Mit der Laufzeit von Trainerverträgen ist es so eine Sache. Die Dauer ist meist nicht mehr als eine Absichtserklärung. In der Realität sieht es dann oft anders aus. Dafür haben die Würzburger Kickers selbst das beste Beispiel geliefert, als sie nach dem Zweitliga-Aufstieg 2016 mit viel Tamtam und von riesigen Stühlen herab verkündeten, dass Bernd Hollerbach bis 2019 Chefcoach der Rothosen bleiben werde. 2017 waren die Kickers wieder Drittligist und Hollerbach nicht mehr auf der Trainerbank. Er hatte nach dem Abstieg hingeschmissen.
Auch wenn es sich derzeit alle Beteiligten wünschen: Ob Michael Schiele tatsächlich bis 2020 Kickers-Trainer bleibt, steht auch nach der am Donnerstag verkündeten Vertragsverlängerung nicht fest. Vielleicht wird einmal ein größerer Verein auf die Arbeit in Würzburg aufmerksam und unterbreitet Schiele ein Angebot, das er nicht ablehnen kann oder der Erfolg bleibt plötzlich wieder aus und Schiele muss gehen. Fußball ist und bleibt Tagesgeschäft.
Trotzdem ist Schieles Unterschrift unter einen neuen Kontrakt bei den Kickers ein wichtiges Zeichen. Der Schwabe ist längst zum (freundlichen) Gesicht des Klubs geworden. Und schaut dabei gut aus. Das hat dem 40 -Jährigen am Anfang nicht jeder zugetraut. Die Skepsis war groß, als Schiele im Herbst vergangenen Jahres nach einem 0:5 gegen Wehen Wiesbaden zum Chefcoach befördert wurde. Davon ist trotz des Fehlstarts, nichts mehr zu spüren. Das Team spielt attraktiv, und die Ergebnisse stimmen. Schiele hat mit seiner offenen, freundlichen Art Mannschaft, Verantwortliche und Anhänger überzeugt, auch weil der Trainer bereit ist, Fehler einzugestehen und zu korrigieren. Als er nach drei Auftakt-Niederlagen in dieser Saison von seiner gewohnten Dreierkette abrückte und auf eine Viererabwehr umstellte, war das ein Zeichen von großer Stärke. Viele Trainer hätten da ihren Stiefel stur durchgezogen. Schiele ist anders und mutiger. Das tut den Kickers spürbar gut.
Nun ist die Trainerfrage für die kommende Saison frühzeitig geklärt und die Verantwortlichen können sich an die nächsten Schritte machen. Bei vielen wichtigen Spielern laufen Verträge aus. Auch da soll es schon bald erste Ergebnisse geben. Schiele wird bei der Kaderzusammenstellung das letzte Wort haben. So viel Einfluss hätte er nicht bei jedem Verein, das ist ihm bewusst. Die Kickers setzen erneut auf einen starken Trainer, das haben sie noch einmal ganz deutlich gemacht.