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Fußball
Das geht unterfränkischen Fußballern unter die Haut: 5 besondere Tattoos und ihre Bedeutung
Fünf Kicker aus Würzburg, Schweinfurt und Aubstadt sprechen über Tätowierungen, wie sie nicht jeder hat. Zwei Mädchen dürfen Papas Tattoo sogar mit bunten Filzstiften ausmalen.
Muskeln und Tinte: Auffallend viele Sportler und insbesondere Fußballer, wie hier der Aubstadter Ingo Feser, sind stärker tätowiert.
Foto: Markus Büttner | Muskeln und Tinte: Auffallend viele Sportler und insbesondere Fußballer, wie hier der Aubstadter Ingo Feser, sind stärker tätowiert.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 13:33 Uhr

Im Profifußball gehören Tattoos seit Jahren zum guten Ton: Arme, Oberkörper, Hals oder Beine - Platz für die Tinte scheint überall. Auch in der Region wird farbiger Körperschmuck unter der Haut getragen. Vier Spieler der Regionalligisten TSV Aubstadt, FC 05 Schweinfurt und Würzburger Kickers sowie ein Bayernliga-Kicker des FV 04 Würzburg sind der Redaktion aufgefallen. Sie erzählen von ihrer emotionalsten Tätowierung. 

1. Für wen Steffen Behrs Herz schlägt

Steffen Behr vom TSV Aubstadt
Foto: Silvia Gralla | Steffen Behr vom TSV Aubstadt

Die Person: Steffen Behr spielt seit Sommer 2017 beim Regionalligisten TSV Aubstadt, überwiegend in der Innenverteidigung. Der 27-Jährige lebt mit seiner Verlobten, die er im Juni heiraten will, in Hergolshausen bei Schweinfurt und ist bei der Polizei in Würzburg in der Ermittlungsgruppe beschäftigt.

Das Tattoo: Den Herzschlag, der sich komplett um den Oberschenkel des rechten, "starken" Beines zieht, hat sich Steffen Behr 2018 in Schweinfurt stechen lassen, es war sein zweites Tattoo. Das erste zeigt die Koordinaten einer Party-Location auf Ibiza und das Datum der dazugehörigen Feier.

Sein Herz schlägt für den Fußball: Steffen Behr vom TSV Aubstadt.
Foto: Michi Bauer | Sein Herz schlägt für den Fußball: Steffen Behr vom TSV Aubstadt.

Die Geschichte: "Nach dem ersten Tattoo spürte ich schon das Bitzeln in den Fingern, wann ich das nächste mache. Schnell war klar: Es muss etwas mit Fußball zu tun haben. Nahezu alles in meinem Leben dreht sich um Fußball. Ich habe mit Vier angefangen und liebe dieses Spiel. Ich lebe es. Die Idee war, meinen eigenen Herzschlag, der bei einer der Leistungs-Diagnostiken vor einer Saison gemessen und protokolliert wurde, zu verwenden. Ich habe im Verein um den Ausdruck gebeten. Dazu kam dann ein gezeichneter Fußball. Den haben wir so in das Motiv integriert, dass der Fußball quasi ein weiterer Herzschlag ist. Oder anders gesagt: Mein Herz schlägt für den Fußball."

Die Reaktionen: "Ich habe nur positives Feedback erfahren. Die lustigste Reaktion war eine Frage in einem Kurzinterview im TSV-Stadionheft: Ich wurde gefragt, ob ich mich hätte tätowieren lassen, damit ich mich in der Aubstadter Mannschaft besser  integrieren könne. Wir haben mit Mike Dellinger und Ingo Feser ja zwei stark Tätowierte. Mein Motiv hebt sich schon ab. Viele, die ein Fußball-Motiv haben, wählen einen kleinen Jungen mit Ball im Stadion."

Das nächste Motiv: "Inzwischen sind drei Tattoos dazu gekommen. Ich habe schon Pläne, das geht in Richtung Freundin und Familie. Aber das Vereinswappen des TSV Aubstadt käme nicht in Frage."

2. Wer Dennie Michels Familie beschützt

Dennie Michel vom FV 04 Würzburg
Foto: Heiko Becker | Dennie Michel vom FV 04 Würzburg

Die Person: Dennie Michel war mal Linksaußen und wurde in seiner Zeit beim Bayernligisten FV 04 Würzburg seit Januar 2017 mehr und mehr zum Allrounder - und Kapitän. Der 30-Jährige ist bei der Stadt Würzburg im Öffentlichen Dienst angestellt und wohnt mit Frau und Tochter in Kleinrinderfeld.

Das Tattoo: Eine Marienfigur in Form eines Schutzengels ziert den kompletten linken Oberarm. Das Motiv war sein zweites Tattoo, gestochen 2018 in Frankfurt ("kurz vor dem Derby gegen die Kickers"), direkt über den früher gestochenen Geburtsdaten seiner Eltern platziert.

Will seine Familie beschützt wissen: Dennie Michel vom FV 04 Würzburg.
Foto: Michi Bauer | Will seine Familie beschützt wissen: Dennie Michel vom FV 04 Würzburg.

