Weniger Klotzen, mehr Kämpfen – so oder so ähnlich soll das Credo bei den Handballern der TG Heidingsfeld in Zukunft lauten. Nach dem zum zweiten Mal verpassten Bayernliga-Aufstieg als Landesliga-Dritter laufen die Planungen für den Kader der neuen Saison auf Hochtouren. Der „Frontman“ der neuen Mannschaft ist bereits gefunden: Es ist Yann Polydore. Am Montag war er zur Vertragunterschrift in Würzburg, wie er selbst berichtet, am späten Abend haben die Hätzfelder Bullen ihn als Neuzugang bekanntgegeben – und damit wieder mal für eine Überraschung gesorgt. Denn Polydore darf durchaus als Personalcoup bezeichnet werden. Der 29-jährige international erfahrene Franzose wechselt vom Zweitliga-Absteiger HG Saarlouis zur TGH, erhält dort einen Dreijahresvertrag und füllt die Leerstelle des bisher fehlenden Linkshänders im rechten Rückraum.
Drei Wechselgründe
„Mit ihm hat die Vereinsführung den emotionalen Anführer verpflichtet, den sie sich gewünscht hat“, sagt der neue Pressesprecher Johannes Keppner am Dienstag auf Anfrage. Und in einer Pressemitteilung wird Thomas Ploch vom PR-Team mit den Worten zitiert: „Dieses Jahr haben wir gerade in den entscheidenden Spielen nicht die Kraft eines bedingungslos zusammen kämpfenden Teams entwickeln können. Dies zu ändern, ist unser oberstes Ziel.“ Bullen-Manager Alexander Seelig hatte Ende April von einem „Imagewandel“ gesprochen und das Motto „Weniger Geld, mehr Erfolg“ für die Zukunft ausgegeben.
Was aber, wenn nicht (nur) ein gutes Gehalt, veranlasst einen Leistungssportler, seine Karriere künftig drei Klassen tiefer fortzusetzen? Drei Punkte hätten ihn zu diesem Schritt bewogen, sagt Polydore. Zum Ersten seine körperliche Verfassung, die mit den Belastungen in der Bundesliga momentan schwer vereinbar sei. Noch immer hat der 1,90-Meter-Mann, der in Französisch-Guyana geboren wurde, mit den langwierigen Nachwirkungen einer Fußverletzung zu kämpfen, die er sich 2014 beim Erstligisten HBW Balingen-Weilstetten zugezogen hatte. Immer wieder auftretende Beschwerden „vom Fuß bis bis in die Schulter“ sorgten auch in den drei anschließenden Jahren in Saarlouis dafür, dass er sein Talent nicht mehr voll zur Entfaltung bringen konnte und die Saarländer seinen Vertrag nun auch nicht mehr verlängerten. „Yann ist ein ganz lieber Mensch mit großen Fähigkeiten, einem guten Auge für seinen Mitspieler und einem starken Wurf“, sagt HGS-Pressesprecher Peter Wagner – „und für einen Landesligisten sicherlich eine Granatenverpflichtung.“
Der zweite ausschlaggebende Punkt für Polydore war der „sehr gute Trainer“, wie er Heiko Karrer nennt. „Ich kenne Heiko persönlich. Wir wollen zusammen nach oben gehen. Der Verein ist ambitioniert, das gefällt mir“, ergänzt der 42-fache Juniorennationalspieler, der vor seiner Zeit in Deutschland in der dritten bis ersten französischen Liga spielte und auch zu Einsätzen im EHF-Pokalwettbewerb kam. Karrers gute Kontakte als ehemaliger Handballprofi und langjähriger Trainer machten sich in diesem Fall bezahlt.
Schließlich, so Polydore, reize ihn die Rolle des Führungsspielers, die man ihm in Heidingsfeld in Aussicht gestellt habe: „Ich möchte mit meiner Erfahrung jungen Spielern helfen, sich weiterzuentwickeln.“
Weiterer Zu- und Abgang
Einer dieser Jungen wird auch ein Neuer sein: Luis Franke (19) vom TV Großwallstadt ist nach Polydore, Torwart Fabian Tatzel, Maximilian Lang und Rückkehrer Jannick Nass die nächste Verpflichtung, die die Bullen am Dienstag bekanntgaben. Der gelernte Spielmacher lief zuletzt mit Doppelspielrecht für die TVG-Junioren und das Drittliga-Meisterteam auf.
Verlassen wird die TGH indes Julius Weinhardt. Der Verein habe den Vertrag des Rückraumakteurs nicht verlängert, teilte Pressesprecher Keppner mit. Weinhardt ist der vierte Abgang nach Julian Bötsch, Maximilian Wirth und Niklas Grammel.