Hätte jemand den Verantwortlichen des Würzburger Fußballvereins zu Beginn dieser Bayernliga-Saison gesagt, dass sie sechs Spieltage vor Schluss noch Chancen auf den Aufstieg in die Regionalliga haben, sie hätten sich wohl an die Stirn getippt. Nimmermüde hatte Trainer Marc Reitmaier seit Beginn der Spielzeit erklärt, dass es ihm vor allem darum gehe, so schnell wie möglich die 40 Punkte zu erreichen, die fast immer für den Klassenerhalt ausreichen. Gelungen ist das dem ambitionierten 34-Jährigen und seinem Team bereits Ende Oktober nach einem 4:2-Erfolg gegen den FSV Erlangen-Bruck. Zu diesem Zeitpunkt standen die Zellerauer schon seit rund vier Wochen an der Tabellenspitze, und spätestens ab diesem Zeitpunkt hörte man Gegner und Fans immer öfter vom Favoriten aus der Zellerau raunen. Der Rolle wurden die Blauen bis jetzt durchaus gerecht. Den Platz an der Mainaustraße machten sie zur Festung, sind nach inzwischen 28 Spieltagen zu Hause immer noch ungeschlagen. Zwei Punkte trennen den Drittplatzierten vom SC Eltersdorf, der auf dem Relegationsplatz steht.
Hoffen auf Unterstützung
Inzwischen ist auch Bewegung in den Verein gekommen, der mit dem Projekt #wirfuervier in die Öffentlichkeit gegangen ist und dadurch vor allem finanziell potente Unterstützer gewinnen will. „Wenn die Jungs es sportlich schaffen, werden wir von unserer Seite aus alles daran setzen, den Aufstieg möglich zu machen“, sagt Manuel Matterstock, der seit Oktober vergangenen Jahres Vorsitzender des Würzburger FV ist, im Gespräch mit dieser Redaktion. An diesem Freitag, 12 Uhr, endet die Bewerbungsfrist für die Regionalliga – seinen Antrag will der Verein bis dahin eingereicht haben. Ab Montag beginnt der Bayerische Fußball-Verband (BFV) dann mit der Bestandsaufnahme der Spielstätten von den Klubs, die sich beworben haben. Bis zum 7. Mai werden die Bescheide über die Zulassung verschickt.
Rund 100.000 Euro Kosten
Finanziell würde auf die Zellerauer bei einem Aufstieg einiges zukommen. Auf rund 100 000 Euro schätzt der ebenfalls neu gewählte Finanzvorstand Michael Hemmerich die Kosten, die allein durch die baulichen Auflagen für die Regionalliga entstehen würden. So müsste es beispielsweise eine räumliche Trennung zwischen Heim- und Gästefanblock geben – mit jeweils eigenem Eingang und separaten Einlasskontrollen. Dass das geht, hat der WFV bei den Derbys gegen die U 23 des FC Würzburger Kickers gezeigt, allerdings müssten den Gästen in der Regionalliga auch Verpflegungsstätten und eigene Toiletten zur Verfügung gestellt werden. Letzteres ließe sich wohl mit mobilen Toilettenwagen leicht lösen. Für die Anforderung, ausreichend Parkplätze – ebenfalls getrennt nach Heim- und Gästefans – zur Verfügung zu stellen, hat Marketing-Vorstand Matthias Zink schon eine Lösung im Kopf: „Man müsste mit der Stadt reden, ob wir die Talavera und die Mainwiesen nutzen könnten“, sagt er und ist optimistisch, was die Kooperationsbereitschaft der Verwaltung betrifft.
2500 Besucherplätze gefordert
Kreative Lösungen hat der WFV-Vorstand für andere Forderungen gefunden. So müssen auf einer Tribüne mit mehr als fünf Stufen eigentlich Wellenbrecher angebracht werden. „Wir würden die oberste Stufe bei uns einfach mit einer Werbebande verblenden. Dann sind es genau fünf Stufen, und wir haben das Problem gelöst“, sagt Zink in Gedanken an die Tribüne auf der Sepp-Endres-Sportanlage. Eine weitaus größere Herausforderung ist das geforderte Fassungsvermögen der Spielstätte. 2500 amtlich genehmigte Besucherplätze, davon 100 überdachte Sitzplätze, muss ein Verein, der in der Regionalliga antreten will, aufweisen. Momentan bringt der WFV um die 1500 Zuschauer unter.
Eine große Aufgabe wäre es auch, einen abgetrennten Bereich für die Spieler und Schiedsrichter zu schaffen. Momentan teilen sich die Mannschaften die Toiletten mit den Besuchern an der Mainaustraße. Das wäre in Deutschlands vierthöchster Liga nicht mehr möglich. Da müssen separate Sanitäranlagen garantiert sein. Teilweise ließe sich das Problem wohl mit Containern, die als Umkleidekabinen genutzt werden könnten, und weiteren Toilettenwagen lösen, meint Zink. Auch die Fusion mit dem SV Würzburg 09, die bis Ende Mai vollzogen sein soll, könnte im Hinblick auf das dann zur Verfügung stehende Vereinsgebäude nebenan hilfreich sein. Dort, so Zink, könne man beispielsweise die vorgeschriebenen Räume für die Anti-Doping-Kontrollen unterbringen.
„Nichts Unlösbares dabei“
„Man kann es hinkriegen. Da ist nichts Unlösbares dabei“, zeigt sich Marketing-Vorstand Zink zuversichtlich, der betont, dass die Spielstätte 2017 bei der Prüfung durch den BFV schon einmal für regionaltauglich erklärt worden sei: „Die haben jedenfalls nicht die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.“ Was die finanziellen Anforderungen betrifft, hoffen Zink und seine Kollegen vor allem auf Sponsoren. Bei einer Veranstaltung auf dem Würzburger Bürgerbräugelände Mitte März haben die Zellerauer möglichen Unterstützern ihre Ziele vorgestellt. Die Rückmeldungen seien positiv, sagt Zink, dem nach eigenen Angaben schon Zahlungen im „noch fünfstelligen“ Bereich zugesagt worden sind.
Vom verschlafenen Verein zum Vorzeigeprojekt
Finanzvorstand Hemmerich geht davon aus, dass sich ein regionalligataugliches Budget für den Gesamtverein auf mindestens 400 000 Euro belaufen müsste – inklusive der 100 000 Euro, die der Verein für die Erfüllung der Auflagen veranschlagt hat. Momentan beläuft sich der Gesamtetat des WFV laut Hemmerich auf etwa 200 000 Euro.
Mit viel Energie will sich der Klub, der sich mit Markus Lutz einen Sponsoring-Leiter ins Boot geholt hat, in den nächsten Tagen noch einmal hinter die Akquise klemmen. „Unser Ziel ist es, aus einem kleinen, verschlafenen Verein ein Vorzeigeprojekt zu machen“, sagt Zink. Dafür sei es wichtig, die Strukturen für einen möglichen Aufstieg zu schaffen. Ob der dann schon dieses Jahr oder erst später gelingt, das spiele für die Verantwortlichen keine Rolle, sagen Zink und Matterstock. Sie wollen vor allem vermitteln: „Es geht was beim WFV.“