Die Geschichte: "Der Schutzengel soll über meine Familie wachen. Deswegen habe ich dieses Motiv auf den Oberarm platziert, damit es über allem steht, was noch kommt.  Den linken Arm habe ich gewählt, weil das die Seite des Herzens ist. Ab der Wahl für dieses Motiv war klar, dass das ein langfristig angelegtes Projekt wird. Darunter werden Motive meiner Tochter und unseres künftigen Kindes, das wir im April erwarten, folgen - und irgendwann von meinen Enkelkindern. Ganz sicher auch von meiner Frau. Egal was passieren könnte, sie bleibt immer die Mutter meiner Kinder. Dass es eine Heiligenfigur geworden ist, ist weniger Ausdruck übergroßer Religiosität. Aber es ist Ausdruck unserer Kultur, gerade hier im überwiegend katholischen Unterfranken." 

Die Reaktionen: "Mein Vater ist Rocker, extrem tätowiert. Er hat das richtig abgefeiert. Letztlich hatte er mich zuvor in einem gemeinsamen Urlaub animiert, mir mein erstes kleines Motiv stechen  zu lassen. Auch bei den Freunden kommt es gut an. Und als ich mit meiner Frau in Urlaub war, wurde ich von einer fremden Frau angesprochen, dass sie das Tattoo unheimlich beeindrucken würde."

Das nächste Motiv: "Der linke Arm wird mein Familien-Arm. Die Motive überlege ich mir noch, aber sicher schwarz-weiß. Der Unterarm ist noch komplett frei. Ich bin eben ein Familienmensch."

3. Wer Lukas Billicks Körper und Seele zur Seite steht

Lukas Billick vom FC 05 Schweinfurt
Foto: Bernd Müller | Lukas Billick vom FC 05 Schweinfurt

Die Person: Lukas Billick ist Innenverteidiger, der auch Sechser kann, stand von 2014 bis 16 bei den Kickers unter Vertrag, seit August 2016 spielt er für den Regionalligisten FC 05 Schweinfurt, "wo ich mir vorstellen kann, meine Karriere zu beenden". Mit Frau und zwei Töchtern lebt der 34-Jährige in Würzburg.

Ein Tattoo für die 'Kleine'...
Foto: Michi Bauer | Ein Tattoo für die "Kleine"...

Das Tattoo: Eine Göttinnen-Figur und eine um ein Gewand geschlungene Perlenkette zieren die beiden Oberkörper-Flanken Billicks ("an den Rippen tut's besonders weh"). Gestochen wurden die Motive 2013 und 2016, jeweils kurz nach der Geburt der Töchter, deren Wesen sie symbolisieren.

Die Geschichte: "Ich möchte bei meinem besonderen Tattoo eigentlich über zwei Motive sprechen, weil sie einfach zusammen gehören: Bei beiden geht es um meine Töchter, beide liegen auf meinen Körperseiten gegenüber. Das linke zeigt die griechische Siegesgöttin Nike, die uns zum Namen der jetzt neunjährigen Nika inspiriert hat. Das rechte ist der siebenjährigen Marla gewidmet, deren Name für die Sanfte und den Meeresstern steht - symbolisiert in Perlenkette und weichem Stoff. Ich habe bewusst abstrakte Motive statt Porträts gewählt. Das Interessante: Auch wenn man so etwas vorher nicht weiß, stehen die Attribute tatsächlich für das Wesen der beiden Mädchen. Nika ist unfassbar ehrgeizig, Marla die sensiblere. Auf diese Weise habe ich meine Sonnenscheine immer bei mir."

... und die 'Große': Lukas Billick trägt seine Töchter auf der Haut.
Foto: Michi Bauer | ... und die "Große": Lukas Billick trägt seine Töchter auf der Haut.

Die Reaktionen: "Die schönsten Reaktionen kommen von meinen Mädchen. Beide Tattoos sind schwarz-weiß. Wenn ich frei habe, wollen sie die Motive mit Filzstiften ausmalen. Das ist eine riesige Gaudi, manchmal malen sie noch was dazu. Im Sport fanden es bisher alle gut. Dass meine Tattoos sensibel sind wie der Trauspruch, Blumen, eine Schwalbe oder Lateinisches, wird nicht belächelt. Spätestens, wenn ich den ersten getreten habe, kennen sie meinen Charakter auf dem Platz."

Das nächste Motiv: "Ich würde gerne ein Fußball-Motiv haben. Ich hatte nur zwei Rückennummern, 17 und 32. Möglicherweise am Sprunggelenk. Damit das nicht verletzt wird durch ein Foulspiel, werde ich das wohl eher nach der Laufbahn machen lassen." 

4. Der große Traum des "kleinen" Ingo Feser

Ingo Feser vom TSV Aubstadt
Foto: Silvia Gralla | Ingo Feser vom TSV Aubstadt

Die Person: Ingo Feser hat im Sommer 2016 beim heutigen Regionalligisten TSV Aubstadt in der Offensive angefangen und heute seinen Stammplatz als Linksverteidiger. Der 27-Jährige Maidbronner arbeitet als Bürokaufmann und wohnt seit Mai 2022 mit seiner Freundin in Würzburg. 

