Nur ein Schritt fehlt noch zur erfolgreichen Pokalverteidigung. Fußball-Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers kann nach dem 5:1 (2:0)-Sieg über Regionalligist am Samstag (14 Uhr) bei Drittligist 1860 München noch den letzten Titel der vergangenen Saison einsacken. Oder soll man sagen den ersten der neuen Spielzeit. Die Grundlage hatte noch das alte Kickers-Team im vergangenen Herbst mit vier Erfolgen gegen unterklassige Teams gelegt. Den vierten bayerischen Pokal-Triumph der Rothosen perfekt machen, kann nun aber das nach dem Aufstieg neu zusammengestellte Zweitliga-Team vom Dallenberg. Es ist eben kein normales Fußballjahr, dieses 2020.
Viktoria Aschaffenburg mag die Umstände beklagen. Für die Würzburger war die Partie im Stadion am Schönbusch am Ende aber nichts weiter als eine Vorbereitungspartie für die anstehende Zweitliga-Runde. Auch wenn es tatsächlich das erste Pflichtspiel seit dem Aufstieg war. Am Ende war die Viktoria, die im März, vor der Corona-Zwangspause, letztmals um Punkte gekickt hatte kein Gegner, der der Mannschaft von Trainer Michael Schiele wirklich gefährlich werden konnte. Auch der zwischenzeitliche Anschlusstreffer zum 1:2 brachte die turmhoch überlegenen Würzburger nicht vom Weg ab. „Man gesehen, dass wir die Favoritenrolle absolut angenommen haben“, war Kickers-Trainer Michael Schiele mit dem Auftritt seines Teams zufrieden: „Wir haben das Heft in die Hand genommen. Es war über 90 Minuten eine klare Angelegenheit.“
Als die Kickers im Mai 2019 an gleicher Stätte sich den Toto-Pokal mit einem 3:0-Endspielsieg über den Aschaffenburger Regionalligisten den Toto-Pokal gewannen, übergab Felix Magath als Ehrengast die Trophäe an Rothosen-Kapitän Sebastian Schuppan. Diesmal standen die beiden in der Halbzeit nebeneinander und tauschten sich aus. Magath als Fußball-Boss von Kickers-Investor Flyeralarm und als neuer verantwortlicher Mann in der Kickers-Führung. Wobei der Ex-Kickers-Spieler noch nicht offiziell in neuer Funktion vorgestellt wurde, das Team während der Vorbereitung aber eng begleitet.
Magath hätte die Gelegenheit gehabt, über die Schönheit seiner Geburtsstadt zu sprechen. Von der Haupttribüne des Stadions am Schönbusch aus, sieht man die Türme des Schlosses. Darüber spannte sich fast über die komplette Spielzeit ein prachtvoller Regenbogen. Die Aussicht war schön. Und die Aussichten der Kickers für die kommende Zweitliga-Saison?
Nun, so langsam sieht man jedenfalls schon etwas klarer, wie Schiele die ersten Spiele angehen will. In Aschaffenburg fehlte mit Douglas der vermeintliche Abwehrboss. Er schlägt sich seit dem Trainingslager in Österreich mit muskulären Problemen herum, die ins Knie ausstrahlen. Daniel Hägele und Leroy Kwadwo bildeten die Innenverteidigung, wurden aber ebenso wie Fabian Giefer, der im Tor diesmal den Vorzug vor Vincent Müller erhielt, kaum wirklich gefordert.
Weiterhin fehlt Schiele ein gewünschter Neuzugang für das zentrale Mittelfeld. Hier ist Dominik Meisel bislang die Überraschung der Vorbereitung. Der Oberfranke kam bislang in allen Spielen der Vorbereitung und auch in der ersten Pflichtpartie am Dienstagabend zum Einsatz.
Die Frage, wer Angreifer Nummer eins ist, hat indes Luca Pfeiffer in den letzten Tagen mit Toren beantwortet. Nach dem Doppelpack im Geheimtest gegen Wehen Wiesbaden am Freitag, legte er mit drei Treffern die Grundlage für den ungefährdeten Kickers-Erfolg, der auch in München für Jubel gesorgt haben dürfte. Denn nun steht bereits fest: 1860 darf in der ersten Runde des DFB-Pokal-Wettbewerbs gegen Eintracht Frankfurt antreten. Die Kickers sind als Neu-Zweitligist längst qualifiziert. Sie treffen am 14. September auf Hannover 96.
Würzburg: Giefer - Ronstadt, Hägele, Kwadwo (64. Kraulich), Feick (74. Ünlü) - Flecker (58. Kopacz), Meisel, Sontheimer, Herrmann (64. Staude) - Sané (58. Baumann), Pfeiffer.
Schiedsrichter: Hanslbauer (Altenberg).
Tore: 0:1, 0:2 Pfeiffer (15., 21.), 1:2 Beinenz (55.), 1:3 Pfeiffer (57.), 1:4 Herrmann (61., Foulelfmeter), 1:5 Baumann (63.).
Zum Spiel. Kickers sehr souverän und von Anfang bis zum Ende spielbestimmend. Dennoch mache ich mir für die 2. Liga große Sorgen. Warum?
1. Der Kader ist viel zu dünn besetzt. In der 3. Liga war die Kaderbreite mit gleichwertigen Spielern der Erfolgsgarant.
2. Es fehlen mindestens zwei Mittelfeldspieler im Kader. Rhein und Gnaase wurden bisher nicht ersetzt.
3. Für mich haben die Testspiele gezeigt, dass Sane nicht 2. Liga-tauglich ist.
4. Bisher hat sich noch keiner der neuen Spieler als echte Verstärkung präsentiert. Aber ich denke Flecker und Kopacz brauchen noch etwas Zeit.
Ich gehe davon aus, dass sich die Kickers noch verstärken werden. Ein Fehlstart wie in den beiden letzten 3.Liga-Saisons muss vermieden werden, denn wenn man von Anfang an hinten steht wird der Druck für Schiele und das Team zu groß.