Es wäre dann doch ein wenig zu viel des Guten gewesen, wenn auch noch Robin Benzings letzter Wurf sein Ziel gefunden hätte. In der Schlusssekunde nahm er seinen siebten Dreierversuch, fünf Mal war die Kugel zuvor durch die Reuse gerauscht, wenn Benzing von jenseits der 6,75-Meter-Linie geworfen hatte. Sein letzter Versuch klatschte gegen den Ring. Und besiegelte die 71:73 (34:34)-Niederlage von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg bei den Basketball Löwen Braunschweig. Die erste Saisonniederlage im sechsten Spiel bedeutete auch, dass die Baskets von Alba Berlin als Tabellenführer abgelöst wurden.
Von einem „nicht unverdienten Sieg“ Braunschweigs sprach Baskets-Trainer Dirk Bauermann, „auch wenn die Partie andersherum hätte ausgehen können.“ Der 59-Jährige haderte vor allem mit seiner Defensive. „Wir haben den Zugriff defensiv nicht so gefunden wie in den ersten fünf Spielen, es mangelte an Aggressivität und an der Physis“, sagte Bauermann. Und vorne hatten seine Jungs auch schon mal besser getroffen: Gerade einmal 23 von 58 Versuchen aus dem Feld gelangten in den Korb (40 Prozent Trefferquote).
Eathertons Spiel der Saison
Die Würzburger haben vor allem Braunschweigs Center Scott Eatherton, der in den ersten fünf Begegnungen dieser Spielzeit gut 14 Punkte im Schnitt machte, „das Spiel seiner Karriere, zumindest dieser Saison ermöglicht“, wie Bauermann es umschrieb. Die Würzburger bekamen den 25-jährigen Amerikaner einfach nicht in den Griff, was der zu 29 Punkten und elf Rebounds weidlich nutzte. Zusammen mit Benzing, der ebenfalls 29 Zähler machte und dabei – fast schon überflüssig zu erwähnen – alle seine acht Freiwürfe versenkte und so inzwischen 46 von 47 Würfen von der Linie traf, war Eatherton der punkteeifrigste Mann auf dem Parkett.
„Diese Niederlage ist kein Beinbruch“, sagte Bauermann, „nur, weil wir die ersten fünf Spiele gewonnen haben und dabei Bayern und Bamberg geschlagen haben, heißt das doch noch lange nicht, dass wir mit ihnen auf Augenhöhe sind. Das wird noch ein weiter Weg dahin.“
Wiedersehen gefeiert
Die Baskets hatten zwei Rückkehrer in ihren Reihen: Kapitän Kresimir Loncar konnte nach zwei Spielen knieverletzungsbedingter Pause wieder mittun, war aber sichtlich noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte und kam auch nur auf für ihn magere drei Pünktchen (zuvor im Schnitt 17), und Co-Trainer Stephen Arigbabu, der vergangene Spielzeit noch Assistent von Braunschweigs Cheftrainer Frank Menz gewesen war.
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Und auch ein Würzburger im Braunschweiger Leibchen feierte ein Wiedersehen: Constantin Ebert durchlief die Baskets-Ausbildungsschmiede, konnte sich in seiner Heimatstadt aber im Bundesligakader keine nennenswerten Spielzeiten ergattern. An diesem Schicksal scheint sich auch in Braunschweig nichts geändert zu haben: In zwei Partien durfte er bislang wenige Minuten mittun, gegen seinen ehemaligen Klub aber keine Sekunde aufs Parkett.
Kopf-an-Kopf-Rennen
Bauermann würfelt seine Starformation offenbar gerne durcheinander – diesmal durften Maurice Stuckey, Vytenis Lipkevicius, Ryan Anderson, Robin Benzing und Clifford Hammonds beginnen -, der mannschaftlichen Geschlossenheit und dem Zusammenspiel tut das offensichtlich nicht viel Abbruch. Zwar starteten die Braunschweiger ziemlich giftig und aggressiv, aber bis Mitte des zweiten Viertels bauten die Baskets ihre Führung auf neun Punkte aus (31:22, 15. Minute). Es entwickelte sich zwar keine basketballerisch sehr hochklassige Begegnung – mit Ausnahme einiger zauberhafter Pässe und ästhetisch wertvollen Dribblings von Abdul Gaddy -, aber da beide Teams ihr Heil vor allem erstmal in der Defensive suchten, blieb die Partie über die gesamten 40 Minuten ziemlich eng und dadurch spannend.
Die Löwen kamen aus der Pause noch aggressiver, als sie zuvor schon aufgetreten waren. Dank eines 9:0-Laufs innerhalb von zwei Minuten, für den die nun mal richtig heißlaufenden Eatherton sowie Zygimantas Janavicius im Alleingang sorgten, führten die Hausherren plötzlich mit acht Zählern Vorsprung (45:37). Die Würzburger holten im dritten Abschnitt zweimal einen Acht-Punkte-Rückstand auf und gingen lediglich mit drei Rückstand ins Schlussviertel. In dem sahen die lediglich 1901 Zuschauer in der 6600 Menschen Platz bietenden Volkswagen Halle dann einen Krimi. Drei Mal noch konnten die Gäste ausgleichen (Gaddy zum 59:59 und Benzing zweimal zum 61:61 und 63:63) – letztlich aber setzten sich die Hausherren durchaus verdient durch.
„Das war ein Fingerzeig“, glaubt Bauermann, der meinte, dass diese Niederlage den Baskets gegen Oldenburg am nächsten Samstag (20.30 Uhr, s.Oliver Arena) „helfen werde. Da wird die Mannschaft definitiv defensiv ein anderes Gesicht zeigen“.
Basketball Löwen Braunschweig – s.Oliver Würzburg 73:71 (17:20, 17:14, 21:18, 18:19)
Für die Baskets spielten: Loncar 3, Hammonds, Benzing 29, Stuckey 12, Gaddy 6, Lipkevicius 6, Olisevicius 6, Richardson, Anderson 6, Kratzer 3, Hoffmann.