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Bernd Hollerbach: „Ich glaube nicht ans Scheitern“
Der Trainer von Fußball-Zweitligist FC Würzburger Kickers blickt voraus auf die kommende Saison des Aufsteigers. Er erwartet eine „harte Runde“.
Kickers-Coach Bernd Hollerbach: „Für viele sind wir der erste Abstiegskandidat. Ich bin mir aber sicher, dass wir es schaffen können, am Ende über dem Strich zu stehen.“
Foto: Kranewitter | Kickers-Coach Bernd Hollerbach: „Für viele sind wir der erste Abstiegskandidat. Ich bin mir aber sicher, dass wir es schaffen können, am Ende über dem Strich zu stehen.“
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 11.12.2019 14:44 Uhr

Bernd Hollerbach wirkt entspannt an diesem Nachmittag auf der Terrasse des Teamhotels in Bad Häring. Die tägliche Arbeit mit der Mannschaft, das Feilen an einem Team im Trainingslager in Tirol scheint dem Coach des Fußball-Zweitliga-Aufsteigers FC Würzburger Kickers viel Freude zu bereiten. Ein Gespräch über das Würzburger Erfolgsrezept, lukrative Angebote und schwere Entscheidungen.



Frage: Zum dritten Mal bereiten Sie die Kickers in Bad Häring auf eine Saison vor. Zweimal stand danach der Aufstieg. Gibt es so etwas wie den Geist von Bad Häring?

Bernd Hollerbach: Es stimmt: Es gibt viele gute Erinnerungen an Bad Häring und das Hotel hier. Wir finden hier super Bedingungen vor und tatsächlich fühlen wir uns schon ein bisschen zu Hause.

Ihre Sommerpause war sehr kurz. Konnten Sie auch einmal entspannen?

Hollerbach: Ich war eine Woche mit meinen beiden Söhnen im Urlaub. Da hatte ich zumindest tagsüber das Handy mal aus. Abends habe ich aber schon geschaut, was es Neues gibt. Ich bin gut erholt und freue mich auf die Saison. 

Sie mussten ja auch noch einen neuen Vertrag aushandeln. Schließlich war Ihr alter Kontrakt durch den Aufstieg ungültig geworden.

Hollerbach: So war es.

Das Sommerinterview in Kickers-TV:
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Sie haben gleich für drei Jahre bei den Kickers verlängert. Warum?

Hollerbach: Das ist ein Zeichen dafür, dass wir hier etwas längerfristig aufbauen wollen. Die Perspektive ist vorhanden, jetzt aber geht es nur darum, uns in der zweiten Liga zu etablieren. Das wird schwer genug.

Mussten Sie vor der Vertragsunterzeichnung überlegen? Es soll ja auch noch andere Angebote gegeben haben . . .

Hollerbach: Ich habe gegenüber Thorsten Fischer (Anm. der Redaktion: Aufsichtsratsvorsitzender der Kickers AG und Flyeralarm-Chef) und Daniel Sauer (Anm. der Redaktion: Vorstandsvorsitzender der Kickers AG) immer mit offenen Karten gespielt. Sie wussten auch, dass sie meine ersten Ansprechpartner sind. Und mir war wichtig, ein Zeichen zu setzen. Auch die Leute im Verein und speziell die Neuzugänge wollten wissen, wie es weitergeht. Jeder sollte sehen, dass ich mit den Kickers verbunden bin und in Würzburg – zusammen mit Thorsten und Daniel – auch weiterhin etwas aufbauen möchte.


Sie sehen in Würzburg noch Entwicklungsmöglichkeiten und haben ja sogar schon von der ersten Liga gesprochen. Ist das Wachstum nicht durch das Umfeld, in dem Sie sich bewegen, beschränkt. Wenn Sie zum Beispiel das Stadion sehen?

Hollerbach: Ich finde es unfair, immer davon zu sprechen, dass das Umfeld für hochklassigen Fußball nicht gegeben ist. Wenn ich sehe, wo wir standen, als ich angefangen habe: Da war einfach nichts, was mit Profifußball in Einklang zu bringen gewesen wäre! Was die Leute, die im Hintergrund bei den Kickers arbeiten, in diesen zwei Jahren geschafft haben, ist sensationell. So etwas funktioniert nur bei ganz wenigen Klubs. Die Ehrenamtlichen, das sind die Helden dieses Vereins – nicht ich. Wir haben jetzt ein Flutlicht, wir haben in der nächsten Saison eine Rasenheizung, das Stadion wird schon wieder umgebaut. Wir als Mannschaft haben es dem Verein mit dem schnellen sportlichen Erfolg nicht leicht gemacht. Man hätte mir auch irgendwann sagen können: Es langt jetzt. Aber ich habe den Eindruck, dass viele Menschen daran glauben, dass Bundesliga-Fußball in der Region möglich ist. Jetzt sind wir in der zweiten Liga angekommen – und da wollen wir auch bleiben. 

