Einer der bekanntesten Söhne der Stadt Tübingen ist neben Christoph Kaldenbach, einem Dichterhumanisten aus dem 17. Jahrhundert, der Sänger und Schlagerparodist Dieter Thomas Kuhn. Der wurde dadurch bekannt, dass er unzähliges großartiges deutsches Liedgut neu auflegte, und wenn er mit seiner Kapelle auf Tour geht, damit auch heute noch regelmäßig mehr Menschen anlockt als die 2400 am Sonntagabend, die in der Paul Horn Arena in Tübingen den vorerst letzten Bundesliga-Heimauftritt der gastgebenden Walter Tigers beaugenzeugen wollten. Wie also würdiger die Hausherren aus der Premiumklasse verabschieden als mit ein paar Reminiszenzen an die singende Föhnwelle? Also:
„Sag mir quando, sag mir wann“. Am Dienstag, 1. Mai! Die Italienerin Caterina Valente forderte dazu bereits Anfang der Sechziger auf, und Kuhn coverte selbstverständlich auch dieses Liedchen. Erst am Maifeiertag, am letzten Spieltag der Hauptrunde, wird sich also entscheiden, ob Würzburgs Bundesliga-Basketballer zum dritten Mal in ihrer Geschichte in die Play-offs einziehen. Nach dem unerwartet knappen 67:65 (38:35)-Erfolg der Skyliners Frankfurt gegen Jena am frühen Sonntagabend und dem nie infrage stehenden 73:57 (48:30)-Sieg von s.Oliver Würzburg bei den seit Wochen als Absteiger feststehenden Tübingern am späten Abend bleibt alles beim Alten: Die Unterfranken müssen immer noch darauf hoffen, dass die achtplatzierten Hessen, die mit nun 19 Siegen einen Erfolg mehr auf dem Konto haben, ihre letzte Hauptrundenpartie am Maifeiertag bei den noch mit dem begehrten vierten Platz liebäugelnden Oldenburgern verlieren – und zeitgleich am Nachmittag zu Hause das Frankenderby gegen das gleichfalls noch Vierter werden wollende Bayreuth gewinnen.
Träte dies so ein, würden die Baskets an den Skyliners noch vorbeiziehen, weil sie den direkten Vergleich gewonnen haben. Und dann hieße es für die Anhänger der Würzburger ganz bestimmt im Sinne von Rex Gildo und Kuhn: „Tanze Samba mit mir“.
Wunder gibt es immer wieder
„Wunder gibt es immer wieder“ – das wusste vor Kuhn schon Katja Ebstein. Und die Anhänger der Baskets wissen es jetzt auch. Die Würzburger, die bis auf die Partie beim Mitteldeutschen BC alle ihre Auswärtsspiele bei den in den südlichen Gefilden der Tabelle beheimateten Klubs verloren hatten, gaben sich diesmal keine Blöße. Auch wenn die Baskets in ihrem Saisonverlauf sich eher ein Beispiel an Kuhns Neuauflage von Roberto Blancos Hit genommen hatten – „Heute so, morgen so“ –, der Erfolg bei den Schwaben, die von ihren 33 Begegnungen gerade einmal eine gewinnen konnten (Anfang Dezember gegen Göttingen) und nach 14 Jahren ununterbrochener Bundesliga-Zugehörigkeit den Gang in die Zweitklassigkeit antreten müssen – „Goodby, Norma Jean“, sozusagen –, stand zu keiner Zeit in Gefahr.
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„Aber Bitte Mit Sahne“ hätte man in Gedenken an Udo Jürgens die ersten knapp drei Minuten aus Würzburger Sicht überschreiben können, als die Gäste erst 9:0 in Führung gingen und ein paar Sekunden später nach einem schönen Dreier von E.J. Singler erstmals zweistellig vorne lagen (12:2). Ihren Turbostart hatten die Baskets auch einer erstaunlichen Trefferquote von downtown zu verdanken. „Über den Wolken“ trällern Reinhard Mey und Kuhn – bis zur Halbzeit fanden aus der Ferne acht von 15 Versuchen den Weg durch den Tübinger Ring. Nach überaus souveränen und sehr lässigen ersten zehn Minuten lagen die Gäste bereits mit 31:16 vorne, und in der warmen bis stickigen Paul Horn Arena konnte man sich an Peter Maffay erinnert fühlen: „Es war Sommer“.
Spielstark und homogen
Ohne dass es den konzentrierten und flotten, spielerisch anspruchsvollen und mannschaftlich homogenen Auftritt der Würzburger schmälern soll: Die Mannen aus der Kuhn-Stadt bewiesen vor allem in den ersten 20 Minuten schon auch recht eindrucksvoll, warum sie seit Wochen als Absteiger feststehen und manchen ihrer Anhänger vermutlich mehr als einmal an Michael Holm erinnerten: „Tränen lügen nicht“. Als Kameron Taylor nach nicht einmal der Hälfte des zweiten Viertels seine ersten beiden Punkte machte, lagen die Gäste mit 22 Zählern vorne. Zur Pause führten sie dann mit 18 (48:30), und mancher Anhänger der Baskets, der während der Saison gezweifelt und an Howard Carpendale gedacht hatte – „Fremde oder Freunde“ –, konnte in Tübingen erneut einstimmen mit dem Südafrikaner und Kuhn: „Ti Amo“.
In der zweiten Hälfte schalteten die Gäste dann zwar einen Gang zurück, näher als bis auf elf Punkte ließen sie die Gastgeber aber nicht mehr herankommen und spielten die Partie letztlich ganz souverän zu Ende. Die Tübinger begossen ihr vorerst letztes Bundesliga-Heimspiel zwar nicht mit „Griechischem Wein“, aber die Fans bekamen Freibier eingeschenkt. „Für uns war es nach Frankfurts Sieg ein sehr wichtiges Spiel, dass wir gewinnen mussten, um das von uns ersehnte Endspiel um die Play-off-Teilnahme gegen Bayreuth zu bekommen“, sagte Baskets-Trainer Dirk Bauermann. Bis dahin gilt, was die Münchner Freiheit und Dieter Thomas Kuhn schon lange wissen: „Solang man Träume noch leben kann“ . . .
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