Die Hoffnung der Fans auf einen erneuten Überraschungscoup blieb unerfüllt, eine zwischenzeitliche furiose Aufholjagd im zweiten Viertel und ein Aufbäumen in der Schussphase blieben – anders als im Hinspiel – ungekrönt.
In einer phasenweise hitzigen Partie musste sich Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg am Freitagabend vor 3140 Zuschauern in der ausverkauften s.Oliver Arena der Übermacht von Tabellenführer FC Bayern München beugen und unterlag trotz einer beherzten Vorstellung mit 74:80 (37:40).
„Glückwunsch an die Bayern zu einem verdienten Start-Ziel-Sieg. Wir sind in beide Halbzeiten zu vorsichtig und nicht mit hinreichend Selbstbewusstsein hineingegangen. Die Mannschaft hat jedoch viel Charakter gezeigt, war letztlich aber nicht genügend gut, um die Partie für sich zu entscheiden“, gab sich Baskets-Cheftrainer Dirk Bauermann als fairer Verlierer.
Nettigkeiten vor dem Sprungball
Unmittelbar vor dem Sprungball hatten sich die Hauptdarsteller im Mittelkreis noch fast freundschaftlich begrüßt. Baskets-Spielmacher Cliff Hammonds herzte US-Landsmann Reggie Redding, mit dem er zusammen 2014 mit Alba Berlin den Pokal gewonnen hatte, nicht minder liebenswürdig gingen die beiden Nationalspieler Robin Benzing und Münchens Danilo Barthel miteinander um.
Doch mit den Nettigkeiten sollte es in der Partie schnell vorbei sein. Die Gäste, die 48 Stunden zuvor noch beim 80:78-Erfolg in St. Petersburg im EuroCup-Wettbewerb gefordert waren, erwischten zunächst den besseren Start, von eventuellen Reisestrapazen war dem Star-Ensemble von der Isar nichts anzumerken. Es dauerte bis zur dritten Minute, ehe Robin Benzing mit zwei Freiwürfen beim Stand von 0:7 die ersten Baskets-Punkte der Partie erzielen sollte, aus dem Feld war nach zuvor fünf Fehlversuchen Kapitän Kresimir Loncar per Dreier erstmals Mitte des ersten Viertels erfolgreich.
Gäste spielten mit Leichtigkeit
Während die Gastgeber in der Offensive zäh um jeden erfolgreichen Korb kämpfen mussten und im ersten Viertel gerade mal zwei Körbe bei zwölf Versuchen aus dem Spiel heraus erzielten, hatte das Münchner Spiel eine Leichtigkeit und Schnelligkeit, das die Würzburger ein ums andere Mal vor Probleme stellte.
Noch im ersten Abschnitt führten die FCB-Korbjäger erstmals zweistellig (17:7/7. Minute) und bauten den Vorsprung dann auf 16 Zähler aus (36:20/14.) aus. „Wir sind viel zu nervös gestartet und haben mit Angst gespielt. Das nutzt eine Klasse-Mannschaft wie die Bayern natürlich gnadenlos aus“, resümierte Benzing. Der Liga-Topscorer hatte lange Zeit große Probleme, in die Partie zu finden, war am Ende aber mit 18 Zählern abermals bester Werfer bei den Hausherren.
Doch wie schon im Hinspiel, als die Würzburger beim 84:76-Erfolg im AudiDome einen zwischenzeitlichen 20:42-Rückstand umgebogen hatten, kämpften sie sich auch dieses Mal zurück in die Partie. Ein 15:2-Lauf, den Publikumsliebling Maurice Stuckey mit drei Dreiern garnierte, brachte die Hausherren zurück in die Partie – und die Anhänger endgültig in Derby-Stimmung.
Münchner waren nicht zimperlich
Auch, weil es auf dem Parkett nun zunehmend nickliger wurde und die wahrlich nicht zimperlich zu Werke gehenden Gäste sich in dieser Phase mehr mit den Schiedsrichtern auseinandersetzten, gestenreich lamentierten und nahezu keinen Pfiff unkommentiert ließen. Die Hausherren nutzten die brodelnde Atmosphäre auf den Rängen, um bis zur Halbzeit beim Stand von 37:40 wieder in Schlagdistanz zu kommen.
Doch statt den Schwung der Schlussphase der ersten zwanzig Minuten mitzunehmen, schien es so, als hätte jemand in der Kabine den Baskets den Stecker gezogen. Wie schon zu Beginn der Partie verschliefen die Würzburger auch den Start der zweiten Hälfte komplett, mit einem schnellen 10:0-Lauf verschaffte sich der Favorit früh im dritten Viertel ein letztlich entscheidendes Polster.
Vergeblicher Glaube an Sensation
Offensiv ging in dieser Phase bei der Heim-Fünf wenig zusammen, während die Münchner, bei denen der serbische Vize-Europameister Milan Macvan nach einem am Mittwoch erlittenen Kreuzbandriss fehlte, routiniert ihr Pensum herunterspulten. Auf 20 Punkte war der Rückstand zum Ende des dritten Abschnitts angewachsen (45:65).
„Wir hatten ein paar mentale Aussetzer, und leider sind auch einige offene Würfe nicht gefallen. Aber wir haben Moral bewiesen und noch mal gezeigt, dass wir auch gegen solche Mannschaften mithalten können“, sagte US-Flügelspieler E.J. Singler, der mit drei Dreiern im Schlussabschnitt sich ebenso vehement gegen die Niederlage stemmte wie Benzing, der zwölf Zähler im vierten Viertel markierte und mit seinem erfolgreichen Drei-Punkte-Wurf zum 74:79 bei 42 Sekunden Restspielzeit noch mal kurzzeitig den Glauben an die Sensation weckte – letztlich aber vergeblich, „weil München halt eine Mannschaft ist, die sich das nicht zweimal in einer Partie nehmen lässt“, brachte es Stuckey, der ebenso wie Loncar in der zweiten Halbzeit ohne Zähler blieb, auf den Punkt.