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Fußball: Regionalliga
3:3 beim 1. FC Nürnberg II: Die Würzburger Kickers hinken den Erwartungen weiter hinterher
Nach einem wilden Spiel hadern die Kickers mit einem nicht gegebenen Treffer und können vom Remis der Topteams aus Schweinfurt und Bayreuth nicht profitieren.
Enttäuschung beim Abpfiff: die Kickers-Spieler (von links) Theo Harz, Jonas Wieselsberger und Alem Japaur.
Foto: Markus Römer/Scheuring | Enttäuschung beim Abpfiff: die Kickers-Spieler (von links) Theo Harz, Jonas Wieselsberger und Alem Japaur.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 09.12.2024 02:32 Uhr

Schon wieder haben die Würzburger Kickers eine Chance liegen lassen, in der Tabelle den Anschluss an die Spitzenplätze herzustellen. Das 3:3 am Ende einer streckenweise wilden Partie beim 1. FC Nürnberg II brachte den amtierenden Meister nicht voran. Bei weiterhin acht Punkten Rückstand auf Tabellenführer FC Schweinfurt 05 dürfte das Thema Aufstieg während der Winterpause kaum noch eine Rolle spielen. Ob das für kommenden Samstag angesetzte Nachholspiel in Ansbach noch heuer stattfindet, erscheint derzeit zumindest fraglich.

Die Partie auf dem FCN-Gelände am Valznerweiher hatte für die Kickers gut begonnen. Gerade einmal sieben Minuten waren gespielt und die Gäste, die in den letzten beiden Spielzeiten an gleicher Stelle jeweils verloren hatten, wähnten sich diesmal auf dem richtigen Weg. Benyas Junge-Abiol hatte sich auf dem rechten Flügel durchgesetzt und zu Fabian Wessig gepasst, der den Ball von der Strafraumkante sehenswert in den FCN-Kasten schlenzte.

Kickers lassen Chancen liegen

Die Kickers waren am Drücker und hatten durch die Startelf-Rückkehrer Benjamin Girth (14.), der nach überstandener Muskelverletzung für Alem Japaur startete, und Jonas Wieselsberger (16.), der zuletzt eine Gelbsperre absitzen musste, gute Möglichkeiten auf 2:0 zu stellen. Aber wie schon öfter in dieser Saison ließen die Würzburger Chancen sich nach einer Führung deutlicher abzusetzen liegen. Und nicht zum ersten Mal glitt ihnen die Kontrolle über das Spiel anschließend aus den Händen.

Vor allem der schnelle Uche Obiogumu auf dem rechten Flügel bereitete den Kickers immer wieder Probleme. So auch in der 21. Minute, als der Nürnberger Kickers-Verteidiger Marius Uhl ein weiteres Mal entwischte und der sich nur mit einem Foulspiel zu helfen wusste. Ein etwas plump verursachter Elfmeter war das, den der Gefoulte selbst zum Ausgleich verwandelte. "Da hat er Lehrgeld bezahlt", sagte Lanig über Uhl: "Aber natürlich war das nicht alleine seine Schuld. Die ganze Mannschaft muss besser verteidigen. Es kommt dazu, dass man eine ganz andere Normalität an den Tag legen muss, was die Zweikampfführung angeht. Das ist es, was mich an unserem Auftreten massiv stört. Wir können und müssen die Zweikämpfe besser führen." In so gut wie jeder Partie, gebe es Phasen, "in denen sich das Spiel in die falsche Richtung entwickelt", stellte der Kickers-Trainer fest und nahm das Wort "Mentalität", als es darum ging, was dem Team fehlt.

Nürnbergs Nicolas Ortegel  pariert einen Schuss von Tim Kraus kurz vor Schluss
Foto: Markus Römer/Scheuring | Nürnbergs Nicolas Ortegel  pariert einen Schuss von Tim Kraus kurz vor Schluss

An diesem Samstag verloren die Kickers nach dem 1:1 die anfängliche Souveränität und die jungen Cluberer wirkten in fast allen Situationen griffiger und entschlossener. Das Nürnberger 2:1 war dann aber ein Treffer der Marke Zufall: Kickers-Akteur Moritz Hanemann köpfte FCN-Kapitän Fabian Menig an und von dessen Kopf sprang der Ball ins Tor (41.). "Wir kassieren schon sehr kuriose Treffer", ärgerte sich Lanig.

Sinnbildlich für den Würzburger Auftritt in der ersten Halbzeit war aber auch die Art und Weise, wie Moritz Hannemann kurz darauf die große Chance zum 2:2 liegen ließ, als er alleine vor FCN-Keeper Nicolas Ortegel die rechte Entschlossenheit und Kaltschnäutzigkeit vermissen ließ und den Ball aus acht Metern nicht am Torhüter vorbei brachte.

