Ein Saunagang macht müde Beine munter. Aber auch bei Spätsommerhitze und gut 30 Grad im Schatten? Nach dem Training am Sonntag-Vormittag ging es für die Spieler des FC Würzburger Kickers auf jeden Fall erst einmal in die Sauna. Die körperliche Fitness ist, daran gibt es gar keinen Zweifel, auch in dieser Saison wieder die Stärke der Würzburger. Gut einen Kilometer – im Ganzen waren es 116,08 – sind die Würzburger Spieler beim 2:0 (0:0)-Sieg am Freitag mehr gelaufen als die Akteure von Gegner VfL Bochum.
Nach dem Spiel war viel von „Leidenschaft“ die Rede gewesen. Das darf man durchaus wortwörtlich nehmen. Die Leiden der Vorbereitung scheinen sich bei den Kickers schon früh in der Saison auszuzahlen. Und das schafft neue Leiden bei den Gegnern der Kickers. Was sich auch mit Zahlen belegen lässt. Denn nicht nur was die Laufleistung angeht waren die Kickers am Freitag besser. Auch die Mehrzahl (54,55 Prozent) der Zweikämpfe entschied die Mannschaft von Bernd Hollerbach für sich. Die Würzburger waren oft einen kleinen Moment schneller am Ball, waren einen Tick standfester und robuster. Schon jetzt – nach drei Pflichtspielsiegen in Serie – kann Kickers-Trainer Bernd Hollerbach sich bestätigt fühlen. Körperlich macht den Würzburgern derzeit tatsächlich in dieser zweiten Liga keiner etwas vor.
Und fußballerisch? „Bochum war besser“, sagte Rico Benatelli zwei Tage nach dem Triumph über den Verein, für den sein Vater Frank 192 Erstliga-Spiele absolviert hatte. Die Gäste aus dem Ruhrpott hatten über weite Strecken der Partie den Ball recht flott durch die eigenen Reihen laufen lassen. 61 Prozent Ballbesitz hatten die Gäste aus dem Ruhrpott am Ende gehabt. „Es gewinnt nicht immer die bessere Mannschaft“, klagte Gäste-Trainer Gertjan Verbeek am Freitagabend. Seiner Mannschaft fehlten aber auch die Mittel, die starke Würzburger Abwehr auszuhebeln. Vor dem Tor zeigten die Kickers indes zweimal ihre Klasse. Die beiden Treffer der Gastgeber waren derart planvoll herausgespielt, dass sich jegliches Gerede darüber, ob dieser Sieg nun glücklich oder zufällig war, schnell erledigt.
„Wir waren vor dem Tor sehr zielstrebig“, sagte Benatelli: „Ich hätte auch in Richtung Eckfahne laufen und auf Zeit spielen können, aber ich wollte dieses Tor unbedingt“, so Benatelli. Auch dieser unbedingte Wille der Würzburger machte am Freitag den Unterschied aus.
Dass Benatellis Treffer zum 2:0 in der Nachspielzeit in seiner Geburtsstadt Bochum für besondere Aufmerksamkeit sorgte, ist ja klar: „Ich habe viele Nachrichten aus Bochum bekommen“, erzählt der 24-Jährige: „Wirklich emotional wird für mich aber erst das Spiel in Bochum. Da werden viele Freunde auf der Tribüne sitzen.“
Bis dahin wird noch eine halbe Saison vergehen. Es bleibt spannend zu verfolgen, ob die Kickers bis dahin die Erwartungen, die sie durch ihre guten Leistungen schon jetzt erzeugt haben, erfüllen können. Beim Pokalsieg gegen den in der Liga noch immer ungeschlagenen Tabellenführer Eintracht Braunschweig und beim Freitagserfolg gegen die hoch eingeschätzten Bochumer hat sich das Hollerbach-Team das nötige Selbstvertrauen geholt.
Die Würzburger können mithalten im Zweitliga-Geschäft, das haben sie früh in dieser Saison bewiesen, und im Kader schlummert noch weiteres Potenzial. Neuzugang Junior Diaz zeigte bei seinem Premierenspiel im Kickers-Dress manche Schwäche. „Ihm fehlt noch etwas die Wettkampfhärte“, kommentierte Trainer Hollerbach die Leistung des 69-maligen Erstliga-Spielers. Schließlich war Diaz in der Rückrunde der vergangenen Saison bei Darmstadt 98 meist Zuschauer gewesen. „Er hat alles gegeben. Nächste Woche dürfte er schon einen Schritt weiter sein“, glaubt Hollerbach, der sich nach dem Sonntagstraining schnell auf den Weg in Richtung Düsseldorf machte.
Im Rheinland beobachtete Hollerbach das 1:1 der Fortuna gegen den kommenden Kickers-Gegner SpVgg Greuther Fürth. Dass die Kickers auch nach Ablauf des vierten Spieltags das beste fränkische Zweitliga-Team sind, dürfte bei dieser Partie für besondere Brisanz sorgen.