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Würzburg
Dennis Schröder und das Projekt „Jugend forsch“
Neu-Eigentümer und NBA-Star Dennis Schröder sorgt für Glamour bei seinem Heimatklub, den Braunschweiger Löwen, die am Sonntagabend bei s.Oliver Würzburg zu Gast sind.
NBA-Star Dennis Schröder ist Alleingesellschafter der Braunschweiger Löwen.
Foto: Sue Ogrocki | NBA-Star Dennis Schröder ist Alleingesellschafter der Braunschweiger Löwen.
Stefan Mantel
 |  aktualisiert: 22.08.2022 17:01 Uhr

Understatement ist seine Sache eher nicht. Extrovertiert, immer etwas großspurig daherkommend ist das Bild, das Dennis Schröder, Deutschlands derzeit wohl bester Basketballer, in der öffentlichen Wahrnehmung abgibt. Ein auf seinen Social-Media-Kanälen gepostetes Foto von zwei goldenen Audi R8 vor seiner Villa steht beispielhaft für sein offenbar durchaus ausgeprägtes Geltungsbedürfnis.  Dementsprechend war auch die Wortwahl, mit der 27-Jährige im Frühsommer verkündete, ab 1. Juli Alleingesellschafter seines Heimatklubs Basketball Löwen Braunschweig zu sein: "Lasst uns Geschichte schreiben", schrieb Schröder ganz unbescheiden auf seinem Instagram-Account.

Mit der Komplett-Übernahme des Klubs, an dem er zuvor 70 Prozent der Anteile gehalten hatte, sicherte Schröder den Löwen etwas mehr Glamour in der Basketball-Welt. Und in einer wirtschaftlich angespannten Situation die Existenz, die durch die Corona-Pandemie ernsthaft gefährdet war: "Braunschweig ist meine Heimatstadt, ich möchte der Region etwas zurückgeben. Ich bin überzeugt davon, dass wir den Standort weiterentwickeln und zu einem Top-Klub in der Liga machen können", sagte der künftige Mannschaftskollege von LeBron James bei den Los Angeles Lakers bei seiner Präsentation. "Wir wollen Contender (Anwärter, Anm. d. Red.) für die Meisterschaft werden", präzisierte er jüngst in einem Interview bei "MagentaSport." Einen Zeitpunkt, wann es soweit sein könnte, hat Schröder  jüngst auch auserkoren – mit ihm in einer der dann zu vergebenden Hauptrollen: "Ich würde schon gerne mit knapp 35 noch einmal nach Braunschweig kommen und für die Löwen spielen. Und dass wir dann eine Meisterschaft holen. Das ist mein Ziel für Braunschweig und auch für mich", so Schröder bei "Sky Sports News".

Bei all der Aufmerksamkeit, die der NBA-Star auf sich zieht, geht fast ein wenig unter, dass das Braunschweiger Basketball-Projekt das sportlich derzeit vielleicht spannendste in der Bundesliga ist – und ein wenig an "Würzburgs Junge Wilde" erinnert, als die damaligen X-Rays vor der Jahrtausendwende mit Dirk Nowitzki, Robert Garrett, Demond Greene oder Marvin Willoughby für Furore in der Liga sorgten. "Jugend forsch" könnte man es nun in Braunschweig nennen, denn nirgendwo sonst im Oberhaus wird derart konsequent auf heimische Spieler und Nachwuchskräfte gesetzt wie bei den Niedersachsen, die am Sonntagabend (20.30 Uhr) bei s.Oliver Würzburg antreten.  Nur drei ausländische Akteure stehen im Kader des austro-amerikanischen Cheftrainers Pete Strobl.

