Er hat 223 Mal in der Fußball-Bundesliga gespielt, war lange Zeit Trainer an der Seite von Felix Magath, wurde mit dem VfL Wolfsburg deutscher Meister – und jetzt tritt der Rimparer Ex-Profi Bernd Hollerbach (44) den Trainerjob beim Regionalligisten FC Würzburger Kickers an. Das Ziel ist klar. In drei Jahren soll der Klub in der Dritten Liga spielen. Im Interview spricht der Vater zweier Kinder über das ehrgeizige Vorhaben, Geld im Fußball, Disziplin und Training mit Medizinbällen.
Bernd Hollerbach: Was heißt enttäuscht. Allzu groß waren die Erwartungen nach den letzten Wochen ja nicht. Ein 0:0 ist kein gutes, aber auch kein schlechtes Resultat. Der HSV ist auswärts immer in der Lage, ein Tor zu schießen.
Hollerbach: Wenn man zehn Jahre für einen Klub gespielt hat, dann ist doch klar, dass das der Verein ist, an dem neben meinem Heimatklub Würzburger Kickers auch noch das Herz hängt.
Hollerbach: Ja, da haben wir uns schon Gedanken gemacht. Aber die Konstellation war so nicht machbar und das Thema damit auch schnell erledigt.
Hollerbach: Ich habe mich schon länger damit auseinandergesetzt, wieder als Cheftrainer zu arbeiten. Ich bin Felix sehr dankbar, dass er so viel Verständnis für mich hatte und mir letztlich auch zu diesem Schritt geraten hat.
Hollerbach: Natürlich habe ich mich mit ihm ausgetauscht. Seine Meinung ist mir nach wie vor wichtig. Er kennt das Projekt bei den Kickers – und er findet es interessant.
Hollerbach: Ich habe sehr schnell gemerkt, dass die Würzburger und viele Leute in der ganzen Region hungrig auf Profifußball sind. Für mich war es ein Risiko, andere Angebote abzusagen und auf dieses Projekt zu setzen. Aber ich habe dem Verein Würzburger Kickers viel zu verdanken. Hier habe ich den Sprung in den Profifußball geschafft. Hier ist meine Heimat, hier komme ich her. Jetzt versuche ich, etwas zurückzugeben.
Hollerbach: Er und der Vorstandsvorsitzende Michael Schlagbauer sind die beiden Leute, mit denen ich die entscheidenden Gespräche geführt habe. Solche Persönlichkeiten, die Mut haben und etwas anpacken, braucht man, damit es vorangeht. Ich habe beide auch schon darauf vorbereitet, was auf uns zukommt. Dass es ein schwieriger, steiniger Weg werden wird und auch Rückschläge kommen werden. Aber Thorsten Fischer ist, das habe ich schon gemerkt, ein echter Kickersler geworden. Er ist mit Fleisch und Blut dabei. Ihm liegt der Verein am Herzen wie Michael Schlagbauer und mir auch. Die Kickers stehen über allem.
Hollerbach: Ich bin ein Typ, der nicht zuerst ans Scheitern denkt. Ich bin so gestrickt, dass ich zuerst die Chance sehe. Wenn ich daran denke, was hier möglich ist, was hier los war beim Freundschaftsspiel gegen Dortmund, beim Benefizspiel mit Manuel Neuer und Dirk Nowitzki – da hat man doch gesehen, was der Fußball hier in Bewegung setzen kann. Wenn wir es schaffen, innerhalb der nächsten drei Jahre den Schritt in die Dritte Liga zu machen, dann ist hier einiges möglich.
Hollerbach: Erfolg kommt nicht über Nacht. In Bezug auf den Profifußball fangen wir hier bei Null an. Das beginnt bei den Trainingsbedingungen. Der Umfang des Trainings wird sich deutlich erhöhen. Bisher wurde dreimal die Woche trainiert, nun werden wir sieben, acht Mal auf dem Platz stehen. Es wird viele Veränderungen geben und deshalb ist es gut, dass wir uns drei Jahre Zeit geben. Was sich umgehend ändert, ist aber klar: Ab sofort werden wir ganz anders wahrgenommen. Wir sind jetzt nicht mehr nur irgendein Regionalligist. Darauf müssen wir vorbereitet sein, umso intensiver werden wir arbeiten.
Hollerbach: Ach das ist doch immer so ein Klischee. Entscheidend ist, ob jemand erfolgreich arbeitet oder nicht. Es spricht im Übrigen nichts gegen Medizinbälle. In meinen Zeiten mit Felix Magath hatten unsere Mannschaften immer die wenigsten Verletzten und das, obwohl wir doch angeblich so altmodische Trainingsmethoden hatten. Mir ist egal, was andere sagen. Ich habe meine Vorstellungen und bin damit bislang immer gut gefahren. Die Arbeit steht im Vordergrund. Ich bin keiner der viel redet, ich arbeite lieber.