Wäre in Ihrem Plan für die nächsten drei Jahre auch ein Abstieg eingeplant, würden Sie trotzdem in Würzburg bleiben?

Hollerbach: Mit einem Abstieg beschäftige ich mich nicht. Damit hatte ich in einer Karriere fast nie etwas zu tun. Und so soll es auch hier bleiben. Ich bin ein Mensch, der an die Chancen glaubt, nicht ans Scheitern.

Wahrscheinlich sind Sie in den letzten Wochen oft gefragt worden, wie so ein Erfolg möglich war. Was haben Sie geantwortet?

Hollerbach: Es ist ganz einfach. Da muss ich mich immer wiederholen. Es gibt keine Erfolgsformel. Das ist das Produkt von harter Arbeit. Hier sind eine Menge fleißiger Menschen zusammengekommen. Das ist entscheidend.

Nach dem Aufstieg steht ein Umbruch an. Akteure haben den Verein verlassen. Einige Spieler, die in der vergangenen Saison eine wichtige Rolle gespielt haben, werden nun viel seltener zum Einsatz kommen. Tut es Ihnen weh, diesen Akteuren die Wahrheit über ihre Zukunft zu sagen, oder ist das einfach Teil des Geschäfts?

Hollerbach: Natürlich ist das mein Job. Das ist keine angenehme Aufgabe. Ich bin ein sehr dankbarer Mensch und weiß, was ich an diesen Spielern habe. Aber im Profigeschäft zählt nun mal das Leistungsprinzip.

Ich muss nun auch dem ein oder anderen, der uns in den letzten beiden Jahren geholfen hat, sagen: Es reicht nicht mehr! Aber ich muss im Sinne der kontinuierlichen Weiterentwicklung Entscheidungen treffen. Und im Erfolg werden bekanntlich die größten Fehler gemacht. Deshalb darf man sich gerade jetzt nicht von Emotionen leiten lassen.

Inwieweit sind die personellen Planungen für die Zweitliga-Saison schon abgeschlossen?

Hollerbach: Wir halten nach wie vor Augen und Ohren offen. Fakt ist: Ein Transfer muss Sinn machen. Wir sind ein kleiner, sehr spezieller, familiärer Verein. Ein neuer Spieler muss bereit sein, sich da einzufügen. Unsere Stärke ist der Teamgeist. Das muss so bleiben.

Aber Sie mussten schon ein bisschen von der Philosophie der vergangenen Jahre abweichen. In diesem Sommer haben die Kickers – anders als in den Vorjahren – auch Ablöse bezahlt, um Spieler nach Würzburg zu locken.

Hollerbach: Wir bewegen uns jetzt in einem anderen Umfeld. Da ist das nötig. Aber ich werde immer abwägen. Wenn mir das Risiko zu groß ist, dann werde ich lieber auf einen Transfer verzichten. 

Im umgekehrten Fall könnten die Kickers ja auch Spieler verkaufen. Ist damit zu rechnen?

Hollerbach: Das ist schon möglich. Aber meine besten Spieler gebe ich nur sehr ungerne ab. Außer es ist irgendwann eine finanzielle Schmerzgrenze erreicht. Prinzipiell will ich den Kader aber in der Breite verstärken.

Müssen Sie in der zweiten Liga taktisch anders agieren?

Hollerbach: Grundsätzlich wollen wir weiterhin lieber agieren als reagieren. Aber gerade auswärts werden die Spiele noch einmal eine andere Hausnummer sein als letzte Saison. Wir probieren hier im Trainingslager einiges aus und wollen taktisch wieder so flexibel sein, dass wir die Gegner überraschen können.

Apropos überraschen – was, glauben Sie, ist für die Kickers denn in der ersten Zweitliga-Saison drin?

Hollerbach: Was da auf uns zukommt, sieht man doch schon an den Namen unserer Kontrahenten. Hinzu kommt, dass in der kommenden Saison die Fernsehgelder angehoben werden. Da gehen viele Klubs aufs Ganze, wollen unbedingt in dieser Saison in die erste Liga aufsteigen. Es wird eine harte Runde. Wir haben viele junge Spieler im Kader, die sich erneut weiterentwickeln werden. Wir müssen als Mannschaft unsere Tugenden in die Waagschale werfen.

Für viele sind wir der erste Abstiegskandidat. Ich bin mir aber sicher, dass wir es schaffen können, am Ende über dem Strich zu stehen. Dafür werden wir wieder alles geben. Dass die Kickers jetzt in einer Liga mit Vereinen wie dem 1. FC Kaiserslautern und dem VfB Stuttgart stehen, ist doch fantastisch. Dafür lohnt es sich, hart zu arbeiten.

 
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