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FUßBALL: DFB POKAL
Baumanns große Enttäuschung über die Pokal-Verlegung
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 24.05.2022 09:25 Uhr

Der Würzburger Frank Baumann (41) fungiert seit Mai 2016 als Geschäftsführer Sport beim Fußball-Bundesligisten SV Werder Bremen. Vor dem DFB-Pokalspiel seines Klubs gegen den FC Würzburger Kickers an diesem Samstag (20.45 Uhr) in Offenbach spricht der Bremer Ehrenspielführer im Interview über die Verlegung der Partie, die Bremer Pokaltradition und die gewachsenen Ansprüche an der Weser.

Frage: Wie groß war ihre Vorfreude auf die erste Pokalrunde, nachdem das Los Werder und die Würzburger Kickers zusammengeführt hatte?

Frank Baumann: Aus sportlicher Sicht nicht allzu groß. Denn ich wusste gleich, dass die Kickers nach dem Abstieg aus der Zweiten Liga eine Mannschaft zusammenstellen werden, die uns alles abverlangen wird. Unsere U-23-Mannschaft spielt bekanntlich in der Dritten Liga. Schon deshalb verfolgen wir die Entwicklungen in dieser Spielklasse sehr genau. Wir wissen, was auf uns zukommt. Privat habe ich mich natürlich sehr darauf gefreut, mal wieder ein Wochenende in der Heimat zu verbringen. Das kommt ja leider nicht mehr so oft vor. Umso größer war die Enttäuschung, dass diese Partie nun nicht in Würzburg steigen kann.

Wäre es in Sonderfällen – wie dem bei diesem Spiel – nicht sogar angeraten zu erlauben, das Heimrecht zu tauschen? In Bremen hätte die Partie sicher noch ein paar Zuschauer mehr angelockt als in Offenbach.

Baumann: Darüber haben wir uns mit den Kickers sogar mal kurz unterhalten. Aber die Statuten erlauben das nun einmal nicht. Und das aus gutem Grund. Der Pokalwettbewerb lebt doch davon, dass die unterklassigen Klubs den Heimvorteil haben. Das macht den Reiz des Wettbewerbs aus. Schade ist, dass man die Verlegung ganz einfach hätte verhindern können. Am Nachmittag hätte in Würzburg ja gespielt werden können.

Aus sportlicher Sicht dürfte Ihnen die Verlegung zupass kommen. Ein Heimspiel haben die Würzburger in Offenbach nun nicht?

Baumann: Ich glaube, das macht keinen großen Unterschied. Wir werden Würzburg nicht unterschätzen.

Obwohl die Drittliga-Ergebnisse Ihnen bislang ja nicht unbedingt Angst machen müssen.

Baumann: Davon lassen wir uns nicht blenden. Die Kickers haben eine neuformierte Mannschaft mit einem neuen Trainer. Wir haben die bisherigen Spiele genau beobachtet und analysiert. Wir wissen, dass die Resultate nicht unbedingt die Leistungsstärke der Kickers-Mannschaft widerspiegeln.

Was trauen Sie den Würzburgern denn in dieser Saison noch zu?

Baumann: Es braucht sicher etwas Zeit, bis Trainer und Mannschaft sich gefunden haben. Aber ich denke, dass die Kickers über die Möglichkeit verfügen, eine gute Rolle in der Dritten Liga zu spielen und auch beim Thema Aufstieg ein Wörtchen mitzusprechen.

Und wie sieht es mit Ihrer eigenen Mannschaft aus? In Offenbach fehlen einige wichtige Spieler, zum Beispiel Zlatko Junuzovic oder Finn Bartels. Ein entscheidender Nachteil?

Baumann: Es stimmt. In allen Mannschaftsteilen haben wir Ausfälle. Aber wir sind stark genug besetzt, um trotzdem zuversichtlich in diese Partie zu gehen. Die Kickers haben sicher den Vorteil, bereits einige Pflichtspiele bestritten zu haben. Aber ängstlich sind wir deshalb sicherlich nicht. Wir haben großes Vertrauen in unsere eigene Qualität.

Im Pokal-Wettbewerb hat Werder in den vergangenen Jahren aber selten jubeln können. Den letzten Triumph gab es 2009, als Sie zum Abschluss Ihrer Laufbahn in Berlin den Pokal in den Händen hielten. Seither war häufig schon früh Endstation.

Baumann: Das stimmt. Dabei war Werder in der Vergangenheit eigentlich immer eine Pokalmannschaft gewesen. An diese Tradition wollen wir jetzt wieder anknüpfen. Dass in den letzten Jahren oft in der ersten Runde Schluss war, hat die Sinne geschärft.

In der Bundesliga warten an den ersten vier Spieltagen gleich Hoffenheim, Bayern, Hertha und Schalke. Ein knackiges Programm. Umso wichtiger wäre es wohl, mit einem Pokalerfolg in die Saison zu starten.

Baumann: Es könnte für den unangenehmen Fall des Ausscheidens ein Problem werden, dass man gleich von einer Krise spricht. Umso wichtiger wäre es, am Samstag zu gewinnen.

In der vergangenen Rückrunde war Werder die viertbeste Bundesliga-Mannschaft. Sind die Erwartungen damit gestiegen?

Baumann: Was war, zählt nicht mehr. Man muss sich in der Bundesliga immer wieder aufs Neue beweisen. Wir wollen unseren Weg weitergehen, eine sorgenfreie Saison spielen. Wenn wir im Pokal sehr weit kommen und in der Bundesliga in der Region landen, in der wir in der Vorsaison lagen, sind wir zufrieden.

In Bremen gab es im Sommer einige Wechselspiele. So wurde Torhüter Felix Wiedwald abgegeben und durch den Tschechen Javi Pavlenka ersetzt. Auch die Routiniers Claudio Pizarro und Clemens Fritz spielen nicht mehr in Grün-Weiß. Mancher hat unter Trainer Alexander Nouri bereits eine Abkehr von der alten Werder-Philosophie erkannt.

Baumann: Wir haben weiterhin eine klare Philosophie. Die besteht vor allem in der Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen. Nämlich mutig und attraktiv. Aber es braucht eine gute Defensive als Basis. Das Ziel muss es sein, die Anzahl der Gegentore zu senken. Da sind wir auf einem guten Weg. Wir haben bereits in der letzten Runde einige Entscheidungen im Vorgriff auf die neue Saison getroffen und die Qualität im Kader spürbar erhöht.

Zurück zum Spiel in Offenbach. Haben Sie einen Tipp?

Baumann: Einen Ergebnistipp nicht. Aber ich bin sicher, dass wir uns durchsetzen.

Der Bieberer Berg ist aber bekannt für dramatische Pokalfights . . .

Baumann: Spannend darf es ja gerne werden. Wenn das Spiel am Ende für uns endet, bin ich zufrieden.

 
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