Michael Hochrein kennt das Dilemma, wenn er jedes Jahr aufs Neue Talente sucht. Spieler, deren Anlage hoffen lässt. Jungspunde, die hungrig sind. Aber vor allem welche, die bezahlbar sind. Die finanziellen Spielräume beim Würzburger FV sind eng, aus der Not ist längst eine Tugend geworden. Hochrein muss auf die Jugend setzen, Geld für gestandene Bayernliga-Akteure ist nicht im Überfluss vorhanden. Hochrein, das betont er immer wieder, beschränkt sich dabei keinesfalls nur auf den WFV. „Egal, ob nun Schweinfurt, die Kickers oder der WFV. Es kann sportlich in dieser Region nur aufwärts gehen, wenn wir die Spieler in Unterfranken finden, die den Vereinen dabei auch helfen können, ihre Ziele zu verwirklichen.“
Hochrein kennt das System der Talentförderung, lange Zeit hat er selbst als Honorartrainer für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) den Nachwuchs am Stützpunkt in Leinach gesichtet, geschult und gefördert. „Aber was passiert? Du siebst aus 300 Spielern die zehn Besten aus, die dann am Stützpunkt trainieren können. Und die Nummern elf, zwölf und 13, die nicht wirklich schlechter sind, bleiben dabei auf der Strecke.“ Also macht Hochrein sein Hobby mehr und mehr zum Beruf. Klar will er mit seiner „Würzburger Fußballschule“ auch Geld verdienen, „aber“, so räumt er ein: „Leben kannst du so schnell davon nicht.“ Der 45-Jährige wird auch weiterhin sein Transportunternehmen führen: „Aber insgeheim war es immer mein Wunsch, den Fußball zum Beruf zu machen.“
Jetzt ist er ein Stück weiter. Auf dem Gelände des SV 09 Würzburg wird er in der Zellerau versuchen, dem Nachwuchs das Fußballspielen beizubringen. „Ich trete dabei nicht in Konkurrenz zu den Vereinen. Im Gegenteil, das soll eine zusätzliche Maßnahme für Vereinsfußballer sein. Ich gehe auch gerne in die Klubs und halte Schulungen für Trainer oder mache mit den Mannschaften vor Ort ein Schulungs-Training, das wir danach alle zusammen besprechen.“
Fußballschulen gibt es viele, die meisten veranstalten Camps in den Ferien. Das macht auch Hochrein. In den Pfingstferien (8. bis 12. Juni) geht es los. 169 Euro kostet eine Woche – Mittagessen, Getränke und Ausrüstung inklusive. „Das machen ja viele, oft stehen auch Namen von Ex-Profis hinter diesen Camps. Die kommen dann mal vorbei, schütteln die Hände und sind wieder weg. Ich will immer für die Kinder da sein und helfen, wenn es darum geht, Entscheidungshilfen zu geben. Dieses Angebot mache ich.“
Während die auswärtige Konkurrenz meist in den Ferien aufschlägt, verfolgt Hochrein noch eine andere Schiene. Wöchentlich bietet der Familienvater Basis- und Fördertraining für Sieben- bis 13-Jährige an. „Ich sehe das als Ergänzung zum Verein. Gerade in den jüngeren Jahrgängen, wo die Grundlagen vermittelt werden sollen, trainieren oft Eltern die Kinder. Nichts gegen das oft mit ganz viel Herzblut betriebene Engagement, aber gerade in diesem Alter wird vieles verkehrt gemacht.“ Die wöchentliche Ausbildung bei Hochrein und Silvio Scintu (37), der ebenfalls eine UEFA-A-Lizenz besitzt, hat ihren Preis: sechs eineinhalbstündige Einheiten in der Gruppe kosten 55 Euro. „Im Vergleich dazu, was manche Eltern für Nachhilfe ausgeben, ist das sicher nicht zu viel.“ In Würzburg und Umgebung gibt es so etwas noch nicht, Hochrein glaubt trotzdem – oder gerade deswegen – an den Erfolg seiner Idee: „Das Einzugsgebiet ist groß, Anfragen gab es immer wieder. Das hat mich ermuntert, das Projekt anzugehen. Eines ist aber auch klar. Ich stehe mit meinem Namen für diese Sache. Es geht nicht darum, in den Trainings eine Bewegungstherapie abzuhalten. Wer bei mir ist, der soll auch etwas lernen.“
Online-Tipp
Das Projekt von Michael Hochrein und Details zu seiner Fußballschule finden Sie im Internet unter: www.wuerzburger-fussballschule.de