Das Tattoo: Ein kleiner Junge, der vor den Favelas, dem Elendsviertel Rio de Janeiros steht, einen Ball in der Hand - dieses Motiv ziert Fesers linke Wade. Gestochen wurde es im Mai 2021 in Lauda-Königshofen, als in etwa 30. Tattoo - es war jedoch das erste an den Beinen.

Der kleine Junge, der vom Profifußball träumt: Ingo Feser vom TSV Aubstadt.
Foto: Michi Bauer | Der kleine Junge, der vom Profifußball träumt: Ingo Feser vom TSV Aubstadt.

Die Geschichte: "Ich war immer der kleine Junge, dem Fußball wichtiger war als alles andere. Auch als Schule. Ich bin heim gekommen und gleich auf den Bolzplatz. Das Kind auf dem Tattoo symbolisiert das für mich. Dass es vor einer brasilianischen Kulisse steht, hat mit Neymar zu tun. Ich bewundere seine Art Fußball zu spielen, er ist Zehner, ich war Zehner. Und so wie Neymar einmal so dagestanden haben könnte, träumte auch ich von der Karriere als Fußballer. Und auch wenn ich aus guten familiären Verhältnissen kam, musste auch ich mich hochkämpfen. Talent war da, aber für den Sprung aus der Jugend von Schalke 04 heraus hat es dann doch nicht gereicht. Ich war früh zu mir ehrlich. Auch dieses Kämpfen für ein Ziel symbolisiert dieses Tattoo."

Die Reaktionen: "Im Verein kam es klar gut an, wir haben ja einige Tätowierte. Und irgendwie sorgt das bei einigen gegnerischen Mannschaften für spürbare Reaktionen. Die denken sich vermutlich: Wow, so ein kleines Kaff und so Viele von denen zugetackert. Vielleicht haben sie dann auch ein bisschen mehr Respekt. Ansonsten genieße ich es, wenn es anderen Menschen gefällt."

Das nächste Motiv: "Ich hatte meiner Mutter versprochen, es bleibt bei einem Arm. Jetzt sind beide plus ein Unterschenkel und Brust zu. Mal sehen, wie es weitergeht."

5. Wem Vincent Friedsam eine Rose widmet

Vincent Friedsam vom FC Würzburger Kickers
Foto: Silvia Gralla | Vincent Friedsam vom FC Würzburger Kickers

Die Person: Nach jahrelanger "Grundausbildung" beim FC Köln ist Vincent Friedsam im Sommer 2022 beim Regionalligisten FC Würzburger Kickers gelandet. Im Tor stand er bisher bevorzugt in Pokalspielen. Der 20-Jährige lebt mit seiner Freundin in Würzburg und konzentriert sich beruflich ganz auf den Fußball.

Das Tattoo: Das erste Tattoo von inzwischen dreien war gleich ein großes, ziert die komplette Außenseite am linken Unterarm. Im Dezember 2020 hat sich Friedsam in Köln eine Rose mit dem Geburtsdatum seiner Mutter in Schwarz-Grau-Schattierungen stechen lassen. 

Eine Liebeserklärung an die Mutter: Vincent Friedsam von den Kickers.
Foto: Michi Bauer | Eine Liebeserklärung an die Mutter: Vincent Friedsam von den Kickers.

Die Geschichte: "Meine Schwester und meine Mutter tragen auch jeweils ein Rosen-Tattoo, haben das schon vor mir machen lassen. Gemalt hat dieses Blumenmotiv mein verstorbener Onkel. Diese Rose ist ein Symbol unserer Familie. Mir war dabei ganz besonders die Verbindung zu meiner Mutter wichtig - aber natürlich gefällt mir das Bild auch. Ein klein bisschen habe ich das Motiv für mich abgeändert, weil es sonst nicht an dieser Stelle gepasst hätte. Entscheidend ist ohnehin die Ausstrahlung eines Tattoos. Ich bin grundsätzlich ein sehr familiärer Mensch. Ich habe deswegen noch ein weiteres Tattoo gemeinsam mit meiner Schwester: Michelangelos 'Die Erschaffung Adams' - beide an der selben Stelle am Oberarm. So etwas verbindet. Wer weiß, vielleicht setzen irgendwann mal meine Kinder diese Tradition mit der Rose fort."

Die Reaktionen: "Mein Vater war anfangs nicht begeistert. Als er das Bild gesehen hat, war er positiv überrascht. Ich habe ja vor, für ihn noch ein Tattoo auf dem anderen Arm machen zu lassen. Ich habe das damals in wenigen Sitzungen machen lassen, so dass Freunde, die mich zwei Wochen nicht gesehen hatten, plötzlich das Endergebnis gesehen haben - es gab nur positives Feedback." 

Das nächste Motiv: "Als nächstes geplant sind Sternzeichen und Geburtsdatum meines Vaters um den Ellbogen des rechten Armes. Und ich will das Rosenmotiv noch ein bisschen erweitern."

 
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