Eine halbe Saison ohne Niederlage, neun Siege in neun Auswärtsspielen - die Würzburger Kickers haben eine herausragende Hinrunde mit dem 3:1-Auswärtssieg im Topspiel bei der DJK Vilzing beendet. Mit drei Punkten vor den Oberpfälzern stehen die Rothosen nach dem direkten Vergleich nun also an der Tabellenspitze und können sich Herbstmeister nennen. "Das ist mir völlig egal", sagte Kickers-Kapitän Peter Kurzweg nach dem Erfolg im Gipfeltreffen: "Entscheidend ist, dass wir nach 34 Spielen ganz oben stehen."
Dafür könnte der Dreier im von der Stadt Cham eingemeindeten 550-Einwohner-Ort ein wichtiger Schritt gewesen sein. Denn in Vilzing zu bestehen, das ist wahrlich nicht einfach. "Es brauchte eine Top-Leistung", stellte auch Trainer Marco Wildersinn am Ende fest. Das 3:1 war, daran gab es keinen Zweifel, verdient. Auch wenn der Erfolg nicht mit Glanz und Gloria herausgespielt, sondern eher hart erarbeitet war.
Mit einer taktischen Umstellung hatte Wildersinn dafür sorgen, wollen, der bis dato besten Offensive der Regionalliga Bayern den Zahn zu ziehen. Mit Yannick Scholz, dem von einer Kopfverletzung genesenen Marius Wegmann und Daniel Hägele hatte er drei Innenverteidiger aufgestellt. Ein Schachzug, der aufging. Die Vilzinger bissen sich an der Würzburger Abwehr die Zähne aus. Wirkliche Torchancen hatten die Gastgeber über die gesamten 90 Minuten kaum.
Überhaupt war dieses Spitzenspiel eine Partie ohne viel Aktion vor den Toren, dafür aber mit vielen verbissen geführten Zweikämpfen im Mittelfeld. Die Kickers schafften es freilich vom Start weg, sich bei diesem Ringen der beiden bislang stärksten Teams dieser Saison, Vorteile zu erarbeiten. Das Wildersinn-Team war ballsicherer als der Kontrahent, beschäftigte die Oberpfälzer oft in deren Spielhälfte und erstickte fast alle Vilzinger Angriffsversuche bereits im Ansatz.
Und die Kickers jubelten nach 17 Minuten über die Führung. Nach einem von Maximilian Zaiser getretenen Eckball kam zwar kein Würzburger an das Spielgerät. Der abgewehrte Ball sprang in Richtung von Dominik Meisel. Der Mittelfeldspieler lag artistisch in der Luft, schoss mit Schmackes aus 17 Metern in Richtung Tor, Vilzings Keeper Maximilian Putz brachte die Hand zwar noch ans Spielgerät, konnte den Treffer aber nicht mehr verhindern. Die frühe Führung für die Gäste nahm den Hausherren gehörig Wind aus den Segeln.
"Wir haben das hier sehr seriös gemacht", fand Kickers-Spielführer Kurzweg mit Blick auf die Partie, in der die Kickers in fast allen Situationen einen Schritt schneller zu sein schienen. "Nach 90 Minuten hat heute die bessere Mannschaft gewonnen", fand auch Vilzings Trainer Josef Eibl. Dabei hatte sein Team kurz die Chance die Partie zu kippen. Nach 74 umkämpfen Minuten bewertete Schiedsrichter Andreas Dinger einen Zweikampf zwischen dem bei einem (in der Entstehung umstrittenen) Eckball nach hinten geeilten Saliou Sané und Vilzings Jakob Zitzelsberger als elfmeterwürdig. Kickers-Keeper Vincent Friedsam, der bei in den Strafraum getretenen Flanken und langen Bällen zwar sicher agierte, aber zuvor keinen wirklich gefährlichen Schuss auf sein Tor entschärfen musste, hatte gegen den Strafstoß des kurz zuvor eingewechselten Lucas Chrubasik keine Chance.
Die Rothosen reagierten auf den Rückschlag im Stil eines Spitzenreiters. "Wir sind ruhig geblieben", lobte auch Wildersinn sein Team, das das Tempo noch einmal anzog und erneut mit einem Eckball in Führung ging. Die einstudierte Kickers-Variante mit Daniel Hägele am langen Pfosten war auch den Vilzingern bekannt. Ein Gegenmittel fanden sie in der 81. Minute trotzdem nicht, als der Würzburger Abwehr-Routinier den Ball aus kurzer Distanz über de Linie drückte. "Das ist eben auch individuelle Klasse", fand DJK-Trainer Eibl.
Die Rothosen lagen wieder vorne und legten mit einem Elfmetertreffer von Saliou Sané (90.+1) das 3:1 nach. Der eingewechselte Tim Kraus war zuvor gefoult worden. Kraus (83.) und Sané (90.+5) vergaben Chancen zu weiteren Treffern. Das freilich spielte am Ende keine Rolle. Die Kickers gewannen auch das neunte Auswärtsspiel und ließen sich von ihrem mitgereisten Anhang, der zu Saisonbeginn mit einer farbenfrohen Choreografie aufgefallen war, als Herbstmeister feiern. "Heute können wir uns freuen, aber nicht ausruhen", sagte Trainer Wildersinn mit Blick auf die, inklusive Toto-Pokal-Viertelfinale, sechs Partien bis es Ende November in die Winterpause geht: "Wir wollen diese Leistung bestätigen und jedes Spiel angehen wie das heutige."
Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
DJK Vilzing - Würzburger Kickers 1:3 (0:1)
Vilzing: Putz - M. Kufner (88. Wendl), Härtl, Tiefenbrunner - Hoch, C. Kufner, Grauschopf, Zitzelsberger, Pledl - Kordick (70. Chrubasik), Jünger.
Würzburg: Friedsam - Scholz, Wegmann, Hägele - Montcheu, Franjic (86. Wessig), Zaiser (90. Karimani), Meisel (82. Kraus), Kurzweg - Caciel (66. Moll), Sané (90.+5 Sausen).
Schiedsrichter: Andreas Dinger (Bischofsgrün).
Zuschauende: 1737.
Tore: 0:1 Dominik Meisel (17.), 1:1 Lucas Chrubasik (74., Foulelfmeter), 1:2 Daniel Hägele (81.), 1:3 Saliou Sané (90.+1, Foulelfmeter).