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HANDBALL: ZWEITE BUNDESLIGA, MÄNNER
Aufsteiger spielen anders
ASV Hamm-Westfalen vs DJK Rimpar Woelfe, Handball, 2. Bundesliga, 17.02.2018       -  Enttäuschte Gesichter: Die Rimparer Patrick Schmidt (links), Dominik Schömig (rechts) und Lukas Siegler (im Hintergrund) nach der Niederlage in Hamm.
Foto: EIBNER/JAN STROHDIEK | Enttäuschte Gesichter: Die Rimparer Patrick Schmidt (links), Dominik Schömig (rechts) und Lukas Siegler (im Hintergrund) nach der Niederlage in Hamm.
Natalie Greß
 |  aktualisiert: 22.08.2022 16:37 Uhr

„Es war ein Tag zum Vergessen.“ Spielmacher Patrick Schmidt sprach aus, was wahrscheinlich alle dachten bei der DJK Rimpar Wölfe nach der 22:27 (10:16)-Niederlage beim ASV Hamm-Westfalen im erschreckend einseitigen Verfolgertreffen zwischen dem Vierten und dem Fünften der Zweiten Handball-Bundesliga. Mit hängenden Köpfen standen Schmidt und Co. am Samstagabend nach dem Abpfiff in der Westpress Arena. Enttäuscht. Ernüchtert. Und irgendwie auch entzaubert.

„Richtungsweisend“ hatte DJK-Coach Matthias Obinger die Partie im Vorfeld genannt und betont: „Und zwar nicht nur, was das Ergebnis betrifft, sondern auch, wie sich beide Mannschaften spielerisch präsentieren.“ Zwar tritt sein Team in der Tabelle erst mal noch auf der Stelle, doch hat sich der Rückstand auf den zur Bundesliga berechtigenden zweiten Platz wieder auf vier Punkte vergrößert, während der Vorsprung auf die nachfolgende Konkurrenz auf einen Zähler zusammengeschrumpft ist. Spielerisch indes war die Vorstellung der Rimparer durchaus ein Rückschritt. Oder anders ausgedrückt: Aufsteiger spielen anders.

Problem Positionsangriff

Das lässt sich allein an ein paar signifikanten Zahlen ablesen – „fast alle unter normal“, weiß Co-Trainer und „Statistikwolf“ Josef Schömig. Der Rückraum, sonst mit einer Quote von über 50 Prozent, kam in Summe auf 38 Prozent. Aus dem Positionsangriff ging so gut wie nichts. Den Wölfen gelang es nicht, die agile Abwehr des ASV auseinanderzuspielen. Stattdessen landeten ihre Pässe in den Fängen der Gegner, ihre Würfe im Block, ihre Kreisanspiele im Nichts des Sechsmeterraums. Ohne Struktur und Idee, ohne Durchschlagskraft und Feuer agierten sie vorne. In einem Wort: lasch. Damit luden sie Hamm zu leichten Tore ein: Sieben Kontertreffer kassierten die Grün-Weißen in Halbzeit eins.

Während die Gäste im ersten Auswärtsspiel des Jahres nur einmal führten – beim 1:0 –, bauten die Gastgeber ihren Vorsprung über 8:4 (15.) auf 14:7 (22.) aus. „In dieser Phase sind wir überrannt worden. Unser Rückzug war nicht da“, konstatierte Schmidt. Der 25-Jährige musste in der Folge die Mittelposition für Benjamin Herth räumen und in den linken Rückraum wechseln. Doch auch da stand er neben sich.

„Meine Leistung heute war echt Sch . . .“, räumte er später selbstkritisch ein. „Ich weiß gar nicht, wie viele Fehlwürfe ich hatte.“ Acht waren es – mehr als ein Drittel der insgesamt 22 Fehlwürfe, die Obinger als Hauptursache für die Pleite ausmachte. Darunter erneut drei nicht verwandelte Siebenmeter von Herth (2) und Schmidt. Bei sechs Versuchen macht das 50 Prozent – 30 Prozent unter Soll.

Obinger findet Kreisläufer-Diskussion „unfair“

Noch eine Zahl schließlich hilft, die Niederlage zu erklären: die weit unterdurchschnittliche Trefferquote vom Kreis. Der sonst starke Patrick Gempp scheiterte einmal, Neuzugang Sergej Gorpishin zweimal freistehend. So fand nur ein Versuch aus vieren den Weg ins gegnerische Tor. Dürftige 25 Prozent. Zum Vergleich: Der in der Winterpause zum Bundesligisten HC Erlangen abgewanderte Jan Schäffer kam im Schnitt auf rund 80 Prozent.

