Manchmal, ja manchmal ist ein Trainer mehr als man glauben mag: Neben Anweisungen geben gehören dieser Tage auch die Bewertung und Suche von Testspielern sowie das Formen eines Teams zu den Aufgaben von Claudiu Bozesan. Natürlich hat der ehemalige rumänische Nationalspieler im Laufe seiner Karriere viel erlebt. Und trotzdem: Der Start in die Bayernliga gleicht einer Herkulesaufgabe.
Gewagte Frischzellenkur
Warum? Mit Sebastian Fries ist nur noch ein einziger Stammspieler aus dem Kader der Vorsaison am Dallenberg zugegen. Die erfahrenen Adam Jabiri (FC Schweinfurt 05), Christopher Bieber (Rot-Weiß Erfurt) und Paul Thomik (Ziel unbekannt), die das Team beim Kampf um den Bayernliga-Aufstieg mit anderen Akteuren aus dem erweiterten Drittliga-Kader unterstützt hatten, haben den Verein mittlerweile verlassen. Und wer ist gekommen? Mit Ausnahme von Jan Nirsberger (29, TSV/DJK Wiesentheid) und Dennie Michel (24, TSV Kleinrinderfeld) kamen nur Akteure, die 21 Jahre oder jünger sind. Die U 23 des FC Würzburger Kickers ist nach diesem Komplettumbruch nun also wirklich eine.
„Deswegen ist und bleibt das Ziel der Klassenerhalt“, beteuert Bozesan, der es schaffte, sein Team nach der 0:8-Klatsche zum Vorbereitungsauftakt gegen den 1. FC Nürnberg II kontinuierlich zu verbessern. „In der Vorbereitung haben wir vier bis fünf Mal in der Woche trainiert und wurden von Spiel zu Spiel besser. Durch die relegationsbedingt kurze Vorbereitung kann ich das Ganze jedoch nur schlecht einschätzen. Zudem sind wir noch nicht ganz so weit, wie ich es gehofft hatte.“ Aller Anfang ist eben schwer.
Da freut es die Verantwortlichen, dass Stürmer Fries (23), Torwart Nirsberger (29) und Mittelfeldmann Michel (24) dazu bereit sind, das junge Team zu führen. Einen richtig erfahrenen Routinier, wie ihn beispielsweise die Reserve des FC Bayern München jahrelang in ihren Reihen hatte, will man bei den Kickers nicht installieren. „Das passt nicht zu unserem Anforderungsprofil“, erläutert Sport-Vorstand Rüdiger Schmitt. In der zweiten Garde des Zweitliga-Neulings sollen ab sofort junge Spieler ausgebildet und weiterentwickelt werden, um sie in Zukunft auch an höhere Aufgaben heranzuführen.
Noch werden Spieler gesucht
Ein Paradigma, das einerseits lobenswert ist, andererseits aber auch für Sorgenfalten im Gesicht des Trainers sorgt. „Wir suchen auch jetzt noch zwei oder drei weitere Spieler, vor allem für den Defensivbereich und den Sturm. Dass neben den finanziellen Gegebenheiten natürlich auch unsere Anforderungen passen müssen, macht die Suche sehr schwer“, sagt der 49-jährige Chefanweiser, der die Erwartungen hinsichtlich des Saisonauftakts am Samstag (16 Uhr) auf der Sieboldshöhe gegen Don Bosco Bamberg dämpft: „Meine Jungs sind richtig heiß auf die Bayernliga. Trotzdem: Bamberg wird uns alles abverlangen und möchte sich zum Saisonauftakt wahrscheinlich auch möglichst gut präsentieren.“
Hinzu kommt, dass die „kleinen Rothosen“ mit Verletzungen zu kämpfen haben. Neben dem zuletzt starken Erik Schnell-Kretschmer verletzte sich auch Dennie Michel am vergangenen Sonntag beim Testspielsieg gegen die SpVgg Neckarelz (2:1). „Beide haben bis jetzt nur Laufeinheiten absolviert. Ich hoffe aber, dass sie wie zwei weitere angeschlagene Spieler bis Samstag fit werden“, sagt Bozesan.
Doch was ist, wenn die gewagte Frischzellenkur des Kaders nach hinten losgeht? „Wenn es dann wirklich gegen den Abstieg geht, werden schon ein oder zwei von Bernd Hollerbachs Jungs aushelfen“, verriet Sport-Vorstand Schmitt zu Beginn der Vorbereitung. Hilfe von oben also. Ein Konzept, dass bei der ehemaligen Bezirksliga-Mannschaft vor nicht allzu langer Zeit für großen Jubel sorgte.