Dem Schneefall in Thüringen, dem Spielausfall in Jena, haben es die Spieler der Würzburger Kickers zu verdanken, dass sie in dieser Woche dann doch einen fußballfreien Tag hatten. Für Christian Berger bedeutet der Drittliga-Spielplan in dieser Woche aber viel Arbeit. Berger ist Platzwart bei den Kickers. Und zwei Heimspiele in acht Tagen bedeuten für den Herrn der Halme am Dallenberg Stress, besonders in der kalten Jahreszeit. „Im Sommer ist das kein Thema“, sagt er: „Aber im Winter, wenn der Rasen sich nicht richtig erholen kann, ist eine englische Woche eine echte Herausforderung.“
Der 34-Jährige hegt und pflegt das Grün am Dallenberg mit Hingabe. Er tat das schon, bevor der Profifußball Einzug hielt. Da noch in der Freizeit. Berger stand einst als Fan im B-Block, engagierte sich nach Feierabend bei seinem Verein. Nach dem Aufstieg in die Dritte Liga im Jahr 2015 sollte aber ein professioneller Rasenpfleger her. Und der gelernte Landschaftsgärtner wurde vom Anhänger zum Angestellten des Vereins. „Da ist für mich schon ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Ich hatte vor langer Zeit einmal in einer Zeitschrift einen Artikel über den Greenkeeper von Bayer Leverkusen gelesen und mir gleich gedacht: Das wäre doch etwas für mich.“ Für drei Plätze ist Berger inzwischen verantwortlich. Zuvorderst natürlich das Spielfeld in der Flyeralarm Arena am Dallenberg, aber auch die beiden Trainingsplätze in Randersacker. Jeder Platz brauche eine andere Pflege, weiß er.
2016 wurde im Stadion eine Rasenheizung eingebaut. Ein modernes System, das es im deutschen Profifußball sonst so noch nicht gibt. „Die Heizung liegt über zehn Zentimeter höher als in anderen Stadien. Das spart Energie, macht die Pflege aber auch anspruchsvoller“, erzählt der Platzwart. Dass das Grün dank der Heizung unter der Erde auch im Winter wachse, sei freilich ein Irrglaube. Dafür sei die Temperatur viel zu niedrig.
Die vergangene Zweitliga-Saison war auch für den Platzwart im Rückblick ein besonderes Erlebnis. „Eine ganz andere Welt“ sei das gewesen. Denn plötzlich mussten sich auch Berger und sein Rasen messen lassen mit den Grüns in den Arenen in Nürnberg, München oder Kaiserslautern. Nach jedem Spiel wurde der Platz bewertet. Dabei fahre die Konkurrenz doch häufig ganz andere Geräte auf. Da wird der Rasen schon mal mit künstlichem Licht beschienen oder es sorgen Ventilatoren für die nötige Luftzirkulation. „Unser Vorteil ist das offene Stadion.“ Dass andernorts auch mal der Rasen flugs ausgetauscht wird, wenn er den Kickern zu schlecht wird“, hat Berger auch registriert. Das ist in Würzburg schon aus finanziellen Gründen nicht drin. Umso mehr Pflege braucht das Gras am Dallenberg gerade in der kalten Jahreszeit: „Jeden einzelnen Halm kenne ich noch nicht. Aber fast“, scherzt Berger. Am Ende sei alles auch eine Frage der Optik. „Das Fernsehbild schönt den Rasen. Da wirkt das Grün saftiger als in echt“, sagt Berger. Eines komme ihm aber nicht ins Haus: „Mit Farbe habe ich nie nachgeholfen. Hier ist alles Natur.“
Und dann hat der Kickers-Platzwart noch einen Rat für den Heimgärtner: „Schattenrasen“, sagt er: „Der braucht weniger Pflege. Jedes Jahr dreimal düngen und regelmäßig mähen. So einfach ist das. Aber ein Fußballrasen ist etwas ganz anderes.“ Die Arbeit geht Berger nicht aus, gerade in diesen Tagen.