„Ich finde es dennoch zu einfach, zu behaupten, mit Jan hätten wir gewonnen“, sagte Obinger. „Und ich finde es auch keine faire Diskussion Patrick und Sergej gegenüber. Jan war viel länger bei uns als die beiden. Aber er wollte weg, und jetzt ist er eben nicht mehr da. Punkt.“ Auf eine (weitere) Diskussion zu diesem Thema hat der 37-Jährige merklich keine Lust. Zu müßig, zu wenig zielführend ist sie ihm. „Ich sehe keine systematischen Fehler in unserem Kreisläuferspiel“, ergänzte Obinger noch. „Und die individuellen Fehler, die auf mangelnde Erfahrung und Eingespieltheit zurückzuführen sind, gilt es von Woche zu Woche zu minimieren.“

Neben den Quoten fehlte es den Wölfen auch an Körpersprache. Vorne gingen sie in der ersten Halbzeit nicht in Zweikämpfe, hinten verloren sie trotz solider Defensivarbeit zu viele. Eine richtig gute Phase erwischten sie nur nach der Pause (10:16), als ihnen erst ein 4:0-Lauf zum 14:17 gelang (35.) und sie in der 41. Minute bis auf 17:18 dran waren – nach mehreren Tempogegenstößen. Die Konterquote von 78 Prozent (7/9 Versuche) war denn auch eine der wenigen zufriedenstellenden Zahlen bei den Unterfranken.

Doch auch davon ließen sich die Westfalen nur kurz beeindrucken. „Meine Mannschaft hat in dieser gefährlichen Situation eine super Moral bewiesen“, lobte Trainer Kay Rothenpieler sein Team.

Schlappe als „Spiegelbild des Trainings“

Obinger indes zeigte sich „enttäuscht“ von der Einstellung Einzelner – weniger im Spiel als bereits in der Spielvorbereitung. „Da sollten sich manche fragen, ob sie alles investiert haben. Und ich muss mich fragen, ob es richtig war, den Faschingsmontag frei zu geben.“ Vor allem Selbstdisziplin habe er unter der Woche vermisst. So sei die Schlappe letztlich nur ein Spiegelbild des Trainings.

Zur Vorbereitung auf die nächsten beiden Gegner bleibt nicht viel Zeit. Bereits am Donnerstag empfangen die Rimparer den ThSV Eisenach, bevor sie am Sonntag beim EHV Aue ran müssen. Wenn der Doppelspieltag nicht auch zum Vergessen werden soll, braucht es schleunigst wieder einen Richtungswechsel.

 

Wolf des Tages

PATRICK GEMPP #13
Der rührige Kreisläufer rackerte in der Abwehr und rannte im Angriff. Zwei Treffer nach Kontern beziehungsweise über die zweite Welle gelangen dem 107-Kilo-Schwergewicht, dazu ein Tor vom Kreis. Außerdem holte er drei Siebenmeter für sein Team raus.

 

Die Statistik des Spiels 

Hamm: Storbeck (1.-51.), Lorger (52.-60.) – Blohme 7, Huesmann, Brosch 2, Sabljic 1, Fridgeirsson 1, Schwabe, Krieg 1, Gudat, Voss-Fels, Papadopoulos 3/1, Zintel 6/3, Possehl 3, Neuhold 3.

Rimpar: Brustmann (1.-60.), Wieser (bei einem Siebenmeter) – Kraus, Schmitt, Schömig 4, Böhm 2, Gempp 3, Gorpishin, Schmidt 2/1, Kaufmann 1, Siegler (n.e.), Bauer 2, Brielmeier 1, Herth 4/2, Sauer 2.

Spielfilm: 0:1 (1.), 4:1 (8.), 4:2 (9.), 6:4 (13.), 8:4 (15.), 9:6 (17.), 11:6 (19.), 14:7 (22.), 16:10 (HZ), 17:14 (36.), 18:17 (41.), 21:18 (46.), 26:19 (55.), 27:22 (Endstand).

Siebenmeter: 6/4 : 6:3.

Zeitstrafen: 5:2.

Schiedsrichter: Philipp Dinges/Daniel Kirsch (beide Eggenstein-Leopoldshafen).

Zuschauer: 2021.

 
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