Gießen 46ers – s. Oliver Würzburg
(Sonntag, 18 Uhr, Sporthalle Ost)
Kaum war am Mittwochabend der 104:91-Erfolg im europäischen „Fiba-Europe-Cup“-Wettbewerb gegen den türkischen Vertreter Pinar Karsiyaka eingetütet – der wettbewerbsübergreifend sechste in Serie – da richtete Cheftrainer Denis Wucherer schon den Blick nach vorne auf die anstehende Bundesliga-Aufgabe. Am Sonntagabend wartet auf die Baskets (12. Platz/14:18 Punkte) bei den Gießen 46ers (10./18:18) ein echter Prüfstein mit Blick auf die – warum auch angesichts des jüngsten Aufwärtstrends? – nach wie vor nicht ad acta gelegten Play-off-Ambitionen.
Sportliche Bedeutung
Brisanz bezieht die Begegnung zum einen aus ihrer sportlichen Bedeutung, zum anderen aus der personellen Konstellation. Mit Wucherer, seinem Assistenten Stephen Key sowie den Korbjägern Cameron Wells, Skyler Bowlin und Gabriel Olaseni kehrt ein Quintett an die alte Wirkungsstätte zurück. Vor allem für Wucherer dürfte es eine besondere Partie sein, übernahm er den Klub doch 2013 nach dem Erstliga-Abstieg in wirtschaftlich schwieriger Situation, führte ihn zwei Jahre später wieder ins Oberhaus und etablierte ihn dort – mit dem heutigen Baskets-Trio auf dem Parkett – mit zwei neunten Plätzen in Serie.
Kribbeln im Bauch
Allzu viel Aufhebens will der 45-Jährige um die Vergangenheit nicht machen. „Der Fokus liegt darauf, das Spiel zu gewinnen. Zuhause haben wir die Chance dazu gehabt und sie liegen gelassen, wie so manche Partie in der ersten Saisonphase. Das gilt es jetzt zurückzuholen“, so Wucherer mit Blick auf die 81:85-Hinspielniederlage Anfang Oktober – die dritte mit vier Punkten Differenz in den drei Auftakt-Partien. Ganz frei machen von möglichen Emotionen kann er sich aber nicht: „Klar wird es vermutlich kribbeln, wenn wir mit dem Bus vorfahren. Und natürlich freue ich mich auf die Rückkehr und die großartige Atmosphäre in der Sporthalle Ost, die es Gäste-Teams immer schwierig macht. Aber ich würde mich am meisten nach Spielende freuen, wenn wir gewonnen haben sollten.“ Ein Schlüssel zum Erfolg dürfte sein, die Wirkungskreise von John Bryant so gut es geht einzuengen.
John Bryant spielt herausragende Saison
Der immer leicht moppelig daherkommende Center-Hüne – offiziell mit 127 Kilogramm bei einer Körpergröße von 2,11 Meter gelistet, spielt eine abermals herausragende Saison. Mit durchschnittlich 20,5 Punkten und 11,1 Rebounds pro Partie führt der US-Amerikaner, der seit Dezember auch über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügt, die Liga in beiden Kategorien an, verteilte darüber hinaus noch 5,2 Korbvorlagen. „Wir werden John nicht komplett ausschalten können, das haben schon ganz andere Teams vergeblich versucht. Es geht darum, ihn zu verteidigen, ohne dass die Distanzschützen heiß laufen. Wenn wir da die richtige Mischung hinbekommen, sehe ich gute Chancen. Denn offensiv werden wir sicher immer eine eigene Lösung finden“, so Wucherer über den bis 2020 vertraglich an die Gießener gebundenen Bryant, der – so berichtete es zumindest die Sport-Bild im Herbst – mit 300 000 Euro jährlich zu den Top-Verdienern der Liga zählen soll. Gießens Geschäftsführer Heiko Schellberg dementierte damals zwar die Zahl, zum Armenhaus der Liga dürften die Mittelhessen aber nicht mehr zählen, wie auch die Nachverpflichtung von Ex-FC-Bayern-Korbjägern Brandon Thomas nahelegt. „300 000 Euro hatte ich nach dem Bundesliga-Aufstieg auch zur Verfügung, allerdings für das gesamte Team“, kommentiert Wucherer die Zahl mit einem Schmunzeln.
Debüt von Devin Oliver?
Personell kann Wucherer vermutlich aus dem Vollen schöpfen, einzig hinter Lokalmatador Felix Hoffmann (Magen-Darm-Infekt) steht ein kleines Fragezeichen. Somit hat der Headcoach auch die Qual der Wahl bei der Besetzung der sechs Ausländer-Positionen. Sieben Import-Spieler stehen nach der jüngsten Verpflichtung von US-Flügelspieler Devin Oliver im Kader. „Ob Devin bereits so eingearbeitet ist, dass er spielen wird, werden wir sehen“, lässt sich Wucherer nicht in die Karten schauen. Der 26-Jährige wäre jedenfalls heiß auf sein Debüt im Baskets-Dress. „I can't wait to play this weekend“, twitterte Oliver.