Der Klub
Das Makel des „ewigen Zweiten“ haftet den Telekom Baskets Bonn an: Fünf Vize-Meisterschaften und drei Pokal-Finalteilnahmen stehen in den Annalen – der große Wurf ist den Rheinländern noch nicht gelungen. Am knappsten waren sie 2009 an einem Titel dran: Da gaben sie gegen die EWE Baskets Oldenburg im entscheidenden fünften Play-off-Finale den schon sicher geglaubten Triumph in letzter Sekunde noch aus der Hand und verloren 70:71 – ausgerechnet gegen den damaligen Ex- und Jetzt-wieder-Trainer Predrag Krunic (siehe auch „Der Trainer“). Ob?s jemals was wird mit der Meisterschaft? „Da bin ich mir ziemlich sicher, dass das mal passiert. Wichtiger wäre, dass Bonn auch noch in 20 Jahren ein stabiler BBL-Standort ist“, sagte Präsident Wolfgang Wiedlich, seit 1998 im Amt, der „Kölnischen Rundschau“. Er darf auf eine beeindruckende Bilanz seit dem Aufstieg 1997 zurückblicken: Nur dreimal in 20 Jahren verpassten die Bonner den Einzug in die Play-offs – zuletzt vergangene Saison, in der es mit Platz elf das zweitschlechteste Abschneiden in der Bundesliga zu verdauen gab.
Der Trainer
Zum zweiten Mal binnen eines Jahres folgt Predrag Krunic als Cheftrainer auf Silvano Poropat. Ende Dezember 2015 hatte Poropat sein Amt beim damaligen Tabellenschlusslicht Mitteldeutscher BC zur Verfügung gestellt, da er sich „mental müde“ fühlte. Sein Nachfolger in Weißenfels wurde Krunic, der den Abstieg allerdings auch nicht verhindern konnte. Unterdessen heuerte Poropat im März in Bonn an und unterschrieb im Sommer einen Vertrag bis Ende der Saison 2016/17. Drei Tage vor Saisonbeginn ereilte die Bonner allerdings die Schock-Nachricht, dass der Kroate schwer erkrankt sei und die komplette Saison ausfalle. Als seinen Nachfolger verpflichteten die Rheinländer den 49-jährigen Serben, der von 1998 bis 2001 als Assistent und von 2001 bis 2005 als Cheftrainer auf dem Hardtberg tätig war.
Der Schlüsselspieler
2015 zählte Ryan Thompson – Bruder von NBA-Profi Jason Thompson (Toronto Raptors) – zur Bamberger Meister-Mannschaft. Nach einer durchwachsenen Saison 2015/16 mit Abstechern zu Roter Stern Belgrad und Media Park Trabzonspor (Türkei) knüpft der 28-Jährige in Bonn wieder an seine starken Leistungen bei den Oberfranken an.
Mit 15,8 Punkten (Dreier-Quote 50 Prozent) in über 29 Minuten Spielzeit, 2,9 Rebounds und 3,1 Vorlagen pro Partie ist der 1,98 Meter große Flügelspieler die erste Option im Bonner Offensivspiel und mit einem Wert von 16,2 zudem der effektivste Korbjäger der Rheinländer.
Die Bilanz
Fünf der acht Erstliga-Aufeinandertreffen konnten die Korbjäger von s.Oliver Würzburg gegen die Telekom Baskets Bonn für sich entscheiden. Vergangene Saison gewannen beide Klubs jeweils ihre Heimspiele. In Bonn setzte es für die Würzburger nach vier Auftaktsiegen mit 79:103 eine deftige Schlappe, im Rückspiel revanchierten sie sich mit einem 83:68-Erfolg.
Das Besondere
Für die Anhänger beider Vereine sind die Duelle immer einer der Saisonhöhepunkte. Würzburger und Bonner verbindet seit 2001 eine innige Fan-Freundschaft, die ihren Ursprung in einer Autobahn-Vollsperrung auf der A3 bei Frankfurt hat.
Weil der Fanbus auf dem Weg nach Leverkusen, wo die damaligen X-Rays beim damaligen Rekordmeister anzutreten hatten, nicht mehr vom Fleck kam und irgendwann unverrichteter Dinge den Heimweg antreten musste, trommelten die Bonner Fans die Würzburger zum Auswärtssieg. Seitdem unterstützen sich die Anhänger beider Klubs unter anderem auch bei Auswärtsfahrten in der jeweiligen „Nachbarschaft“. So war in der Vergangenheit beispielsweise eine Würzburger Abordnung bei Bonner Gastspielen in Bamberg, während die Rheinländer den Unterfranken bei Auswärtspartien in Hagen beistanden. text: Sam