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Tennis
Corona sorgt für großen Schwund in der Tennisrunde
Knapp die Hälfte der für die Saison ursprünglich gemeldeten Mannschaften in Bayern nutzt die Möglichkeit des Rückzugs. In Unterfranken bleiben 61 Prozent. Wie gehen Tennisvereine in der Region mit der Situation um?
Mancher trainiert in diesem Sommer nur: Lediglich 61 Prozent der ursprünglich für die Tennis-Runde in Unterfranken gemeldeten Mannschaften treten wirklich an.
Foto: Benjamin Bördlein | Mancher trainiert in diesem Sommer nur: Lediglich 61 Prozent der ursprünglich für die Tennis-Runde in Unterfranken gemeldeten Mannschaften treten wirklich an.
Kirsten Mittelsteiner
Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 26.02.2024 21:11 Uhr

Nach knapp zwei Monaten kompletten Stillstands fliegt die gelbe Filzkugel in den 2000 bayerischen Tennisvereinen seit 11. Mai wieder. Auch der Tennis-Wettkampfsport im Amateurbereich im Freien hat grünes Licht seitens der Bayerischen Staatsregierung bekommen, die ihn grundsätzlich ab 8. Juni freigegeben hat. Dieses Datum gilt deutschlandweit. In Bayern geht es eine Woche später am 15. Juni los. Der bayerische Tennisverband (BTV) hat den Startschuss verschoben, damit die Vereine Zeit genug für die Vorbereitungen haben.

Dann steht dem Kampf um Punkte – auch mit den lang ersehnten Doppeln – in der als „Übergangssaison 2020“ bezeichneten Runde nichts mehr im Weg – unter Einhaltung der behördlichen Auflagen und Hygienebestimmungen. Die Basis dafür ist das „Rahmenhygienekonzept Sport“ des bayerischen Innenministeriums, das derzeit in Abstimmung mit dem BTV auf den Tennissport spezifiziert und in Kürze vorgestellt wird. Keine Auf- und Abstiege Sportlich gesehen geht es in dieser Saison nur um die sprichwörtliche „goldene Ananas“. Es wird keine Auf- und Absteiger geben. Die Verantwortlichen im Verband überlegen noch, den Gruppenersten den Aufstieg zu gewähren. Trotzdem bietet die Medenrunde für jeden Einzelnen einen Ansporn, denn die Leistungsklassen-(LK)-Regelung bleibt bestehen. Aufgrund der Punktspiele kann man die eigene LK verbessern, muss aber heuer keine Herabstufung befürchten.

Nach wochenlangen Unsicherheiten, wie sich der Wettkampfsport gestaltet, ist das Okay eine Erlösung für viele Vereine und ihre tennisbegeisterten Mitglieder. Viele wollen aber in der Corona-Krise keine Punktspiele bestreiten. Nach dem Ablauf der Frist für Mannschaftsabmeldungen am 29. Mai blieben in Bayern von insgesamt 12 410 ursprünglich gemeldeten Teams nur 6821 übrig. 5589 haben zurückgezogen. Eine Quote von 45 Prozent.

460 Teams in Unterfranken weniger

In den höherklassigen BTV-Ligen gehen noch 45 Prozent (298) der ehemals 665 gemeldeten Mannschaften an den Start. Der Bezirk Unterfranken schneidet im Vergleich mit anderen Bezirken noch ganz gut ab. „Viele sind heiß auf den Wettkampf und freuen sich nach Wochen des Stillstands auf ein bisschen Normalität in ihrem geliebten Sport“, erklärt Walter Haun, Vorsitzender des Tennisbezirks Unterfranken. Hier wurden von 1168 gemeldeten Teams 460 zurückgezogen (39 Prozent). Das ist auch die Quote im Bezirk Oberbayern-München. Weniger Rückzüge verzeichnen nur Mittelfranken mit 31 Prozent, gefolgt von Oberfranken mit 38 Prozent. Die meisten Abmeldungen gab es in den Bezirken Niederbayern (60 Prozent), Schwaben (59 Prozent) gefolgt von der Oberpfalz (49 Prozent).