Hollerbach: Ich bin nun mal bodenständig. Ich weiß, wo ich herkomme. Ich habe meine Ausbildung als Metzger gemacht. Da habe ich früh um vier Uhr angefangen und war am Abend ein Stück weiter als die meisten anderen. Von Nichts kommt eben Nichts. Andere haben sicher in ihrer Profi-Laufbahn höhere Gehälter kassiert. Aber ich habe viel länger in diesem Job Geld verdienen können, weil ich wusste, dass man dafür hart und stetig arbeiten muss. Das Problem ist grundsätzlich nicht, dass Profifußballer zu viel verdienen, sondern dass viele dafür zu wenig tun.
Hollerbach: Das ist schwer zu sagen. Dazu muss ich erst einmal mit der Mannschaft arbeiten, sehen, wie sich jeder Einzelne gibt, wer wie mit der neuen Schlagzahl zurechtkommt. Wir haben noch zehn, elf Spieler mit laufenden Verträgen. Ich will mit einem Kader von 22 oder 23 Mann in die Vorbereitung starten. Nachwuchsspieler wie etwa Moritz Vollmer oder Joannis Karsanidis haben mir in den letzten Wochen ganz gut gefallen. Sie haben noch keinen Vertrag, mit ihnen werden wir reden. Für solche Leute bin ich immer offen. Aber sieben oder acht neue Spieler kommen sicherlich dazu.
Hollerbach: Das werden wir ganz bestimmt nicht machen. Ich selbst habe meist gute Erfahrungen gemacht, wenn ich mit jungen, hungrigen, willigen und talentierten Spielern zusammengearbeitet habe. Zusammen mit Felix Magath habe ich Spieler vorangebracht wie zum Beispiel Julian Draxler, Edin Dzeko, Joel Matip oder Lewis Holtby. Aber, ob erfahren oder jung: Es wird darauf ankommen, Spieler auszuwählen, die die richtige Mentalität mitbringen, die gewinnen wollen, Siegertypen eben.
Hollerbach: Es wird hoffentlich der ein oder andere dabei sein, den man vielleicht kennt. Aber wir werden sicherlich keinen Marketing-Gag veranstalten, sondern nur Leute holen, die langfristig und nachhaltig mit Würzburg nach oben wollen.
Hollerbach: Vielleicht einmal zum Schoppen trinken. Von solchen Transfers halte ich nichts. Ich will hier Teamplayer haben, keine Showstars. Die Mannschaft steht über allem. Ich komme von hier, ich will hier nachhaltig etwas aufbauen und nicht irgendwie Harakiri machen. Spieler, die nur dem Geld hinterherlaufen, kannst du hier nicht gebrauchen. Die taugen nicht viel. Es müssen Typen sein, die etwas erreichen wollen. Ich will mit Würzburg nach oben. Das ist meine Motivation und das muss auch die Motivation der Spieler sein.
Hollerbach: Das stimmt, man merkt es an den Gesprächen mit vielen Leuten, wie groß schon jetzt die Vorfreude ist und wie sehr alle hoffen, dass wir ein gutes Los bekommen.
Hollerbach: Warten wir's ab. Aber klar will ich lieber gegen einen Erstligisten spielen. Aber so eine Pokal-Auslosung ist ja kein Wunschkonzert. Mit dem HSV wären wir auf jeden Fall sehr zufrieden.
FC Würzburger Kickers – FC Eintracht Bamberg (Samstag, 14 Uhr, flyeralarm Arena)
Abschiedsspiel für Daniel Tsiflidis: Der Kickers-Kapitän wird den Verein zum Saisonende verlassen. Die Partie der Rothosen (11./48 Punkte) gegen Bamberg (9./50) ist das letzte Heimspiel für den Torhüter, der 2009 von Waldhof Mannheim an den Dallenberg wechselte. „Möglicherweise gehe ich noch einmal ins Ausland. Es gibt Gespräche. Wenn es diese Möglichkeit gibt, würde ich sie ergreifen“, sagt Tsiflidis, der zugibt, dass beim letzten Auftritt vor heimischen Publikum „sicher einige Gefühle hochkommen werden. Es waren schließlich ereignisreiche und tolle Jahre hier.“ Der 29-jährige Deutsch-Grieche wird gegen Bamberg ganz gewiss in der Startelf stehen. Auch für Dieter Wirsching ist es drei Tage nach dem Triumph im Toto-Pokal-Finale von Schalding-Heining das letzte Regionalliga-Heimspiel als Kickers-Trainer. „Die Vorbereitung war nach den Feierlichkeiten nicht einfach. Aber natürlich wollen wir noch einmal ordentlich auftreten“, sagt der Coach.
Diesen Schritt zu wagen ist für Würzburg einfach nur traumhaft!!!