Siegesjubel hallte am Sonntagnachmittag durch die Emil-Beck-Halle in Tauberbischofsheim. Er stammte von Sylvie Binder. In einer Neuauflage des Vorjahresfinales hatte die 16-Jährige aus den USA durch einen Schlussspurt mit 15:10 den Titel des Cups der Sparkasse Tauberfranken gegen ihre Landsfrau Stefani Deschner verteidigt. Damit unterstrichen die zwei Fechterinnen ihre Vormachtstellung in den vergangenen drei Jahren bei diesem internationalen Florett-Turnier der 14- bis 16-Jährigen. Beide werden im kommenden Jahr nicht mehr dabei sein, da sie in die Altersklasse der Junioren aufsteigen.
Das gilt auch für die aus Würzburg stammende Leonie Ebert. Die junge Florett-Spezialistin aus den Reihen des gastgebenden FC Tauberbischofsheim, die Damenflorett-Bundestrainer Andrea Magro liebevoll „kleinen Tiger“ nennt, war die einzige ernste Konkurrenz für die US-Amerikanerinnen in den vergangenen Jahren. Nach Platz zwei und fünf hatte sich die amtierende Welt- und Europameisterin der Kadetten das Erreichen des Halbfinales als Mindestziel gesetzt.
Das Lob vom Bundestrainer
Das hatte sie mit einer furiosen Vorstellung erreicht. Ab dem Achtelfinale war Ebert die einzige deutsche Fechterin im Feld. Im Halbfinale lagen 16 gewonnene Kämpfe hinter ihr, nun ging es gegen eine „alte Bekannte“: Stefani Deschner. Bereits im Finale 2013 und im Viertelfinale 2014 standen sich die beiden gegenüber, mit dem jeweils besseren Ende für die Amerikanerin.
Beherzt betrat die Würzburgerin die Hochbahn in der Emil-Beck-Halle. Nach anfänglichem Rückstand schien es zeitweise, als könne sie sich absetzen, legte immer wieder ein, zwei Treffer vor, führte bereits mit 10:6 und 13:11. Immer lautstarker begleiteten die 800 Zuschauer jede Aktion auf der Bahn. Als beim Stand von 13:13 Leonie Ebert bereits die Faust nach oben nahm, erkannte der Kampfrichter auf Treffer für die Gegenseite.
Eine Entscheidung, die Andrea Magro nicht nachvollziehen konnte. Doch sein „kleiner Tiger“ gab sich noch nicht geschlagen. In der Schlussminute stand es 14:14. Momente später gelang Stefani Deschner der entscheidende Stoß. „Beim letzten Treffer hat sie eine Aktion gemacht, mit der ich nicht gerechnet habe. So zu verlieren, ist immer bitter. Ich wollte diesmal unbedingt gewinnen, und das Turnier verlief bis dahin so gut. Vor heimischem Publikum anzutreten, spornt natürlich an, aber ich habe mir vielleicht auch ein wenig zu viel Druck gemacht“, sagte eine sichtlich enttäuschte Leonie Ebert hinterher.
Mehr Trost als der dritte Platz gaben die aufbauenden Worte von Fecht-Legende Anja Fichtel: „Das war großes Kino. Leonie wird sich entwickeln. Sie hat mehr erreicht als ich in ihrem Alter.“
Damenflorett-Bundestrainer Magro war voll des Lobes für seine Fechterin: „Als wir uns nach dem letzten Gefecht unterhalten haben, hat sie mir gesagt: ,Ich habe nicht beim Stand von 13:13 verloren, sondern wegen der Fehler davor. Beim 10:6 hätte ich die Kontrolle übernehmen müssen.' Wer in diesem sehr schweren Turnier mit so starken Gegnern unter die besten Vier kommt, gehört zu den Top-Fechterinnen. Natürlich ist sie nicht zufrieden, weil sie gewinnen wollte. Sie ist erst 16 Jahre alt. Sie wird noch stärker werden. Ich bin mit ihrer Leistung sehr zufrieden.“