Mit dem zweiten Sieg in Folge haben die Würzburger Kickers zwar ihr Punktekonto deutlich aufgehübscht. Der Vorsprung auf die Abstiegszone beträgt freilich auch nach dem 3:2 (3:1) gegen den SV Meppen nicht mehr als drei Punkte. Die Dritte Liga wird auch in dieser Saison, das lässt sich nach neun Spieltagen schon absehen, eine enge Spielklasse sein, in der es im Tableau schnell nach unten oder auch nach oben gehen kann.
"Ins Rollen" sollen die Würzburger nun kommen, hofft Patrick Sontheimer, dem am Freitagabend seine Torpremiere im Profifußball gelang. Genauso wie Simon Rhein. Dass die beiden Leihspieler von den mittelfränkischen Erzrivalen Greuther Fürth (Sontheimer) und 1. FC Nürnberg (Rhein) gemeinsam im Trikot der Kickers als treffsichere Mittelfeldakteure glänzten, war kein Zufall. Beide bildeten am Freitag das Herzstück des Würzburger Spiels. Sontheimer als wuseliger Akteur in zentraler Rolle hinter den Spitzen und Rhein als Ballverteiler vor der Abwehr. Wobei die beiden zusammen mit Dave Gnaase ein Trio bilden, in dem der ständige Rollentausch beim Gegner für zusätzliche Verwirrung sorgen soll. "Wir sind sehr flexibel. Jeder von uns Dreien kann im zentralen Mittelfeld jede Position spielen", sagt Gnaase.
Und doch hat jeder seine eigenen Stärken. Rhein war bei seinem zweiten Spiel für sein neues Team einer der prägenden Akteure auf dem Platz. 45 Pässe spielte Rhein, 42 kamen an - macht eine Quote von 93 Prozent. Und es waren beileibe nicht alles Sicherheitspässe. Das Gastspiel von Rhein bei den Rothosen könnte, so wie es sich anlässt, für alle Seiten eine lohnende Sache werden.
Das war die eine Erkenntnis des Freitagabends. Dass Luca Pfeiffer den Fortgang des erfolgreichsten Kickers-Torschützen Orhan Ademi nach Braunschweig längst vergessen gemacht hat, ist schon eine Tatsache. Nicht nur die formidable Art und Weise, wie er mit einem technisch feinen Volleyschuss mit dem vermeintlich schwächeren linken Fuß das 1:0 erzielte, sondern auch, wie er durch fulminantes Nachsetzen Gäste-Keeper Erik Domaschke den Ball klaute und das 2:0 von Sontheimer ermöglichte, stehen stellvertretend für den Stil, mit dem die Kickers in dieser Saison die Gegner bezwingen wollen. Mit technischer Finesse und Wucht. Trainer Schiele sprach von "unserer DNA", die die Mannschaft immer mehr verinnerlicht habe.
Die Aussichten könnten prima sein für die Rothosen, wenn da nicht schon wieder diese Gegentore gewesen wären. Ein arg simpler Freistoßtrick brachte Meppen den 1:2-Anschlusstreffer durch Ex-Kickers-Akteur Valdet Rama. Schwaches Zweikampfverhalten in der Schlussphase begünstigte das zweite Tor der Gäste. "Mehr Fokus, mehr Konzentration", mahnte Sontheimer an. "Wenn wir dann drei Tore machen, ist es nicht so schlimm", fand zwar Trainer Michael Schiele. Aber auch er wird sich fragen, warum seinem Team auch immer wieder die Luft auszugehen scheint. In der ersten Halbzeit ist die Würzburger Torbilanz noch positiv (12:10). Nimmt man nur die zweite Halbzeit stehen fünf geschossenen Toren 14 Gegentreffer gegenüber. Alleine in der Schlussviertelstunde klingelte es zehn Mal im Kickers-Kasten.