Den Rekord ist Alf Mintzel wieder los. Für ein paar wenige Wochen war er der Drittliga-Rekordspieler, dann bremste ein Muskelfaseriss ihn aus, zwang ihn im September zu drei Spielen Pause. Jetzt liegt der in Rimpar groß gewordene Mintzel in der Rangliste jener Kicker mit den meisten Einsätzen in dieser 2008 gegründeten Spielklasse auf Platz zwei hinter Tim Danneberg (VfL Osnabrück). „Von so einem Rekord kann man sich nichts kaufen. Aber schön ist es natürlich schon einmal Rekordspieler in einer Liga gewesen zu sein. Das zeigt, dass man über Jahre hinweg seine Leistung gebracht hat,“ sagt Mintzel. Wer hätte das gedacht, als er im Jahr 2003 vom Würzburger FV zur SpVgg Greuther Fürth wechselte, um sein Glück in der Profifußball-Welt zu suchen. Feucht, Offenbach, Sandhausen hießen die weiteren Stationen, ehe Mintzel in Wiesbaden landete.
Nothnagel ist Mintzel-Ersatz
279 Mal ist er inzwischen in der Dritten Liga aufgelaufen. 226 Mal für den SV Wehen Wiesbaden. Am Samstag (14 Uhr, Flyeralarm Arena) dürfte die nächste Partie dazu kommen, wenn er mit den Hessen bei den Würzburger Kickers antritt. Eine erstaunliche Anzahl an Spielen, wenn man bedenkt, dass er bei der Drittliga-Premiere – Mintzel ist seit dem Start dieser Spielklasse durchgehend dabei – bereits 26 Jahre alt war. „Ich habe eben Glück, dass meine Muskeln, Bänder und Knochen nicht so anfällig sind“, sagt Mintzel. Mit 35 Jahren gehört er noch immer zu den besseren Linksverteidigern der Liga. Dominik Nothnagel, einst bei den Kickers aktiv und erst im Januar diesen Jahres nach Wiesbaden gewechselt, muss sich noch immer mit der Rolle als Mintzel-Ersatz zufrieden geben.
Heldenstatus in Wiesbaden
Das freilich ist kein Wunder, denn der gebürtige Würzburger besitzt beim SV Wehen Wiesbaden eine ganz besondere Stellung. Der Klub mit dem Stadion in der hessischen Landeshauptstadt ist eine der unscheinbaren Erscheinungen der Dritten Liga. Der Zuschauerzuspruch hält sich hier in unmittelbarer Nachbarschaft der Erstligisten aus Mainz und Frankfurt in Grenzen.
Manche lästern über einen gesichtslosen Verein. Dabei hat der Klub doch ein Gesicht: Alf Mintzel. Seit 2010 spielt er für den SVWW. Spätestens seit er am letzten Spieltag der Saison 2015/2016 am letzten Spieltag in der Nachspielzeit zum 3:1 gegen den VfB Stuttgart II traf und mit diesem Tor dafür sorgte, dass die Wiesbadener, dank der besseren Torbilanz nicht absteigen musste, besitzt er bei dem Klub Heldenstatus. „Dabei hatte ich zu Beginn meiner Zeit hier gar nicht geplant, so lange zu bleiben. Es hat sich halt ergeben. Es lässt sich hier sehr gut leben“, sagt der zweifache Vater Mintzel.
- Ob der Erfolg am 13.Spieltag zu den Rothosen zurückkommt, lesen Sie im Liveticker ab 13.30 Uhr.
„Wir mussten uns unterordnen“
Wenn man schon zu den Drittliga-Rekordspielern gehört, ist man dann nicht traurig, dass es nicht weiter oben zum Durchbruch gereicht hatte? „Nein“, sagt Mintzel: „Ich bin zufrieden damit, was ich erreicht habe. Und so groß ist der Unterschied zwischen der Dritten Liga und der Zweiten Bundesliga mittlerweile auch nicht mehr.“ Insgesamt 35 Zweitliga-Einsätze hat der Drittliga-Dauerbrenner in seiner Laufbahn absolviert. „Ich habe noch eine andere Zeit erlebt. Als ich 22 Jahre alt war, hat man mir gesagt, ich sei noch jung und müsse mich gedulden.
Das ist heutzutage anders. Da herrscht fast schon ein Jugendwahn. Da hätte ich es wahrscheinlich auch weiter nach oben geschafft“, sagt Mintzel und erinnert sich an die Anfänge seiner Profikarriere: „Die Jungs wissen heute gar nicht mehr, was wir da noch mitgemacht haben, wie wir da von den etablierten, älteren Spielern behandelt wurden. Wir mussten uns damals richtig unterordnen. Heute werden junge Spieler viel mehr in Schutz genommen.“
Unter Rüdiger Rehm erfolgreich
Aber vielleicht schafft der 35-Jährige ja im Herbst seiner Karriere tatsächlich noch einmal den Sprung in die Zweite Bundesliga. Wehen-Wiesbaden war in den vergangenen Spielzeiten stets mit Ambitionen in die Saison gestartet und musste dann ums Überleben kämpfen. „Diesmal ist es uns gelungen, die Form und Mentalität aus der vergangenen Rückrunde herüberzuretten.“ Seit Trainer Rüdiger Rehm bei den Hessen die Verantwortung trägt, läuft es, auch wenn es zuletzt eine 0:1-Heimniederlage gegen den SV Meppen setzte. Zuvor hatte der Tabellenvierte fünf Pflichtspiele in Serie gewonnen. „Wir haben viele Spiele in der Schlussphase entschieden. Die Mentalität der Mannschaft ist top“, findet Mintzel.
Kickers: „Eigentlich keine schlechte Mannschaft“
Jetzt geht es zu den angeschlagenen Kickers. Ein Spiel auf das sich Mintzel freut: „Es ist immer schön in der Heimat zu sein“, sagt er. Schonung für das DFB-Pokalspiel kommende Woche gegen Schalke 04 werde es nicht geben. „Die Kickers haben eigentlich keine schlechte Mannschaft. Derzeit sieht es in der Tabelle nicht gut aus. Aber das verändert sich gerade in der ausgeglichenen Dritten Liga schnell.“ Und Mintzel kennt sich in dieser Spielklasse so gut aus wie kaum jemand anderes
Das wars dann wohl! Herzlich willkommen in der Regionalliga!