Einen Schritt vor, und dann wieder zwei Schritte zurück. Nach dem Aufstieg 2018 in die Fußball-Bezirksliga ist die SG Hettstadt mittlerweile in der Kreisklasse Würzburg 4 gelandet. Ein Trainer-Duo, das zwar bereits offiziell seit Juni 2020 amtiert, aber nach dem Wegfall vieler Corona-Beschränkungen erst jetzt so richtig loslegen kann, scheint den freien Fall eindrucksvoll zu stoppen. Zum absoluten Überflieger avanciert der Spielertrainer.
Was haben Hettstadts Spielertrainer Lukas Cichon und die Kreisklassen-Konkurrenten TSV Erlabrunn sowie TSV Güntersleben gemeinsam? Der SG-Coach traf mit 16 Toren alleine genauso oft ins Schwarze wie alle Fußballer der beiden anderen Vereine zusammen. Die atemberaubende Quote von durchschnittlich zwei Treffern pro Partie relativiert der Polizist allerdings: "Ich bin Stürmer, und damit gehören Tore zu meinem Aufgabengebiet. Zudem ist es immer eine Mannschaftsleistung. Sobald die Zuspiele fehlen, kann ich nicht mehr treffen."
Kurze Ausflüge nach Dampfach und Margetshöchheim
Im wahrsten Sinne des Wortes hat Cichon seinen Torhunger "treffend" beschrieben. Seine Qualitäten braucht er jedoch nicht unter den Scheffel stellen. Bislang spielte der 32-Jährige immer oberhalb der Kreisklasse. Zehn Jahre bei der SG Hettstadt unterbrach der Ex-Jugendspieler des Würzburger FV nur durch zwei kurze Ausflüge zum FV Margetshöchheim in die Bezirks- und Kreisliga sowie zur DJK Dampfach in die Bezirksliga.
Zusammen mit Hettstadts Ex-Kapitän Michael Schaupp möchte Cichon die Mannschaft wieder auf Kurs bringen. Beide kennen Verein und Team wie ihre eigene Westentasche. "Mit Michael bin ich schon lange befreundet, und wir liegen auch fußballerisch auf einer Wellenlänge. Die Grundvoraussetzung für den Trainerjob war seine Zusage, zumal ich aufgrund Schichtdienst Einschränkungen habe", verrät Cichon. Schaupp würde aufgrund von Rückenproblemen nur noch im äußersten Notfall seine Fußballschuhe schnüren und konzentriere sich somit während der Spiele auf die Anweisungen von der Seitenlinie.
Für Cichon war die Übernahme des Traineramtes auch eine Herzensangelegenheit: "Der Verein hat den Sturzflug in die Kreisklasse nicht verdient. Vielleicht wurden Fehler gemacht, allerdings konnte der Aderlass nie mit Neuzugängen kompensiert werden. Fehlendes Glück wie der Zwangsabstieg nach der ‚Corona-Saison‘ brachten keine Trendwende." Nun möchte der Goalgetter mit seinen Schützlingen an erfolgreiche Zeiten anknüpfen: "Wir wollen durchaus oben mitspielen. Der Aufstieg ist allerdings kein vereinbartes Ziel. Ich denke, dass am Ende viele Mannschaften ganz oben stehen können. Hier wird sich wohl erst in einigen Spieltagen die Spreu vom Weizen etwas trennen."
In vier Partien in dieser Saison traf Cichon dreifach, in zwei Spielen doppelt. Bemerkenswert: Immer wenn der 32-Jährige traf, ging Hettstadt als Sieger vom Platz. In zwei Partien netzte der Spielertrainer nicht ein, darauf stand auch seine Mannschaft am Ende mit leeren Händen da. Jüngst geschehen bei der 1:2-Heimpleite gegen FV Thüngersheim, die der Coach fair einordnet: "Die Niederlage geht in Ordnung, ohne dass wir enttäuschten. Leider verzeichnen wir aufgrund von Verletzten und Urlaubern derzeit unheimlich viele Ausfälle. Gegen Thüngersheim halfen einige Reserve-Spieler aus, damit wir überhaupt antreten konnten."
Am Sonntag um 15 Uhr reist die SG Hettstadt als Tabellenführer zum punktgleichen SV Waldbrunn. Auf etwas Entspannung der Personalsituation hofft der Trainer im Vergleich zur letzten Partie schon, dennoch gäbe es bis zum Anpfiff viele Fragezeichen. Eine Frage hat Lukas Cichon für sich allerdings schon längst beantwortet – nämlich die nach dem Standort des gegnerischen Tores.