18.), 1:1 Endres (63.), 2:1 Pillmeier (84.), 2:2 Diroll (88.).
Elfmeterschießen: Pillmeier trifft die Latte, 2:3 Haler, 3:3 Eibl, 3:4 Bieler, 4:4 Süß, 4:5 Bieber, Koob hält gegen Stecher, 4:6 Graf.
Schiedsrichter: Perl (München).
Zuschauer: 2070.
Themen & Autoren / Autorinnen
Frustandy, Schottenheinz und Lattenjoe: Kann man euch vielleicht mieten? So ne Kasperlestruppe als Rahmenprogramm für das DFB-Pokalspiel wäre doch nett für die kleinen Besucher!
Kickers, aber auch andere Vereine wie die Schnüdel, haben eine gute Tradition, auf die sie mit Stolz zurückblicken und aufbauen können. Jetzt ist die Zeit, nach vorne zu blicken und sich nicht in sinnlosen Diskussionen über Erfolge oder Misserfolge vor Jahrzehnten zu zerfleischen.
Jeder sieht, dass sich bei Kickers eine Menge bewegt - davon dringt sowieso meiner Ansicht nach nur ein Bruchteil nach draußen und das, was passiert ist, ruft schon so viele Emotionen aller Art hervor. Somit sollten nicht nur die Kickers selbst, sondern die ganze Region sich darauf konzentrieren, im Fußball voranzukommen und die jahrzehntelange Stagnation zu überwinden. Vielleicht würde es den FV-Fans gut tun, die Erfolge der Rothosen nicht krampfhaft kleinzureden, sondern sie anzuerkennen und sie übertreffen zu wollen.
Und im Folgejahr dann der Konkurrent nachgekommen.
Fall meine Vermutung falsch ist will ich nichts gesagt haben
http://www.youtube.com/watch?v=efOmlp9ijA0
man schon bleiben!!
http://de.wikipedia.org/wiki/Fu%C3%9Fball-Bayernliga
Aber selbst dafür reicht ’s halt nicht.
Ich hatte doch in meiner Überschrift deutlich 1976/77 geschrieben. Und da waren Kickers eindeutig Bayernligameister. Im Jahr zuvor wart ihr nur punktgleich Zweiter. Das Entscheidungsspiel, im Übrigen auf dem Dallenberg, habt ihr gegen Wacker München verloren. Also Wacker war Meister. Ihr wart nur Vize. Wacker München hat auf den Aufstieg verzichtet!
1. Runde DFB-Pokal ist doch ein super Start in die neue Saison mit den derzeit gesetzten Zielen.
Freue mich, auch wenn es "nur" ein Zweitligist wird. Aber vielleicht hat Würzburg ja Glück und darf sich auf einen großen Namen freuen, davon gibt es ja auch in Liga 2 etliche
FORZA FWK
Würzburg ist und bleibt BLAU!!!
Wenn es dem Mitmenschen in seiner Not hilft, ertragen wir das in unserer Siegesfreude doch mit links.