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HANDBALL: ZWEITE BUNDESLIGA MÄNNER
Bestätigt: Wölfe-Berater Brack wird Trainer in Göppingen
Rolf Brack       -  Ihre intensive Zusammenarbeit wird ihnen fehlen, sagen sie beide: Matthias Obinger (rechts), Trainer von Handball-Zweitligist DJK Rimpar Wölfe, und der bisherige sportliche Berater der Wölfe, Rolf Brack, der  neuer Chefcoach beim Bundesligisten Frisch Auf Göppingen wird.
Foto: Frank Scheuring (foto2press) | Ihre intensive Zusammenarbeit wird ihnen fehlen, sagen sie beide: Matthias Obinger (rechts), Trainer von Handball-Zweitligist DJK Rimpar Wölfe, und der bisherige sportliche Berater der Wölfe, Rolf Brack, der neuer ...
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 22.08.2022 16:37 Uhr

Der „Handball-Professor“ will's also noch mal wissen: Rolf Brack wechselt nach einem guten Jahr als sportlicher Berater beim Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe zurück in die Erste Liga. Wie vermutet, wird der 63-Jährige neuer Chefcoach beim amtierenden EHF-Pokalsieger Frisch Auf Göppingen und damit Nachfolger des am Dienstag entlassenen Magnus Andersson (wir berichteten). Das bestätigten beide Klubs am Mittwochmittag. Aufgrund des enttäuschenden Saisonauftakts mit nur 4:6 Punkten aus den ersten fünf Spielen und aktuell Tabellenplatz 13. zogen die Schwaben die Reißleine und trennten sich vom Schweden.

Der Reiz des Topklubs

Nun soll der Mann den Traditionsverein wieder zu Erfolgen führen, der bis 2013 mehr als drei Jahrzehnte lang Trainer in der Bundesliga und danach drei Jahre lang Schweizer Nationalcoach war; bei der SG Frisch Auf Göppingen/Scharnhausen stand Brack sogar schon mal unter Vertrag (1994 bis 1996). „Der Reiz, noch mal einen Topklub zu trainieren, ist einfach unglaublich groß und für mich vielleicht eine letzte einmalige Chance“, sagt er auf Anfrage dieser Redaktion. „Die Entscheidung habe ich mehr aus dem Bauch als mit dem Kopf getroffen.“ Brack war vor drei Jahren schon einmal Wunschkandidat bei Frisch Auf gewesen. Er ist auch jetzt die im wahrsten Sinne des Wortes naheliegendste Lösung: Der habilitierte Sportwissenschaftler, der hauptberuflich als Dozent an der Universität Stuttgart lehrt, lebt im Ostfilderner Stadtteil Scharnhausen. Nach Göppingen sind es gerade einmal 35 Kilometer.

In Rimpar, wo seine Vorstellung im August 2016 in der Branche bundesweit als gelungener Personalcoup für Schlagzeilen gesorgt hatte, gehe er mit einem lachenden und einem weinenden Auge, gesteht Brack. Und ganz geht er sowieso gar nicht. „Wenn mein Rat gefragt ist, bin ich natürlich auch weiter da“, betont er. „Ich habe bei den Wölfen viel Wertschätzung erfahren. Meine Tätigkeit dort war sportlich erfolgreich und effizient. Vor allem die intensive Zusammenarbeit mit Obi hat mir unheimlich viel Spaß gemacht und wird mir fehlen.“

Obinger: „Mut zur Innovation und Beharrlichkeit gelernt“

DJK-Chefcoach Matthias Obinger, selbst promovierter Sportwissenschaftler, hat bei Brack 2011 die A-Lizenz erworben und nannte ihn bei der Verpflichtung einen „Lottogewinn für die Wölfe“. Er selbst habe in dem einen Jahr der Zusammenarbeit vor allem zwei Dinge von seinem „Mentor“ gelernt: „Mut zur Innovation und Beharrlichkeit. Obwohl Rolf und ich grundsätzlich eine ähnliche Philosophie haben, denke ich Handball inzwischen noch mehr anders als andere – sei es mit dem siebten Feldspieler, zwei Kreisläufern oder verschiedenen Abwehrvarianten. Unser Spiel trägt auch Rolfs Handschrift."

Daher stehe er Bracks Entscheidung mit gemischten Gefühlen gegenüber, so Obinger. „Auf der einen Seite freue ich mich für Rolf über das Angebot, weil ich weiß, dass es eine Herzensangelegenheit für ihn ist, noch mal so einen renommierten, ambitionierten Klub zu trainieren, der bei ihm um die Ecke ist. Man muss verstehen, dass er das Angebot annimmt und kann Göppingen zu seiner Verpflichtung nur beglückwünschen. Auf der anderen Seite haben wir im letzten Jahr viel zusammen aufgebaut und erreicht. Der intensive Austausch mit ihm wird mir abgehen.“

Der Weg der Wölfe geht weiter

Auch Wölfe-Geschäftsführer Roland Sauer „bedauert, dass uns Rolf nicht mehr im gleichen Umfang zur Verfügung stehen wird“, äußert aber ebenso „vollstes Verständnis“ für dessen Entscheidung. „Rolf und ich kennen uns seit fast 15 Jahren. Ich schätze seine große Erfahrung und Handballkompetenz. Wir bleiben weiterhin in freundschaftlichem Kontakt“, so Sauer.

Befürchtungen, dass der sportliche Erfolg des Zweitligisten von seinem Engagement abhängt, hat Brack nicht: „Um die Mannschaft mache ich mir überhaupt keine Sorgen! Obi kann das taktisch, intellektuell und emotional genauso gut alleine.“ Obinger betont, ihm sei auch keineswegs mulmig zumute: „Es ändert sich ja für niemanden etwas außer für mich. Und Rolf und ich werden zwar nicht mehr jeden Tag zwei Stunden telefonieren, aber trotzdem im Austausch bleiben. Den Weg, den wir mit Rolf eingeschlagen haben, werden wir auch ohne ihn weitergehen.“

Wiedersehen im DHB-Pokalwettbewerb 2018?

Sportlich sieht Brack in Rimpar immer noch Potenzial. „Die Mannschaft hat sich kontinuierlich entwickelt – und sie ist noch nicht am Ende dieser Entwicklung angekommen. Sie ist nicht so weit vom Niveau der Ersten Liga entfernt, und nach den ersten Spielen glaube ich, dass auch in dieser Saison ein Platz in den Top Sechs möglich ist.“ Damit hätten die Wölfe das Ziel ihres 2016 ausgerufenen Projekts 2020, das sie innerhalb der noch verbleibenden drei Jahre dauerhaft unter den besten 25 Handballklubs in Deutschland etablieren soll, nach dem zuletzt so knapp verpassten Aufstieg erneut erreicht.

Und wer weiß, vielleicht gibt es im Sommer 2018 schon das erste sportliche Wiedersehen der Wölfe mit Brack. Wenn das Gesetz der Serie greift, müsste Rimpar dann im vierten Jahr in Folge im DHB-Pokalwettbewerb auf Göppingen treffen.

Rolf Brack jedenfalls wird schon am Sonntag bei den Schwaben auf der Trainerbank sitzen, wenn diese beim Aufsteiger TV Hüttenberg gastieren, auf den in der zurückliegenden Runde Matthias Obinger sein Team zweimal erfolgreich vorbereitet hat. Wer weiß, vielleicht holt sich ja diesmal der Mentor Tipps von seinem einstigen Lehrling?!

 
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