"Wir sind sehr jung, uns fehlt Erfahrung. Aber ich bin sehr stolz, dass meine Mannschaft mit Leidenschaft, mit Kampfgeist und als Mannschaft gespielt hat."
Braunschweigs Trainer Pete Strobl nach dem ersten Saisonsieg gegen Vechta

Die Last der Verantwortung schultern Spieler wie Karim Jallow (23), Kostja Mushidi (22), der Ex-Würzburger Lukas Wank (23) oder Luc van Slooten (18), die noch in den Anfängen ihrer Karriere stecken. Der Ex-Bayreuther Lukas Meisner (25) oder Gave Schilling (25), aus Ulm in den Norden gewechselt, zählen da fast schon zu den Routiniers im Team. Zuletzt beim 96:78-Erfolg gegen Vechta glückte den Braunschweigern vermutlich Historisches: Gleich fünf deutsche Spieler punkteten zweistellig, erzielten insgesamt 82 der 96 Zähler. "Wir sind sehr jung, uns fehlt Erfahrung. Aber ich bin sehr stolz, dass meine Mannschaft mit Leidenschaft, mit Kampfgeist und als Mannschaft gespielt hat", sagte Strobel nach dem ersten Saisonsieg.

Dennis Schröder, bei den ersten Saisonauftritten im Pokal-Turnier war er noch als mitfiebernder Tribünengast zu sehen, dürfte die Kunde in den USA erfreut zur Kenntnis genommen haben. Weniger glücklich dürften ihn freilich die Schlagzeilen machen, die die "Bild"-Zeitung am Montag publizierte. Angeblich schuldet Schröder der Veranstaltungsagentur seiner letztjährigen Hochzeit noch einen fünfstelligen Betrag, auf exakt 67 234,65 Euro taxiert das Boulevard-Blatt die Forderungen der Firma, die beim Amtsgericht Uelzen/Niedersachsen einen Vollstreckungsbescheid erwirkte und die gerichtliche Pfändung ankündigte. Schröder zeigte sich über seinen Anwalt "wirklich sehr enttäuscht", wies die Ansprüche als "unbegründet" zurück und habe bereits Ende Oktober Einspruch gegen den Bescheid eingelegt.

s.Oliver Würzburg – Basketball Löwen Braunschweig (Sonntag, 20.30 Uhr, s.Oliver Arena)

Im dritten Anlauf soll es für s.Oliver Würzburg mit dem ersten Heimsieg dieser Saison klappen. Zu ungewohnter Zeit am Sonntagabend empfangen die Baskets mit Braunschweig einen Gegner auf Augenhöhe - zumindest der Papierform nach. Nach der 61:90-Niederlage zuletzt gegen Hamburg hofft Cheftrainer Denis Wucherer auf einen Schritt nach vorn: "Wir hatten zwei Wochen sehr ordentliches Training und ein gutes Testspiel gegen Bayreuth. Wir hoffen, dass wir am Sonntag einen Unterschied zum letzten Spiel sehen werden und uns für die harte Arbeit belohnen können." Gegen die Niedersachsen, die mit Karim Jallow den aktuell drittbesten Scorer der Liga in ihren Reihen haben (durchschnittlich 19,3 Punkte pro Partie) warnt Wucherer vor dem Tempo und der Aggressivität der Löwen: "Sie haben scheinbar alle grünes Licht, schnell abzudrücken und viel eins gegen eins zu spielen."
Sein Pflichtspieldebüt nach dem geglückten Comeback im Test gegen Bayreuth wird US-Center Justin Sears geben. Mit Energie, Kommunikation und Führungsqualitäten will der 26-Jährige seinem Team helfen: "Ich werde der lauteste Spieler in der Halle sein", verspricht Sears. Wie schon beim jüngsten Heimspiel gegen Hamburg mit Towers-Geschäftsführer Marvin Willoughby wird auch in Braunschweig übrigens ein "alter Bekannter" in verantwortlicher Position beim Kontrahenten in die s.Oliver Arena zurückkehren. Seit 8. November ist Nils Mittmann, von 2003 bis 2005 Kapitän bei TSK Würzburg, als Löwen-Geschäftsführer in seine Heimatstadt zurückgekehrt. (sam)
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