Nach dem 1:1 beim sieglosen Schlusslicht Carl Zeiss Jena nun also die wegen vieler vergebener Chancen unnötige 0:2 (0:2)-Niederlage gegen Aufstiegsanwärter MSV Duisburg. So kommen die Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers nicht voran. Trainer Michael Schiele wollte dem Eindruck, dass die Rothosen derzeit auf der Stelle treten etwas entgegensetzen. Fünf der letzten acht Pflichtspiele hätten die Kickers gewonnen, rechnete er vor. Und zog bei dieser Aufstellung auch die beiden Siege im Toto-Pokal-Wettbewerb gegen Regionalligisten hinzu. Was Schiele damit sagen wollte: Die Richtung stimmt. Man könnte ihm freilich auch entgegenhalten, dass die Rothosen von den letzten vier Ligaspielen nur eines gewonnen haben. Es ist eben immer eine Frage der Betrachtungsweise. Dabei ist die Rechnung eigentlich ganz einfach. 46 Punkte reichten in der vergangenen Drittliga-Spielzeit aus, um den Klassenerhalt zu schaffen. Um zur Saison-Halbzeit die halbe Miete einzufahren, also auf 23 Zähler zu kommen, brauchen die Kickers sieben Punkte aus den nächsten sechs Partien. Was muss sich ändern, damit es doch noch eine sorgenfreie Saison wird, wie sie die Kickers im Sommer angestrebt haben. Die Baustellen der Würzburger:
Die Abwehr
Die Kickers sind noch immer, den Zahlen nach, die Schießbude der Dritten Liga. 31 Gegentore sind der Höchstwert. Auch im 17. Versuch gelang es den Rothosen nicht, den eigenen Kasten sauber zu halten und bei einem Pflichtspiel ohne Gegentor zu bleiben. Bei den Treffern von Moritz Stoppelkamp (17.) und Lukas Daschner (44.) ließen die Kickers den Duisburger Gegenspielern ungewöhnlich viel Platz. "Das war schlecht verteidigt", stellte auch Vize-Kapitän Daniel Hägele fest. Da hilft es kaum, dass die Kickers sich hernach damit trösteten, dass die Duisburger von den beiden Treffern abgesehen keine echte Chance mehr hatten. Auch Schieles Maßnahme, Hägele nach dem missglückten Saisonstart aus dem defensiven Mittelfeld in die Innenverteidigung zurückzubeordern, hat der Mannschaft nicht auf Dauer zu Stabilität verholfen. Am kommenden Wochenende wird Schiele wieder die Hintermannschaft umstellen müssen: Kapitän Sebastian Schuppan ist für das Spiel beim 1. FC Kaiserslautern nach seiner fünften Gelben Karte gesperrt.
Die Taktik
Das Würzburger Spiel ist risikoreich. Beide Außenverteidiger spielen extrem offensiv. Dadurch ergeben sich immer wieder Lücken, die die Gegner ausnutzen. Vor beiden Gegentoren gegen Duisburg kamen die Würzburger nach Ballverlusten und schnellen Gegenstößen auf den Flügeln nicht in den Zweikampf. Offensiv ist das Kickers-Spiel indes auf Geschwindigkeit angelegt. Die Rothosen haben immer ein Problem, wenn sie das Spiel gestalten müssen. Ein Indikator dafür: In dieser Saison hatten die Kickers nur in den Partien gegen Duisburg, in Jena, in Magdeburg, gegen Zwickau und gegen Großaspach ein Plus in Sachen Ballbesitz. Keine dieser vier Partien konnten die Rothosen gewinnen. Das deutliche Chancenplus gegen Duisburg kann man zwar als Hoffnungszeichen werten. Am Ende aber bleibt unterm Strich ein weiterer Rückschlag.
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Die Ersatzbank
Die Ausgeglichenheit im Kader scheint nicht allzu groß zu sein. Zumindest scheint die Auswahl an Spielern für Trainer Michael Schiele recht begrenzt. Wer den Kader auf der Internetseite der Kickers aufruft, bekommt 29 Spieler zu sehen. Acht Spieler wurden noch gar nicht eingesetzt. Man könnte sagen: Schiele hat seine Wunschelf gefunden. Die Zahl der offenbar abgeschriebenen Spieler ist aber ungewöhnlich hoch.