Finanzielle Ausfälle für den Verband

Der BTV bedauert, dass nur etwas mehr als die Hälfte der Teams an den Start geht, denn er hat auch ein wirtschaftliches Interesse daran, die Punktspiele stattfinden zu lassen. An deren Durchführung ließ er auch zu Zeiten der strengen Corona-Auflagen keine Zweifel. Grund sind Meldegebühren und Ballgelder, die bei Ausfall im Budget fehlen. In der Summe machen allein die Mannschafts-Nenngelder einen höheren sechsstelligen Betrag aus, wenn man als groben Richtwert rund 40 Euro pro Team ansetzt. Das räumte Helmut Schmidbauer, Präsident des Bayerischen Tennis-Verbandes, in der „Süddeutschen Zeitung“ ein. Bis zum offiziellen Termin für Abmeldungen wurden 50 Prozent der Nenngelder einbehalten.

Für die meisten Vereine war nicht das anfängliche Doppelverbot Entscheidungsgrundlage, denn die meisten gingen davon aus, dass Doppel gespielt werden kann. Vielmehr bereiteten die Corona-Auflagen und die Unsicherheit im Umgang mit Abstands- und Hygieneregeln Kopfzerbrechen. Aus diesem Grund entschieden sich die Verantwortlichen beim TSV Güntersleben schon früh dafür, alle elf Mannschaften – fünf Erwachsene- und sechs Jugendteams – bis zum Ende der ersten Frist am 19. Mai abzumelden. „Wir diskutieren nicht jede Woche neu“, hatte die Vorstandschaft in Absprache mit den Mitgliedern besprochen.

LK-Turniere als Ersatz beim TSV Güntersleben

In Güntersleben setzt man nun auf einen regen LK-Turniersommer mit Wettbewerben im Zwei-Wochen-Turnus. „Die Turniere sind vom Verband freigegeben“, erklärt Manuel Wolf, stellvertretender Sportwart. Der TC Schweinfurt hat sich durch die Unsicherheiten der vergangenen Wochen nicht beirren lassen, sondern blieb bei seiner im Verein beschlossenen Regelung: Wir wollen mit allen Mannschaften spielen. Das sind von der U 8 bis hin zu Herren 75 insgesamt 19 Teams. Allerdings bleiben die Herren 75 und die Herren 70 I und II auf der Strecke. „Ihre Gruppen sind ersatzlos wegen vieler Abmeldungen gestrichen und unsere Teams schauen in die Röhre“, bedauert Vorsitzender Thomas End.

Weite Fahrten problematisch bei RW Bad Kissingen

Beim TC Weiß-Blau Würzburg entschied man ebenfalls früh, die Anzahl der startenden Teams zu reduzieren, und besserte bei Verlängerung der Frist auch nicht mehr nach. Die 2. Bundesliga, in der die 1. Herren aufschlagen, wurde vom Deutsche Tennis Bund (DTB) bereits im April ersatzlos gestrichen. „Das ist vernünftig so“, fand Mannschaftsführer Johannes Markel. Finanzielle Einbußen hat der Verein durch die Absage keine. Im weiteren gehen von ursprünglich 24 Mannschaften noch sieben an den Start. Besonders in den höherklassigen BTV-Ligen waren die ungeklärte Frage nach dem möglichen Einsatz von Ausländern und die weiten Fahrten Grund für die Abmeldung.

So auch bei Rot-Weiß Bad Kissingen. Aus demselben Grund meldete man von insgesamt 21 Mannschaften fünf in den Altersklassen 55 aufwärts in den BTV Ligen ab. „Sinn und Nutzen war für alle Beteiligten nicht erkennbar“, erklärt Markus Wittek, Sportwart des Vereins. Auch bei den Herren 30 in der Landesliga, die eigentlich spielen wollten, gaben aufgrund der Zusammenlegung der Gruppen mit Teams u. a. aus Regensburg die weiten Fahrten den Ausschlag für die nachträgliche Abmeldung. Alle anderen Mannschaften sind im Bezirk unterwegs.

