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WÜRZBURG
Bernd Hollerbach: „Wir sind jetzt nicht mehr nur irgendein Regionalligist“
Der künftige Trainer des FC Würzburger Kickers über die Drittliga-Pläne, seine Art zu arbeiten, Mentor Felix Magath und einen Schoppen mit Ailton
Er hat Großes vor in der Heimat: Ex-Profi Bernd Hollerbach will als Trainer den Fußball-Regionalligisten FC Würzburger Kickers binnen drei Jahren in die Dritte Liga führen.
Foto: Fabian Frühwirth | Er hat Großes vor in der Heimat: Ex-Profi Bernd Hollerbach will als Trainer den Fußball-Regionalligisten FC Würzburger Kickers binnen drei Jahren in die Dritte Liga führen.
Fabian Frühwirth
 und  Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 16.05.2014 18:12 Uhr

Er hat 223 Mal in der Fußball-Bundesliga gespielt, war lange Zeit Trainer an der Seite von Felix Magath, wurde mit dem VfL Wolfsburg deutscher Meister – und jetzt tritt der Rimparer Ex-Profi Bernd Hollerbach (44) den Trainerjob beim Regionalligisten FC Würzburger Kickers an. Das Ziel ist klar. In drei Jahren soll der Klub in der Dritten Liga spielen. Im Interview spricht der Vater zweier Kinder über das ehrgeizige Vorhaben, Geld im Fußball, Disziplin und Training mit Medizinbällen.

Frage: Nur ein glückliches 0:0 im ersten Relegationsspiel der Fußball-Bundesliga zwischen dem Hamburger SV und der SpVgg Greuther Fürth – sind Sie enttäuscht von Ihrem HSV?

Bernd Hollerbach: Was heißt enttäuscht. Allzu groß waren die Erwartungen nach den letzten Wochen ja nicht. Ein 0:0 ist kein gutes, aber auch kein schlechtes Resultat. Der HSV ist auswärts immer in der Lage, ein Tor zu schießen.

Wie sehr hängen Sie noch an den Hamburgern?

Hollerbach: Wenn man zehn Jahre für einen Klub gespielt hat, dann ist doch klar, dass das der Verein ist, an dem neben meinem Heimatklub Würzburger Kickers auch noch das Herz hängt.

Vor einigen Monaten waren Felix Magath als Chef und Sie als Co-Trainer ja noch in Hamburg im Gespräch.

Hollerbach: Ja, da haben wir uns schon Gedanken gemacht. Aber die Konstellation war so nicht machbar und das Thema damit auch schnell erledigt.

Und Sie standen plötzlich vor der Frage, entweder mit Felix Magath in die Premiere League zum FC Fulham zu wechseln oder bei den Kickers in der Regionalliga anzufangen . . .

Hollerbach: Ich habe mich schon länger damit auseinandergesetzt, wieder als Cheftrainer zu arbeiten. Ich bin Felix sehr dankbar, dass er so viel Verständnis für mich hatte und mir letztlich auch zu diesem Schritt geraten hat.

Kennt Felix Magath die Verhältnisse und ihre Aufgabe bei den Kickers?

Hollerbach: Natürlich habe ich mich mit ihm ausgetauscht. Seine Meinung ist mir nach wie vor wichtig. Er kennt das Projekt bei den Kickers – und er findet es interessant.

In den letzten Monaten haben es die Kickers geschafft, einen 3,6-Millionen-Etat für die nächsten drei Jahre zu sichern. Waren Sie von Anfang an überzeugt, dass das überhaupt gelingt?

Hollerbach: Ich habe sehr schnell gemerkt, dass die Würzburger und viele Leute in der ganzen Region hungrig auf Profifußball sind. Für mich war es ein Risiko, andere Angebote abzusagen und auf dieses Projekt zu setzen. Aber ich habe dem Verein Würzburger Kickers viel zu verdanken. Hier habe ich den Sprung in den Profifußball geschafft. Hier ist meine Heimat, hier komme ich her. Jetzt versuche ich, etwas zurückzugeben.

Welche Rolle spielt flyeralarm-Chef Thorsten Fischer, der ja die treibende Kraft mit den finanziellen Mitteln hinter dem Projekt ist?

Hollerbach: Er und der Vorstandsvorsitzende Michael Schlagbauer sind die beiden Leute, mit denen ich die entscheidenden Gespräche geführt habe. Solche Persönlichkeiten, die Mut haben und etwas anpacken, braucht man, damit es vorangeht. Ich habe beide auch schon darauf vorbereitet, was auf uns zukommt. Dass es ein schwieriger, steiniger Weg werden wird und auch Rückschläge kommen werden. Aber Thorsten Fischer ist, das habe ich schon gemerkt, ein echter Kickersler geworden. Er ist mit Fleisch und Blut dabei. Ihm liegt der Verein am Herzen wie Michael Schlagbauer und mir auch. Die Kickers stehen über allem.

