Dass es im schnelllebigen Profisport-Geschäft immer wieder mal zum Aufeinandertreffen mit ehemaligen Spielern kommt, ist nichts Ungewöhnliches – im sich mitunter besonders rasant drehenden Basketball-Kosmos erst recht nicht. Doch derart viele Wiedersehen, wie sie Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg in der anstehenden Saison bevorstehen, ist dann doch ungewöhnlich. Gleich 15 Ex-Korbjäger werden in der Spielzeit 2021/22 mit ihren neuen Klubs auf die Unterfranken treffen. Bei einigen dürfte es ein großes Hallo geben, hinterließen sie doch in ihrer Zeit im Baskets-Dress einen bleibenden Eindruck. Andere spielten eher eine Nebenrolle, blieben hinter den Erwartungen zurück oder schafften erst an anderer Stelle den erhofften Durchbruch. Ein Überblick (die statistischen Werte beziehen sich auf die Zeit der Spieler in Würzburg):
FC Bayern München
Joshua Obiesie: Als der Branchen-Primus Ende Juli die Verpflichtung von Joshua Obiesie bekanntgab, sorgte dies nicht nur in Fan-Kreisen für Erstaunen. Er habe zuletzt „auf seinem Weg etwas Zeit verloren“, umschrieb FCB-Sportdirektor Daniele Baiesi die ins Stocken gerate Karriere des einst als Top-Talent geltenden Obiesies. Mit der Anmeldung zum letztlich erfolglosen NBA-Draft nach nur wenigen Monaten in der BBL hatte der 1,98 Meter große Guard im Sommer 2019 eine Erwartungshaltung geweckt, der er – realistisch betrachtet – nicht gerecht werden konnte. In seiner Heimatstadt unter dem gestrengen Andrea Trinchieri versucht der dreifache Nationalspieler sich nun neu zu beweisen.
Von Januar 2019 bis Juni 2021 in Würzburg, 60 Bundesligaspiele, 284 Punkte, 743:20 Minuten Spielzeit.
MHP Riesen Ludwigsburg
Jordan Hulls: Wenn die Fans im Stakkato seinen Namen zur Melodie von „Baby, give it up“ der KC & The Sunshine Band sangen, hatte Jordan Hulls vermutlich wieder in unnachahmlicher Weise jenseits der Drei-Punkte-Linie eingenetzt. Der 31-Jährige ist trotz seiner nur 1,80 Meter Körpergröße ein begnadeter Werfer aus allen Lagen. Nicht wenige vermuten, dass die Baskets im Mai 2019 den „Fiba Europe-Cup“ in ihre Vitrine hätten stellen dürfen, wenn der US-Amerikaner im Rückspiel gegen Sassari nicht verletzungsbedingt gefehlt hätte.
Juli 2018 bis März 2020, 49 BBL-Spiele, 592 Punkte, 1142:58 Minuten Spielzeit.
Medi Bayreuth
Cameron Wells: Man darf wohl mit Fug und Recht behaupten, dass der US-Spielmacher bis zum Corona-bedingten Saisonabbruch die beste Saison seiner Karriere spielte – und die Baskets wohl zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte in die Play-offs geführt hätte. Nach einer wenig erfolgreichen Saison in Frankreich kehrt der 33-Jährige in die Bundesliga zurück. Nach überstandener Corona-Infektion zu Beginn der Saisonvorbereitung suchte Wells zuletzt aber noch nach seiner Top-Form aus Würzburger Tagen.
Juli 2018 bis März 2020, 54 BBL-Spiele, 698 Punkte, 1508:38 Minuten
Hakro Merlins Crailsheim
Maurice Stuckey: Insgesamt fünf Spielzeiten ging der gebürtige Augsburger für die Baskets auf Korbjagd, war mit seiner kämpferischen Spielweise stets einer der Lieblinge der Fans. Seinen Wechsel 2018 trotz laufenden Vertrags ausgerechnet zurück nach Bamberg nahm ihm aber ein Teil der Anhängerschaft übel. Das erhoffte Glück fand er bei den Oberfranken nicht. Seit November 2019 hat der 31-Jährige, dessen Lebensmittelpunkt weiter in Würzburg ist, in Crailsheim eine neue sportliche Heimat gefunden.
Juli 2012 bis Juni 2014 sowie Juli 2015 bis Juni 2018, 164 BBL-Spiele, 1250 Punkte, 3354:13 Minuten Spielzeit
Dejan Kovacevic: Als Talent vom FC Bayern München vorrangig fürs Baskets-Farmteam verpflichtet, schnupperte Dejan Kovacevic in Würzburg auch ein wenig Bundesliga-Luft. Inzwischen ist der 24-jährige Center zu einem gestandenen BBL-Spieler gereift.
Juli 2017 bis Juni 2018, 14 BBL-Spiele, 51 Punkte, 86:39 Minuten Spielzeit
Basketball Löwen Braunschweig
Owen Klassen: Als Nachverpflichtung kurz vor Weihnachten stieß der heute 29-Jährige zur Mannschaft vom damaligen Baskets-Trainer Dirk Bauermann. Doch auch mit dem 2,08-Meter-Center wurde in einer von vielen Personalwechsel geprägten Saison das Ziel Play-offs verpasst.
