Wer hätte das gedacht? Als bereits feststehender Absteiger zeigen die Würzburger Kickers eine Leistung, wie man sie ihnen in dieser Saison nicht mehr zugetraut hätte. Mit dem 2:1-Auswärtssieg bei Eintracht Braunschweig erkämpfte sich das Team von Trainer Ralf Santelli gewiss die Hochachtung der Kontrahenten im Tabellenkeller und stürzte den Mitaufsteiger in schwere Nöte. Den Braunschweigern, die am letzten Spieltag beim frustrierten Nicht-Aufsteiger Hamburger SV ran müssen, droht nun als Tabellenvorletzter der direkte Abstieg.
Wie groß die Hoffnungen, aber auch die Erwartungen waren, die die Anhänger der Brauschweiger mit dem Spiel gegen die Kickers verbunden hatten, das war eine gute Stunde vor der Partie deutlich zu spüren - und zu sehen. Die Anhänger hatten ein langes Spalier gebildet, um den Mannschaftsbus auf dem Weg zum Stadion zu begleiten. Als das Team der Eintracht dann auf der Hamburger Straße entlang der am Rand stehenden Fans in Richtung Stadion zuckelte, brannte Feuerwerk. Heute sollte er her, dieser Dreier, der den deutschen Meister von 1967 einen Schritt näher in Richtung Klassenerhalt in der Zweiten Fußball-Bundesliga bringen sollte.
Auch Kickers-Sportvorstand Sebastian Schuppan hatte einiges von diesem ungewöhnlichen Drumherum mitbekommen. "Für mich wäre das eine Motivation, hier den Spielverderber zu spielen", sagte er. Ob das auch für das Kickers-Team galt, da war er sich zu diesem Zeitpunkt offenbar nicht so sicher.
Als Schiedsrichter Timo Gerach um kurz vor halb Sechs am Sonntag Nachmittag das Spiel abpfiff, musste Schuppan am Rand der Kickers-Ersatzbank erst einmal die Emotionen in die rechte Bahn lenken und dafür sorgen, dass die Gefühle nicht noch überkochten. In der hektischen Schlussphase, in der Braunschweigs Dong Won Ji nach einer Grätsche gegen Daniel Hägele Rot gesehen hatte, hatten sich bereits einige Akteure auf und neben dem Rasen Scharmützel geliefert. Die Kickers hielten dagegen, ließen sich, obgleich schon abgestiegen, nicht so leicht umherschubsen. "Wir waren in Sachen Zweikampfintensität absolut ebenbürtig", sagte Santelli. Ein Umstand, den man bei den einstigen Abstiegskampf-Kontrahenten in Sandhausen und Osnabrück sicherlich mit Wohlwollen zur Kenntnis nimmt. "Mir war besonders wichtig, dass wir mit dem nötigen Engagement in dieses Spiel hinein gehen", stellte Kickers-Coach Santelli fest. Er konnte zufrieden sein.
Ein anderer Baustein für den Sieg war die unter Übungsleiter Santelli plötzlich entwickelte Standardstärke. Eine präzise Freistoßflanke von Rolf Feltscher bereitete das erste Kickers-Tor von Marvin Pieringer vor (2.). Da waren gerade erst die Rauchschwaden vom vor dem Stadion gezündeten Feuerwerk verzogen. Pieringer selbst holte den Elfmeter heraus, den er zum 2:0 für die Kickers verwandelte (20.). Sechs der neun Tore, die die Rothosen unter Santelli erzielten, resultierten unmittelbar aus Szenen mit ruhendem Ball. Dass es diesmal auch zum Dreier reichte, lag daran, dass das Team es diesmal schaffte, dem Gegner mit intensiver Abwehrarbeit den Nerv zu rauben. Auch nach Yassin Ben Ballas Anschlusstreffer (79.) fanden die sichtlich nervösen Gastgeber keine Lücke mehr im Kickers-Bollwerk.
Jetzt muss Ruhe einkehren. Die richtigen jungen Spieler müssen gehalten werden und man sollte einen Trainer holen der Charakter hat und vor allem mit jungen Spielern gut umgehen kann. Dann noch bei der Kaderergänzung alles besser machen als diese Saison.
Ich wünsche den Kickers, dass diese Saison nur ein schmerzhafter Betriebsunfall war aus dem man seine Lehren zieht.