Dabei stehen Sie durchaus unter Druck. Das Ziel ist klar formuliert: In drei Jahren in die Dritte Liga.

Hollerbach: Ich bin ein Typ, der nicht zuerst ans Scheitern denkt. Ich bin so gestrickt, dass ich zuerst die Chance sehe. Wenn ich daran denke, was hier möglich ist, was hier los war beim Freundschaftsspiel gegen Dortmund, beim Benefizspiel mit Manuel Neuer und Dirk Nowitzki – da hat man doch gesehen, was der Fußball hier in Bewegung setzen kann. Wenn wir es schaffen, innerhalb der nächsten drei Jahre den Schritt in die Dritte Liga zu machen, dann ist hier einiges möglich.

Warum der Dreijahres-Plan?

Hollerbach: Erfolg kommt nicht über Nacht. In Bezug auf den Profifußball fangen wir hier bei Null an. Das beginnt bei den Trainingsbedingungen. Der Umfang des Trainings wird sich deutlich erhöhen. Bisher wurde dreimal die Woche trainiert, nun werden wir sieben, acht Mal auf dem Platz stehen. Es wird viele Veränderungen geben und deshalb ist es gut, dass wir uns drei Jahre Zeit geben. Was sich umgehend ändert, ist aber klar: Ab sofort werden wir ganz anders wahrgenommen. Wir sind jetzt nicht mehr nur irgendein Regionalligist. Darauf müssen wir vorbereitet sein, umso intensiver werden wir arbeiten.

Wie würden Sie sich als Trainer beschreiben? Sie haben doch sicher viel von Felix Magath übernommen. Werden bei den Kickers jetzt erst einmal Medizinbälle angeschafft?

Hollerbach: Ach das ist doch immer so ein Klischee. Entscheidend ist, ob jemand erfolgreich arbeitet oder nicht. Es spricht im Übrigen nichts gegen Medizinbälle. In meinen Zeiten mit Felix Magath hatten unsere Mannschaften immer die wenigsten Verletzten und das, obwohl wir doch angeblich so altmodische Trainingsmethoden hatten. Mir ist egal, was andere sagen. Ich habe meine Vorstellungen und bin damit bislang immer gut gefahren. Die Arbeit steht im Vordergrund. Ich bin keiner der viel redet, ich arbeite lieber.

Das war schon immer Ihr Motto.

Hollerbach: Ich bin nun mal bodenständig. Ich weiß, wo ich herkomme. Ich habe meine Ausbildung als Metzger gemacht. Da habe ich früh um vier Uhr angefangen und war am Abend ein Stück weiter als die meisten anderen. Von Nichts kommt eben Nichts. Andere haben sicher in ihrer Profi-Laufbahn höhere Gehälter kassiert. Aber ich habe viel länger in diesem Job Geld verdienen können, weil ich wusste, dass man dafür hart und stetig arbeiten muss. Das Problem ist grundsätzlich nicht, dass Profifußballer zu viel verdienen, sondern dass viele dafür zu wenig tun.

Wie groß ist der Umbruch, der nun ansteht? Wie viele Spieler aus dem aktuellen Kickers-Kader spielen in Zukunft noch eine Rolle?

Hollerbach: Das ist schwer zu sagen. Dazu muss ich erst einmal mit der Mannschaft arbeiten, sehen, wie sich jeder Einzelne gibt, wer wie mit der neuen Schlagzahl zurechtkommt. Wir haben noch zehn, elf Spieler mit laufenden Verträgen. Ich will mit einem Kader von 22 oder 23 Mann in die Vorbereitung starten. Nachwuchsspieler wie etwa Moritz Vollmer oder Joannis Karsanidis haben mir in den letzten Wochen ganz gut gefallen. Sie haben noch keinen Vertrag, mit ihnen werden wir reden. Für solche Leute bin ich immer offen. Aber sieben oder acht neue Spieler kommen sicherlich dazu.

Werden sich die Kickers mit namhaften Spielern verstärken, die vielleicht ihre besten Zeiten im großen Fußball schon hinter sich haben?

Hollerbach: Das werden wir ganz bestimmt nicht machen. Ich selbst habe meist gute Erfahrungen gemacht, wenn ich mit jungen, hungrigen, willigen und talentierten Spielern zusammengearbeitet habe. Zusammen mit Felix Magath habe ich Spieler vorangebracht wie zum Beispiel Julian Draxler, Edin Dzeko, Joel Matip oder Lewis Holtby. Aber, ob erfahren oder jung: Es wird darauf ankommen, Spieler auszuwählen, die die richtige Mentalität mitbringen, die gewinnen wollen, Siegertypen eben.