Eingewechselter Alem Japaur trifft doppelt

"Deutlich angesprochen" habe er in der Pause die sichtlichen Kickers-Defizite, sagte Lanig später. Mit Japaur für den zunächst unauffällig agierenden und später auf dem Weg zur Bank leicht humpelnden Girth brachte er einen neuen Stürmer und der Neue sollte eine entscheidende Rolle spielen. Als Japaur in der 54. Minute nach einer Hereingabe von Wieselsberger aus der Drehung zum 2:2 traf, weckte er bei den zahlreich mitgekommenen Kickers-Fans neue Hoffnung.

Kickers-Doppeltorschütze Alem Japaur bejubelt seinen ersten Treffer.
Foto: Markus Römer/Scheuring | Kickers-Doppeltorschütze Alem Japaur bejubelt seinen ersten Treffer.

Doch die hielt nur zwei Minuten. Da verteidigten die Kickers, womöglich in der Euphorie nach dem Ausgleich, ausgesprochen luftig: Jereon Krupa konnte die Nürnberger erneut in Führung köpfen. Das dritte Gegentor an diesem Samstag und bereits das 26. in dieser Saison. Sämtliche fünf vor den Kickers platzierte Klubs haben weniger Tore kassiert. Auch ein deutlicher Hinweis, wo die Schwächen der Kickers liegen.

Die als selbst ernannter Meisterschaftsanwärter in die Saison gestarteten Rothosen hingen in den Seilen. Doch sie wollte, das konnte man an diesem Tag durchaus anerkennend feststellen, nicht kampflos die Segel streichen. Mit Maximilian Fesser und Theo Harz kamen in der Schlussphase frische Offensivkräfte und die Kickers berannten das Nürnberger Tor. Wer weiß, welches Endergebnis heraus gekommen wäre, wenn es bereits in der 81. Minute 3:3 gestanden hätte. Da hatte Tim Kraus an der Strafraumkante abgezogen. Sein abgefälschter Schuss erwischte Club-Torhüter Ortegel auf dem falschen Fuß und bekam, so der feste Glaube bei den Kickers und allen, die es mit ihnen hielten, das Spielgerät erst hinter der Torlinie zu fassen bekam. "Der Nürnberger Torhüter hat ja selbst zugegeben, dass der Ball drin war", sagte Lanig. Schiedsrichter Jonas Krzyzanowski sah es anders. Er gab kein Tor.

Tor oder Nicht-Tor: Nicolas Ortegel bekommt einen abgefälschten Schuss von Tim Kraus erst spät zu fassen.
Foto: Markus Römer/Scheuring | Tor oder Nicht-Tor: Nicolas Ortegel bekommt einen abgefälschten Schuss von Tim Kraus erst spät zu fassen.

So dauerte es bis zur 87. Minute, bis Japaur, diesmal per Kopf nach einer Harz-Ecke, die Kickers für ihr ständiges Anrennen mit dem Ausgleich belohnte. Es war eine Schlussphase, in der die Kickers-Mannschaft bewies, dass sie noch immer lebt. "Da war wieder Energie auf dem Platz und man hat gemerkt, dass wir das Spiel gewinnen wollten. Das hat mir gefallen", so Lanig, dessen Gegenüber Andreas Wolf noch aufgrund einer Unsportlichkeit die Rote Karte sah. Der Ex-Bundesliga-Kicker hatte in einer Szene die schnelle Spielfortführung verhindert, indem er einen Ball auf das Spielfeld kickte. Schon zuvor hatte es Aufregung gegeben, weil plötzlich keine Ersatzbälle mehr vorhanden gewesen waren.

Zehn Minuten Nachspielzeit verstrichen so in großer Hektik aber ohne Tore, weil Kickers-Verteidiger Noah Awassi knapp neben das Tor köpfte. So blieb es beim Unentschieden, für die Kickers bereits das siebte in dieser Saison. Die drei letzten Auswärtsspiele der Rothosen endeten allesamt remis. Zu wenig, um sich im Meisterrennen anmelden zu können? Lanig, will vom Aufstiegsspiel sowieso nichts wissen: "Man muss klar einordnen, wo man steht und woran man arbeiten muss. Das ist das Thema."

Fußball: Regionalliga Bayern, Männer
1. FC Nürnberg II - Würzburger Kickers 3:3 (2:1)
Nürnberg: Ortegel - Georgiadis, Menig, Osawe, Gresler (86. Goni) - Obiogumu, Kirsch, Joachims, Gögce (83. Wizorrek) - Zietsch, Krupa. 
Würzburg: Friedsam - Kraus, Awassi, Uhl - Meisel, Wessig (77. Harz), Zaiser, Hannemann (65. Montcheu), Wieselsberger - Junge-Abiol (77. Fesser), Girth (46. Japaur).
Schiedsrichter: Jonas Krzyzanowski Neuburg).
Zuschauer: 346.
Tore: 0:1 Fabian Wessig (7.), 1:1 Uche Obiogumu (22., Foulelfmeter), 2:1 Fabian Menig (40.), 2:2 Alem Japaur (54.), 3:2 Jeroen Krupa (56.), 3:3 Alem Japaur (87.).
Rot: Andreas Wolf (90.+7, Trainer Nürnberg, Unsportlichkeit).

 
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