Genügend Eltern für Fahrdienste zu finden, ist jetzt schwer

Das Problem der Fahrten mit nur Personen aus zwei verschiedenen Hausständen in einem Auto spielt auch für die Jugend eine Rolle. „Es ist in normalen Zeiten schwer, Eltern für Fahrdienste zu finden“, erklärt Jürgen Sroka, Vorsitzender des TSC Heuchelhof, „unter den strengen Vorgaben ist es fast unmöglich“. Deshalb meldete man die drei jüngsten Jugendmannschaften ab.

Auch beim TV Haßfurt wurde das ähnlich gehandhabt. „Wir wollen den Mannschaftsbetrieb aufrechterhalten, aber für die Jugend macht es keinen Sinn“, erklärt Thorsten Kalb, Abteilungsleiter Tennis. Es bleiben drei Herrenteams übrig, wobei die Medenrunde für die 30er in der Bezirksliga „den Höhepunkt des Jahres“ darstellt. Das einzige Damenteam verzichtete wegen dünner Besetzung und der lange nicht geklärten Doppelfrage.

Die Profis müssen auf Turniere warten: Carina Witthöft in Hamburg vor einer Trainingseinheit.
Foto: TimGroothuis | Die Profis müssen auf Turniere warten: Carina Witthöft in Hamburg vor einer Trainingseinheit.

Mit eigener Gaststätte ist die Bewirtung leichter möglich

In Sachen Bewirtung der Mannschaften ist es für jene Vereine, die eine eigene Gastronomie haben, mittlerweile einfach zu handhaben. Dort gelten die gleichen Vorschriften wie für die Gastronomie allgemein. So haben Rot-Weiß Bad Kissingen, der TC Schweinfurt, TV Haßfurt, WB Würzburg und TSC Heuchelhof kein Problem. „Wir haben genügend Platz und wollen unsere Gastronomie bestmöglich unterstützen“, spricht End allen aus dem Herzen. Die Tennisabteilung der SG Margetshöchheim nimmt es auch ohne eigenen Wirt in Angriff. „Wir setzen in der Eigengastronomie um, was uns auferlegt wird“, sieht es Abteilungsleiter Klaus-Peter Burk pragmatisch.

Die drei Erwachsenen-Teams starten also sicher, nachdem die Doppel gespielt werden dürfen. Die Margetshöchheimer Herren 50 in der Landesliga wollten ohnehin an der Medenrunde teilnehmen, während die Damen 40 und Herren 60 ohne Doppel die Abmeldung in Erwägung gezogen hatten. Hinter den zwei Jugendmannschaften steht noch ein Fragezeichen aufgrund der bis in die Sommerferien hineinreichenden Runde. Fahrdienste wären nicht das Problem, denn hier würde bei Not am Mann auch die Abteilungsleitung einspringen.

Keine Bußgelder in dieser Saison

Sollte der Medenbetrieb aber nicht wirklich gut funktionieren, haben Vereine immer noch die Möglichkeit, Mannschaften jederzeit auch während der Runde zurückzuziehen. Dann werden die Nenngelder in voller Höhe einbehalten. „Aber die sind vernachlässigbar“, findet Burk. Erleichternd für die Entscheidungsfindung ist der Verzicht des Verbandes auf die in normalen Zeiten üblichen Bußgelder. So sieht es auch Sroka. Im Hinblick auf die Möglichkeit des Rückzugs ohne finanzielle Auflagen gehen viele seiner ursprünglich 16 gemeldeten Heuchelhof-Teams an den Start. „Die meisten wollen spielen“, weiß er. Abgemeldet wurden nur die Herren 65 I und II aufgrund der bevorstehenden Urlaubszeit und dem dadurch befürchteten Ausfall vieler Spieler.

Auf eines hoffen alle zusammen: die baldige Lockerung im Sanitärbereich. „Wenn ich mit meinem Team in Aschaffenburg spiele, wäre duschen schon schön“, findet Wittek und auch End stößt in dieses Horn: „Nicht duschen zu können wäre im Sommer wirklich übel.“

 
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