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Fussball: Bundesliga
Die Baskets verlieren eine dramatische Partie
Eine umstrittene Schiedsrichter-Entscheidung 7,4 Sekunden vor Spielende raubt Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg die letzte Siegchance gegen Ludwigsburg
Würzburgs Junior Etou (rechts) verteidigt den Ball gegen den Ludwigsburger Nick Weiler-Babb.
Foto: Heiko Becker | Würzburgs Junior Etou (rechts) verteidigt den Ball gegen den Ludwigsburger Nick Weiler-Babb.
Stefan Mantel
 |  aktualisiert: 22.08.2022 17:02 Uhr

Von Thomas Brandstetter und Stefan Mantel

Würzburg   Die die Begegnung letztlich entscheidende Szene spielt sich exakt 7,4 Sekunden vor Schluss ab. 84:87 steht es, und Cameron Wells will den Ball nach vorne bringen, damit die Baskets mit einem Dreier zumindest die Verlängerung erzwingen. Der Texaner dribbelt an die rechte Seitenlinie, und der Ludwigsburger Konstantin Konga kommt angerauscht und hat ganz bestimmt den Auftrag und den festen Willen, den Würzburger Spielmacher zu foulen. Damit der an die Linie muss, mit Freiwürfen maximal zwei Punkte erzielen könnte und Ludwigsburg anschließend wieder die Kugel in Besitz hat.

Umstrittener Pfiff des Referees

Die beiden laufen nebeneinander her, und irgendwie verheddern sie sich mit den Beinen. Konga fällt. Der Schiedsrichter pfeift. Offensivfoul gegen Wells. Der versteht die Welt nicht mehr, schaut ungläubig und wie ein begossener Pudel drein, und weil es sein fünftes Foul ist, muss Wells auch runter vom Parkett. Konga grinst schelmisch Richtung seiner Mitspieler auf der Auswechselbank, und die Zuschauer in der den ganzen Abend über schon sehr stimmungsvollen s.Oliver Arena beginnen das Toben.

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"Schieber"-Rufe schallen durch die Halle, eine Klatschpappe fliegt aufs Parkett. Der Hallensprecher muss zur Ordnung rufen: regnet es weitere Gegenstände, droht der Spielabbruch. Doch die Anhänger sind kaum zu beruhigen, schimpfen auch noch, als Sekunden später der mit 23 Punkten erfolgreichster Werfer der Begegnung, der Ludwigsburger Khadeen Carrington, zwei Freiwürfe zum Endstand versenkt.

"Mal gibt es gute Pfiffe, mal schlechte Pfiffe"

Mit 84:89 (42:42) verliert Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg also ein abermalig am Ende dramatisches und über 40 Minuten enges Spiel, in dem keine der beiden Mannschaften jemals zweistellig in Führung lag, gegen die MHP Riesen Ludwigsburg und kassiert die vierte Niederlage im neunten Saisonspiel. "Mal gibt es gute Pfiffe, mal schlechte Pfiffe der Schiedsrichter. Dies war kein guter. Aber deswegen alleine haben wir nicht verloren", kommentierte Wells in der für ihn üblichen unaufgeregten Art die Szene. Und auch wenn man tatsächlich etwas Fantasie benötigt, um das Offensivfoul gegen 31-Jährigen, dieses Mal nicht ganz so dominant wie zuletzt bei den Siegen in Ulm und Frankfurt auftretenden US-Guard nachzuvollziehen – als Ausrede für die Niederlage wollte auch Baskets-Trainer Denis Wucherer sie nicht gelten lassen. "Ein interessanter Pfiff" sagte der 46-Jährige dazu und dass sie sich die Videoaufnahmen gerade von dieser Szene auch noch einmal "sehr genau anschauen" wollen. "Denn eigentlich gibt es seit ein paar Jahren das Credo unter den Referees, ein Spiel nicht mit einem Pfiff entscheiden zu wollen."

Wucherer machte jedoch auch andere Gründe aus für die dritte Heimniederlage der Spielzeit, die er bündelte in dem Satz: "Wir hatten die Chance, das Spiel zu gewinnen, aber gerade am Schluss nicht clever genug agiert. Da gab es einige Situationen, die wir als Team deutlich besser hätten lösen müssen." Als "sehr hart umkämpft", bezeichnete Ludwigsburgs Coach John Patrick, Anfang des Jahrzehnts in Würzburg tätig, die Begegnung. "Wir sind sehr stolz, in dieser heißen Atmosphäre in Würzburg gewonnen zu haben und waren am Ende vielleicht einen Tick besser und glücklicher."

Reboundschwäche der Würzburger Center

Der Statistikbogen hielt für die Würzburger durchaus sehr ordentliche Daten bereit: 28 Assists, nur zehn Ballverluste, 40 Prozent Dreierquote (8 Treffer bei 20 Versuchen), 88 Prozent Freiwurfquote (22 von 25), fünf Akteure trafen zweistellig. "Mit diesen Zahlen", meinte Wucherer, "hast du in acht von zehn Spielen eine sehr gute Chance zu gewinnen."

Dass es trotzdem nicht reichte, hatte zwei Gründe: Zum einen die Reboundschwäche seiner Center an diesem Samstagabend. Über 35 Minuten standen Johannes Richter (gut zehn Minuten) und Luke Fischer (gut 25) auf dem Parkett - und nur dem Amerikaner, der ansonsten ein gutes Spiel machte und mit 20 Zählern Würzburgs Treffsicherster war, gelang es, sich zwei Abpraller zu schnappen. "Gerade in entscheidenden Phasen musst du dir halt auch mal ein paar Bälle krallen", meinte Wucherer. Zudem gelang es den Gastgebern zu selten, die athletischen Guards der Schwaben im Eins-gegen-Eins auf dem Weg zum Korb zu stoppen, eine herausragende Trefferquote von 68 Prozent aus dem Zwei-Punkte-Bereich war die logische Konsequenz. "Die Ludwigsburger sind oft ohne Gegenwehr bis zum Korb durchgekommen, da war keiner da zu helfen. Wenn wir so eine Partie gewinnen wollen, müssen wir es in der Verteidigung besser lösen", so Wucherer.

So überwog trotz einer über weite Phase abermals formidablen Leistung die Enttäuschung, einen durchaus möglichen "big point" gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um die Play-off-Plätze liegen gelassen zu haben. "Heute haben wir eine Chance verpasst, uns oben ein wenig festzusetzen", resümierte Geschäftsführer Steffen Liebler, "und leichter wird’s am Dienstag in Bamberg sicher nicht."

Dann geht es für die Würzburger um 19 Uhr beim einstigen Serienmeister weiter. Die Brose Arena ist die einzige Bundesligahalle dieser Republik, in der die Baskets noch nie gewinnen konnten.

 
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