Wird denn ein prominentes Zugpferd unter den Neuzugängen sein?

Hollerbach: Es wird hoffentlich der ein oder andere dabei sein, den man vielleicht kennt. Aber wir werden sicherlich keinen Marketing-Gag veranstalten, sondern nur Leute holen, die langfristig und nachhaltig mit Würzburg nach oben wollen.

Ailton wird also nicht nach Würzburg kommen?

Hollerbach: Vielleicht einmal zum Schoppen trinken. Von solchen Transfers halte ich nichts. Ich will hier Teamplayer haben, keine Showstars. Die Mannschaft steht über allem. Ich komme von hier, ich will hier nachhaltig etwas aufbauen und nicht irgendwie Harakiri machen. Spieler, die nur dem Geld hinterherlaufen, kannst du hier nicht gebrauchen. Die taugen nicht viel. Es müssen Typen sein, die etwas erreichen wollen. Ich will mit Würzburg nach oben. Das ist meine Motivation und das muss auch die Motivation der Spieler sein.

Die Qualifikation für den DFB-Pokal-Wettbewerb hat dem Drittliga-Projekt sicher noch einen zusätzlichen Schub gegeben.

Hollerbach: Das stimmt, man merkt es an den Gesprächen mit vielen Leuten, wie groß schon jetzt die Vorfreude ist und wie sehr alle hoffen, dass wir ein gutes Los bekommen.

Womit wir wieder am Anfang des Gesprächs wären: Sie machen kein Hehl daraus, dass sie sich den Hamburger SV als Gegner wünschen. Einen Zweitligisten?

Hollerbach: Warten wir's ab. Aber klar will ich lieber gegen einen Erstligisten spielen. Aber so eine Pokal-Auslosung ist ja kein Wunschkonzert. Mit dem HSV wären wir auf jeden Fall sehr zufrieden.

FC Würzburger Kickers – FC Eintracht Bamberg (Samstag, 14 Uhr, flyeralarm Arena)

Abschiedsspiel für Daniel Tsiflidis: Der Kickers-Kapitän wird den Verein zum Saisonende verlassen. Die Partie der Rothosen (11./48 Punkte) gegen Bamberg (9./50) ist das letzte Heimspiel für den Torhüter, der 2009 von Waldhof Mannheim an den Dallenberg wechselte. „Möglicherweise gehe ich noch einmal ins Ausland. Es gibt Gespräche. Wenn es diese Möglichkeit gibt, würde ich sie ergreifen“, sagt Tsiflidis, der zugibt, dass beim letzten Auftritt vor heimischen Publikum „sicher einige Gefühle hochkommen werden. Es waren schließlich ereignisreiche und tolle Jahre hier.“ Der 29-jährige Deutsch-Grieche wird gegen Bamberg ganz gewiss in der Startelf stehen. Auch für Dieter Wirsching ist es drei Tage nach dem Triumph im Toto-Pokal-Finale von Schalding-Heining das letzte Regionalliga-Heimspiel als Kickers-Trainer. „Die Vorbereitung war nach den Feierlichkeiten nicht einfach. Aber natürlich wollen wir noch einmal ordentlich auftreten“, sagt der Coach.

 
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  • roswitha.oehrlein@aol.com
    ...siehe Oliver Baskets!
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  • keine Ziele, keine Visionen, provinziell bleiben und über die Dörfer tingeln? traurig
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  • ...siehe S.Oliver Baskets? Sie verwechseln Äpfel mit Birnen. HInter den Kickers steht Tradition und eine gewachsene Vereinssubstanz, die übrigens schon 107 Jahre hält und sich nun anschickt einen mutigen Schritt weiterzugehen. Dagegen steht hinter den Baskets außer Geld nichts Nennenswertes. Allerdings sollen sich jetzt die Strukturen bei den Baskets verbessern. Im Übrigen ist 2. Bundesliga auch im Basketball Hochleistungssport der Anerkennung verdient. Grundsätzlich sollten Sie lernen Leistungen anderer Menschen und Vereine anzuerkennen und nicht in Frage zu stellen. Die Kickers haben mit ihrer tollen Leistung in der Regionalliga, der niemand in Unterfrankens Fußball etwas entgegenzusetzen hat, und letztlich auch mit dem Gewinn des Bayerischen Toto-Pokals gezeigt, dass sie sich positiv weiterentwickeln. Davon können andere Vereine nur träumen.
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  • G.Bellmann
    Ich weiß jetzt gar nicht ob ich es schon einmal erwähnt habe, die Kickers scheinen verdammt viel richtig zu machen!
    Diesen Schritt zu wagen ist für Würzburg einfach nur traumhaft!!!
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  • Für GANZ Würzburg !!
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