Es war kein großes Fußballspiel, dieses 1:1 (0:0) von Drittliga-Aufsteiger FC Würzburger Kickers gegen Dynamo Dresden. Dazu waren die Umstände nach der frühen Roten Karte gegen Würzburgs Abwehrmann Clemens Schoppenhauer (14.) nicht mehr die richtigen. Und doch flirrte am Samstagnachmittag am Dallenberg die Luft. Die Atmosphäre in der altgedienten, für die Dritte Liga enorm aufgehübschten und mit 9011 Zuschauern gefüllten Arena war durchaus beeindruckend. Und auch die Kickers-Mannschaft hat Eindruck hinterlassen – auf jeden Fall beim Titelaspiranten aus Sachsen. Für das Dresdner Selbstverständnis war ein Remis nach über 75 Minuten Überzahl bei einem Aufsteiger herzlich wenig. Die Fragen der mitgereisten Journalisten waren kritisch, die Dresdner Spieler gaben sich selbstkritisch. Nein, man habe vieles nicht gut gemacht, befanden sie allesamt. „In Würzburg ist es aber auch schwierig zu spielen“, sagte Dynamo-Torschütze Michael Hefele. Würzburg ist zurück auf der nationalen Fußballlandkarte.
Und Amir Shapourzadeh ist der erste Kickers-Spieler, der sich in die Liste der Drittliga-Torschützen eingetragen hat. Es war die 78. Minute, als es so aussah, dass den Kickers in ihrem ersten Heimspiel der ganz große Coup gelingen könnte. Der eingewechselte Dennis Russ hatte mit einem langen Sprint ein Loch in Dresdens Abwehr gerissen, den Schuss des vom SC Freiburg II gekommenen Neuzugangs konnte Dynamo-Torhüter Janis Blaswich nur nach vorne abprallen lassen, Shapourzadeh reagierte gedankenschnell und vollendete zum 1:0 – der Dallenberg bebte. Würzburgs Kapitän geriet später ins Schwärmen, wenn er über die Kulisse sprach: „Unsere Fans haben uns 90 Minuten nach vorne gepeitscht und unterstützt. Das war ein super Gefühl. Das hat heute riesig Spaß gemacht“, sagte er.
Und doch blieb am Ende dieses Samstagnachmittags das unbehagliche Gefühl, dass die Würzburger nach zwei Remis an den ersten beiden Spieltagen irgendetwas liegen gelassen haben, was sie später noch bereuen könnten. Schon beim Auftakt-0:0 beim SV Wehen-Wiesbaden waren die Würzburger einem Sieg deutlich näher als der Gegner. Und Dresden brauchte am Ende einen fragwürdigen Elfmeter, um sich einen Zähler zu retten.
„Eher außerhalb des Strafraums“ verortete Kickers-Akteur Lukas Billick jenen Platz, an dem ihm Dresdens Aias Aosman über die Klinge sprang. Hefele verwandelte den folgenden Strafstoß zum 1:1 (84.) und ließ die Kickers grübeln, ob sie sich nun über ihren couragierten Auftritt freuen könnten oder nicht. Wer sich über den Elfmeterpfiff ärgert, sollte freilich auch nicht vergessen, dass die Kickers bereits nach acht Minuten Glück hatten, als Schiedsrichter Arne Aarnink einem Dresdner Treffer nach einer unübersichtlichen Situation im Strafraum die Anerkennung verweigerte. Ob zu Recht oder nicht, das konnten noch nicht einmal die Fernsehbilder endgültig klären.
„Meine Mannschaft hat hier in Unterzahl gegen einen tollen Gegner kaum etwas zugelassen. Das Laufpensum meines Teams war einfach klasse“, meinte Kickers-Trainer Bernd Hollerbach. Tatsächlich hatten die Kickers nach der frühen – freilich auch berechtigten – Roten Karte gegen Clemens Schoppenhauer eine taktische Meisterleistung vollbracht. Hollerbach hatte sein Team fortan einzig und alleine aufs Verteidigen getrimmt. Und die Dresdener fanden tatsächlich kaum eine Lücke im vielbeinigen Abwehrnetz, das die Roten um ihren Strafraum gesponnen hatten.
Wenn dann doch einmal ein Schuss durchkam, erwies sich Kickers-Keeper Dominik Brunnhübner bei seinem ersten Drittliga-Starteinsatz als sicherer Rückhalt. Die Kickers waren für die technisch beschlagenen Sachsen ein höchst unangenehmer Gegner. Die Defensivarbeit scheint auch in dieser Saison wieder das Trumpfstück des Hollerbach-Teams zu sein. Trotzdem ist die Laune bei den Kickers nach zwei Remis zum Drittliga-Auftakt noch unentschieden.
Die Statistik des Spiels
FC Würzburger Kickers – SG Dynamo Dresden 1:1 (0:0)
Würzburg: Brunnhübner – Demirtas, Weil, Schoppenhauer, Nothnagel – Fennell – Karsanidis, Nagy (85. Thomik), Benatelli (62. Russ) – Shapourzadeh, Bieber (16. Billick).
Dresden: Blaswich – Teixeira, Modica, Hefele, Müller – Hartmann (46. Andrich) – Eilers (72. Tekerci), Aosman, Lambertz (79. Testroet), Stefaniak – Väyrynen. Tore: 1:0 Shapourzadeh (78.), 1:1 Hefele (84., Foulefmeter).
Rot: Schoppenhauer (14., Notbremse).
Gelb: Nagy, Nothnagel, Karsanidis – Hartmann, Aosma, Andrich.
Schiedsrichter: Aarnik (Nordhorn).
Zuschauer: 9011 (ausverkauft).
Freilich könnte man mit ein klein wenig mehr Glück in den beiden ersten Spielen jetzt sogar mit an der Spitze stehen. Und natürlich können am Schluss vier Punkte in der Endabrechnung fehlen. Aber unbehaglich ist mir das noch lange nicht.
Unbehaglich wäre es gewesen, wenn das erste Heimspiel in Frankfurt beim FSV hätte ausgetragen werden müssen. Und einige von außen haben sich ja nicht gerade ein Bein heraus gerissen, damit das nicht der Fall ist.
Hallo aufwachen. Nach zwei Spielen gegen Aufstiegsaspiranten ist man noch ungeschlagen. Woanders hätte man zweimal knapp verloren und dann davon gesprochen, dass man darauf aufbauen kann und dass das Mut macht.
Bravo, dass man diese Nagelprobe, gleich einen der Vereine, mit einigen der gefürchtesten Chaoten, in allen Belangen super gemeistert hat. Selbst von Dresdner Vereinsseite gab es ein rießiges Lob.
Würzburg ist wohl die Stadt der Pessimisten. Unglaublich!