Als Robert Wulnikowski im vergangenen Jahr im Elfmeterschießen gegen den 1. FC Saarbrücken den entscheidenden Schuss abwehrte, wurde er zum Helden des Tages. Gegen den MSV Duisburg wird der Kickers-Torhüter wieder im Blickpunkt stehen. Der 38-Jährige war in der abgelaufenen Saison nicht nur der älteste, sondern auch einer der besten Drittliga-Spieler überhaupt. Die Kickers profitieren von seiner enormen Erfahrung. „Ich habe von der zweiten bis zur sechsten Liga überall gespielt“, erzählt Wulnikowski: „Nur in der ersten Liga saß ich lediglich auf der Bank. Ein Einsatz dort wird wohl ein Traum bleiben, auch wenn das immer mein Ziel bleiben wird.“ In der kommenden Saison wird er freilich in seine dritte Spielzeit bei den Kickers gehen. Wie lange er noch im Kasten stehen wird? „So lange ich mich fit fühle und der Trainer mich aufstellt, spiele ich.“
Wer mit Wulnikowski spricht, erhält den Eindruck, sich mit einem Pionier des modernen Torwartspiels zu unterhalten. „Meine Sache war es noch nie, auf der Linie zu kleben“, sagt er: „Ich stand schon immer weit vor dem Tor, habe versucht, Torchancen so schon im Ansatz zu unterbinden.“ War der Deutsch-Pole also der Zeit voraus? Hätte er vielleicht sogar noch mehr erreichen können, als Drittliga-Rekordtorhüter zu sein – mit 219 Spielen hat er mehr Einsätze absolviert als jeder andere Schlussmann in dieser Spielklasse. Wulnikowski, der 1990 aus Polen nach Gelsenkirchen zog und im Nachwuchs des FC Schalke ausgebildet wurde, zuckt mit den Schultern, lächelt und sagt: „Ja. Aber da haben auch noch andere Dinge eine Rolle gespielt. Wenn man gerade irgendwo einen Vertrag hat, dann muss ja eine Ablösesumme fließen.“ So hat er eine erstaunliche Karriere hingelegt am Rande des Spitzenfußballs – bei Klubs mit faszinierenden Geschichten, mitunter großen Problemen und oft noch größeren Träumen. Union Berlin, Rot-Weiß Essen, Sportfreunde Siegen, Offenbacher Kickers – einige von Wulnikowskis früheren Klubs lassen Fußball-Romantiker schwärmen.
Fitness ist das A und O
Dass er auch noch ein halbes Jahr bei RB Leipzig II seiner Fußballarbeit nachging – geschenkt! Schließlich wissen selbst größte Traditionalisten, dass das Profigeschäft ein harter Job ist, und davon kann Wulnikowski ein Lied singen. Ein halbes Jahr lang war er 2013 arbeitslos, nachdem Offenbach in finanzielle Turbulenzen geraten war. Wulnikowski, lange Jahre der Liebling der Fans, stritt mit dem Klub vor Gericht. In Würzburg hat er den Weg zurück in die Dritte Liga geschafft – und zu altbekannter Stärke. „Die Fitness ist das A und O“, sagt er. Und fit sind die Schützlinge von Kickers-Trainer Bernd Hollerbach.
Und auf eines kann sich Wulnikowski im Falle des Falles sowieso verlassen: Auf seinen Instinkt beim Elfmeterschießen. Das hat er ja schon gegen Saarbrücken unter Beweis gestellt.