Dezember 2017 bis Juni 2018, 14 BBL-Spiele, 180 Punkte, 432:50 Minuten Spielzeit
Fraport Skyliners Frankfurt
Lukas Wank: Seine ersten Gehversuche in der BBL machte Lukas Wank im Baskets-Trikot. Nach einem Abstecher in die Zweite Liga nach Köln (unter Trainer Denis Wucherer) entwickelte sich der 24-Jährige in Braunschweig Stück für Stück weiter – und zählte zum Kader der deutschen Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Tokio diesen Sommer.
Juli 2016 bis Juni 2017, 5 BBL-Spiele, 18 Punkte, 40:25 Minuten Spielzeit
Telekom Baskets Bonn
Skyler Bowlin: Der 32-jährige US-Amerikaner bildete mit Wells und Hulls ein kongeniales Guard-Trio. Wie Hulls hatte der bissige Verteidiger eigentlich einen Vertrag bis 2021, doch die Corona-Pandemie zwang den Klub zur vorzeitigen Auflösung. Nach Gastspielen in Griechenland und Polen letzte Saison kehrt der 1,91-Meter-Mann in die Bundesliga zurück.
Juli 2018 bis März 2020, 49 BBL-Spiele, 496 Punkte, 1202:11 Minuten Spielzeit
Leon Kratzer: Der Sohn von Ex-National-Center Marc Suhr ist mit seinen 2,10 Metern bei 111 Kilogramm eine „echte Kante“ unter den Körben. Als „ProA-Spieler des Jahres“ war Kratzer aus dem Bamberger Nachwuchsprogramm nach Würzburg gewechselt und nahm bei den Baskets erstmals eine größere Rolle in der Bundesliga ein.
Juli 2017 bis Juni 2018, 28 BBL-Spiele, 91 Punkte, 322:26 Minuten Spielzeit
Tyson Ward: Es waren zweifellos schwierige Umstände, unter denen Tyson Ward vergangene Saison seine Profi-Karriere startete. Doch der 24-jährige US-Forward war eine der wenigen Konstanten im durch Verletzungen und andere Widrigkeiten gebeuteltem Team und am Ende der Spieler mit der meisten Einsatzzeit im Baskets-Leibchen
Juli 2020 bis Juni 2021, 33 BBL-Spiele, 302 Punkte, 806:22 Minuten Spielzeit
Mitteldeutscher BC
Johannes Richter: Für den gebürtigen Ansbacher wird es nicht nur mit den Baskets ein Wiedersehen geben. Der MBC ist für den 27-jährigen Center mittlerweile der achte BBL-Klub, für den der 27-Jährige auf Korbjagd gehen wird.
Juli 2018 bis März 2020, 46 BBL-Spiele, 259 Punkte, 613:33 Minuten Spielzeit
Jobstairs Gießen 46ers
Florian Koch: „Flo langfristig binden“ forderte vor der abgelaufenen Saison der Fanklub auf am Baskets-Trainingszentrum prominent platzierten Bannern. Die Hoffnung der Anhänger erfüllte sich nicht. Nur ein weiteres Jahr blieb der gebürtige Bonner. Im Sommer fiel auch der Publikumsliebling dem verordneten Neuanfang zum Opfer und erhielt kein neues Vertragsangebot.
Juli 2018 bis Juni 2021, 87 BBL-Spiele, 624 Punkte, 1676:22 Sekunden Spielzeit
MLP Academics Heidelberg
Robert Lowery: Der 33-jährige US-Spielmacher stand vergangene Saison sinnbildlich für die Verletzungsmisere der Baskets. Kaum nachverpflichtet, fiel Lowery wochenlang mit einer Armverletzung aus. Bei seinen wenigen Auftritten deutete der Ex-Berliner an, dass er das Team durchaus frühzeitiger in sicherere Fahrwasser hätte manövrieren können.
Februar 2021 bis Juni 2021, 11 BBL-Spiele, 115 Punkte, 254:12 Minuten Spielzeit
Brekkott Chapman: Der vermutlich größte Pechvogel in den vergangenen Spielzeiten war der 25-jährige US-Flügelspieler: Erst ein Meniskus-Abriss in seiner Premieren-Saison als Profi, dann im zweiten Jahr ein Teilriss der Achillessehne. Mehr als sein zweifellos vorhandenes Potenzial andeuten konnte Brekkott Chapman in Würzburg letztlich nicht.
Juli 2019 bis Juni 2021, 20 BBL-Spiele, 197 Punkte, 436: 19 Minuten Spielzeit
Max Ugrai: Der gebürtige Heckfelder (Main-Tauber-Kreis) durchlief bei den Baskets sämtliche Jugend-Mannschaften, war U-20-Nationalspieler und feierte 2013 sein Bundesliga-Debüt im Baskets-Dress. Seine stärkste Erstliga-Saison spielte der 26-Jährige nach seinem Wechsel für Jena. Ugrais Schwester Hannah (27) verstärkt seit dieser Saison ebenfalls den Aufsteiger. Sie kümmert sich abseits des Parketts um die Themen Marketing und PR sowie Sponsoren-Betreuung und -Akquise.
Juli 2012 bis Juni 2014, Juli 2015 bis Juni 2017, 70 BBL-Spiele, 235 Punkte, 876:35 Minuten Spielzeit