Die Diskussionen dauerten lange. Um 15.30 Uhr waren am Montag-Nachmittag Vertreter aller Fußball-Drittligisten zu einer Videokonferenz mit Vertretern des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) zusammengeschaltet worden. Am Abend um 20.13 Uhr veröffentlichte der Verband eine Pressemitteilung mit dem Ergebnis der Unterredung: die Zwangspause, die die Dritten Liga einlegen muss, um die Verbreitung des neuartigen Corona-Virus einzudämmen, geht mindestens bis 30. April. Einige Stunden zuvor hatten die Klubs der ersten und zweiten Bundesliga, die unter dem Dach der Deutschen Fußballliga DFL organisiert sind, sich darauf geeinigt, vorerst nur bis 2. April pausieren zu wollen. Dabei war auch über die Möglichkeit von Spielen ohne Publikum gesprochen worden. Eine solche Lösung aber scheint für die Drittligisten ausgeschlossen zu sein. Der Anteil der Zuschauereinnahmen am Gesamtbudget der Klubs ist hier deutlich größer als in Liga eins und zwei, wo der Großteil der Einnahmen durch TV-Übertragungsrechte erwirtschaftet wird.
Ein entscheidender Unterschied. So orientieren sich die Drittligisten mit dem Datum 30. April auch an behördlichen Anordnungen. Vorher wäre es in ganz Deutschland, aufgrund der erlassenen Vorschriften zu Versammlungen, ohnehin nicht möglich, Fußballspiele vor größeren Zuschauermengen abzuhalten. Ob sich die Lage im Zusammenhang mit dem Corona-Virus bis Anfang Mai gebessert hat, darf freilich bezweifelt werden. "Ziel der Drittligisten bleibt es, die Saison unter Ausnutzung aller terminlichen Möglichkeiten fortzusetzen und sportlich zu Ende zu spielen - sofern dies aus gesundheitlicher und behördlicher Sicht vertretbar ist."
Der Entscheidung seien freilich "intensive Diskussionen" vorausgegangen, steht in der Mitteilung. Einige Klubs in der Liga hatten sich bereits im Vorfeld der Sitzung öffentlich für einen Saisonabbruch ausgesprochen. Die Ost-Klubs FSV Zwickau, Carl Zeiss Jena und Hallescher FC, in der aktuellen Tabelle der Liga allesamt akut abstiegsgefährdet, wollten sich gemeinsam für eine solche Lösung stark machen. Halles Präsident ist derzeit selbst an Covid-19 erkrankt und führt die Klub-Geschäfte von daheim aus.
"Die Tragweite der aktuellen Krise ist immer noch nicht in vollem Ausmaß abzusehen. Unter Abwägung alle Aspekte und Interessen sind Vernunft und Verantwortung unser oberstes Gebot", wird Tom Eilers, Präsidiumsmitglied von Zweitligist Darmstadt 98, aber noch immer gewählter Vorsitzender des Ausschusses Dritte Liga, in der Pressemitteilung des Verbandes zitiert. Eine Aussage, die die Ratlosigkeit der Funktionäre widerspiegelt. Auch DFB-Vizepräsident Peter Frymuth, in dessen Verantwortungsbereich die Dritte Liga fällt, wird nur mit Allgemeinplätzen zitiert: "Auf uns warten gewaltige Herausforderungen - in der Gesellschaft, im organisierten Sport, in der Dritten Liga." Die witschaftliche Lage bei vielen Klubs in der Liga ist, da gibt es kein Vertun, in Folge der Corona-Krise noch dramatischer als sie es ohnehin schon war.
Ob es überhaupt eine Chance gibt, die aktuelle Saison zu Ende zu bringen, hängt nicht zuletzt auch von den Beschlüssen der Europäischen Fußball-Union Uefa ab, die in einer Sitzung an diesem Dienstag zum Beispiel darüber debattieren will, ob im kommenden Sommer eine Europameisterschaft stattfinden kann, oder ob dieses Großereignis verschoben werden muss. Man werde, heißt es in der Pressemitteilung "alle denkbaren Szenarien für die aktuelle Saison einer genauen Prüfung unterziehen". Die Würzburger Kickers wollen sich im Laufe des Dienstags schriftlich zu den neuesten Entwicklungen äußern.