Theoretisch hätte das Versbacher Quartett im Morgengrauen in Robin-Hood-Manier über Wälder und die offene Flur bis nach Oberdürrbach ziehen können – ausgestattet mit Pfeil und Bogen. Schließlich trennt die beiden Würzburger Stadtteile nur eine überschaubare Hochebene. Volker Albrecht (26 Jahre), Luca Benz (18), Mona Peter (17) und die kleine Eva Rotschedl (9) von der SG Hubertus Versbach haben die kürzeste Anreise zur nunmehr 39. Auflage des Bocksbeutelturniers.

Gastgeber starten nicht

Die Bogenschützen der Gastgeber starten bei ihrem Vergleichsschießen zu Jahresbeginn traditionell nicht. Doch auch ohne die Dürrbacher ist das Feld mit seinen 78 Startern wie immer voll. „Ich weiß nicht so genau, was mich an diesem Sport so fasziniert. Es macht auf jeden Fall Spaß“, sagt Mona Peter, die sich vor einigen Jahren im Sommerurlaub erstmals an Pfeil und Bogen versucht hat. „Als sich dann die Erfolge eingestellt haben, ist die Lust weiter gestiegen.“ Jugend-Schützin Peter fährt noch im Januar zur bayerischen Meisterschaft, die während einer großen Bogensportmesse in Augsburg ausgetragen wird.

Teilnahme an nationalen Titelkämpfen

Dort wird auch Peter Bauer anzutreffen sein, der die technische Abwicklung des Bocksbeutelturniers sicherstellt. „Beim Bogenschießen in der Halle werden Fehler weniger verzeiht als im Freien. Die Distanz ist kürzer, Wind und Regen gibt es nicht. So gesehen ist es ein steriles Schießen“, erläutert Bauer, der es in der Vergangenheit schon bis zu den nationalen Titelkämpfen geschafft hat.

Pfeil und Bogen gelten als Sportgerät

Derweil geben die Versbacher gemeinsam mit anderen Startern ihre 60 Pfeile auf die Scheiben ab, deren (goldene) Mitte 40 Millimeter misst. Mit voller Konzentration schreiten sie zur Linie vor, spannen langsam ihren Bogen, visieren das Ziel an – und lassen schließlich los. Ein zartes Zischen ist zu hören. Mit bloßem Auge kann man den Wegen der Pfeile in der Luft kaum folgen. Doch das macht nicht's: Schließlich schlagen sie binnen weniger Augenblicke auf den Zielscheiben ein. „Die komplette Scheibe hat einen Durchmesser von 40 Zentimetern. Manche Starter schießen auch auf die sogenannten Spots, die nur halb so groß sind, weil die äußeren Ringe fehlen“, sagt Bauer.

Die erst neunjährige Eva visiert eine größere Scheibe an. Ein Luftgewehr oder eine Luftpistole dürfte sie aufgrund ihres Alters noch nicht in die Hand nehmen. Doch Pfeil und Bogen gelten in Deutschland nicht als Waffe, sondern nur als Sportgerät. „Der Trend des Bogenschießens zeigt klar nach oben – bundesweit und gerade auch bei uns“, weiß Gerhard Endres vom Gastgeber Oberdürrbach. „Im Schützengau Würzburg gibt es mittlerweile schon 16 Vereine, die Bogensport anbieten.“

Mona Peter gewinnt souverän

Viele Schützen aus der Region sind zum Bocksbeutelturnier gekommen. Doch es gibt auch Teilnehmer von weiter weg – etwa aus Kronach, Meerholz (Lkr. Gelnhausen) oder Schaafheim (Lkr. Darmstadt-Dieburg). Jeder muss ein sogenanntes Reuegeld entrichten; dafür erhält jeder Volljährige neben der Startberechtigung einen Bocksbeutel – und zwar unabhängig vom Ergebnis. Die Versbacherin Mona Peter gewinnt ihre Konkurrenz souverän mit 486 (von 600 möglichen) Ringen. Bei den Erwachsenen würde das zu keiner Platzierung ganz oben reichen.

Im Männer- und Frauenwettbewerb gewinnt jeweils ein Schütze der sogenannten Königlichen privilegierten Hauptschützengesellschaft Würzburg von 1392 (kurz: HSG Würzburg). Andreas Kari kommt auf 525 Ringe; Rrezarta Mustafaj schafft für die HSG Würzburg in der weiblichen Konkurrenz 513 Ringe. Sie alle schießen mit dem sogenannten Recurvebogen, der am verbreitesteten und als einziger olympisch ist.

Anders als der Blankbogen, wo die Scheibe über die Pfeilspitze angepeilt wird, hat er ein Visier. Daneben wird in Oberdürrbach noch mit dem Compoundbogen geschossen. „Der Abzug ist hier ein wenig wie bei einer Pistole“, sagt der Versbacher Luca Benz, der ein solches Modell hat. Was alle Bogenschützen vereint, ist der starre Blick auf die Scheiben.

Das Turnier in Zahlen

Altersklasse Herren (Recurvebogen):

1. Kari (HSG Würzburg) 525 Ringe, 2. Franz (SG Waldbrunn) 516, (...) 5. Walko (SSV 63 Waldbüttelbrunn) 505, (...) 9. Albrecht (SG Hubertus Versbach) 398.

Altersklasse Frauen (Recurvebogen):

1. R. Mustafaj (HSG Würzburg) 513 Ringe, 2. Weise (Eibelstadt) 503, (...) 4. R. Guckenberger (SG Waldbrunn) 437.

Altersklasse Master 50-65 männlich (Recurvebogen):

1. Klein (SV Kirchzell) 563 Ringe, (...) 5. Voigt (SG Diana Leinach) 516, (...) 9. Schmaderer (HSG Würzburg) 448, (...) 12. Schöll (Eibelstadt) 438.

Altersklasse Master 50-65 weiblich (Recurvebogen):

1. C. Stanka (Leinach) 493 Ringe.

Jugendklasse männlich (Recurvebogen):

1. Diller (PBC Breitengüßbach) 434 Ringe, 2. Franz (SG Waldbrunn) 309.

Jugendklasse weiblich (Recurvebogen):

1. Peter (Versbach) 486 Ringe, 2. Leikam (SG Waldbrunn) 383, 3. Weissensee (SG Waldbrunn) 324.

Schülerklasse männlich (Recurvebogen):

1. L. Mustafaj (HSG Würzburg) 349 Ringe.

Schülerklasse weiblich (Recurvebogen):

1. Tscherpel (SV Michelfeld) 537 Ringe, 2. Rotschedl (Versbach) 377.

Seniorenklasse (Recurvebogen):

1. Meier (SG Höchberg) 511 Ringe.

Altersklasse Herren (Compoundbogen):

1. Repp (Treff Schimborn) 572 Ringe, (...) 3. Benz (Versbach) 518.

Altersklasse Damen (Compoundbogen):

1. Kreh (BC Schaafheim) 511 Ringe, 2. Bäurich (Eibelstadt) 493.

Altersklasse Master 50-65 männlich (Compoundbfogen):

1. Assmann (Eibelstadt) 563 Ringe, (...) 3. Schädel (Eibelstadt) 552.

Männer (Blankbogen):

1. Schönwalter (NBAV Neuenstadt) 502 Ringe, (...) 5. E. Stanka (Leinach) 432, (...) 9. W. Siebenlist (SSV 63 Waldbüttelbrunn) 359.

Frauen (Blankbogen):

1. Ramthun (NBAV Neuenstadt) 489 Ringe, (...) 5. G. Guckenberger (SG Waldbrunn) 363.