Bewegend wurde es dann doch einmal. Kurz vor dem Anpfiff, nachdem die Spieler einzeln mit Kindern an der Hand eingelaufen waren. Ein Begrüßungsritual wie beim Basketball halt, von ein bisschen Pyrotechnik begleitet. Da standen also die 22 prominenten Sportler und die Schiedsrichter in Reih und Glied, und die Ersatzspieler trugen ein Transparent herein. „Keep fighting Michael“ stand darauf, und ganz bestimmt hatten in diesem Moment einige der 16.175 Zuschauer in der Mainzer Opel Arena einen Kloß im Hals, und mancher Spieler vielleicht auch.
Dirk und seine Wahnsinnskontakte
Zum zweiten Mal hat der Basketballer Dirk Nowitzki zu einem Benefiz-Fußballspiel zu Ehren der vor dreieinhalb Jahren verunglückten Formel-1-Legende Michael Schumacher eingeladen, und erneut folgte ehemalige und noch aktive Sportprominenz zu Hauf dem Ruf.
„Ist doch klar, wenn Dirk und Mick Schumacher rufen, dann muss man sich geehrt fühlen, dabei sein zu dürfen und gemeinsam für den guten Zweck etwas zu tun“, sagte der ehemalige Fußballer Patrick Owomoyela, und Fernsehmoderator Kai Pflaume ergänzte: „Dirk hat natürlich Wahnsinnskontakte, und wenn er ruft, dann kommen natürlich alle. Es ist die Mischung, die diese Veranstaltung so besonders macht.“
Von Häkkinen bis Hambüchen
Die Promidichte war tatsächlich bemerkenswert hoch am Montagabend in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Gekommen waren unter anderem Schumachers einstige Rivalen Mika Häkkinen und David Coulthard, die Fußballweltmeister Miroslav Klose und Lukas Podolski, die frischen U-21-Europameister Serge Gnabry und sein Trainer Stefan Kuntz, die ehemaligen Handballer Christian Schwarzer, Pascal Hens und Stefan Kretzschmar, Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen, Gerd Schönfelder, der erfolgreichste Paralympics-Teilnehmer der Geschichte, Vierschanzentournee-Sieger Sven Hannawald und der mehrfache Freiwasser-Weltmeister Thomas Lurz aus Würzburg, der Nowitzki bei den Olympischen Spielen in Peking kennengelernt hatte und bei allen drei Benefizspielen (das erste fand in Würzburg statt, das zweite vergangenes Jahr auch in Mainz) des großen Blonden dabei war.
Am Montag kassierte der 39-Jährige seine erste Niederlage bei seinen Wohltätigkeitsfesten: Die „Nowitzki All Stars“ unterlagen den von Michaels 18-jährigem Sohn Mick angeführten „Schumacher & Friends“ 6:7. Auch, wenn mancher Promi hinterher meinte, sich über die Niederlage zu ärgern – darum ging es natürlich gar nicht. Einen Scheck über 100 000 Euro, der ihn „stolz macht“, durfte Nowitzki in Empfang nehmen, das Geld wird aufgeteilt zwischen der Dirk-Nowitzki-Stiftung und der Initiative „Keep Fighting“ der Familie von Michael Schumacher.
Mehr über die eigenen Füße gestolpert
Von einem „riesengelungenem Event“ sprach Nowitzki hernach, als er sich bedanken wollte bei allen, die beteiligt waren: „Bei den Fans, den ganzen Persönlichkeiten, die hier waren – und bei Euch“, sagte er in einen großen Wald aus Mikrofonen und Kameras. Riesenspaß hat's ihm gemacht, wenngleich er nicht mit sich zufrieden war: „Bin ja heute mehr über meine eigenen Füße gestolpert. Charley Körbel war auf jeden Fall fitter als ich. Das ist schon bitter.
“ Der Mann mit den meisten Einsätzen in der Fußball-Bundesliga (602 Spiele) ist inzwischen 62, aber wie meinte Nowitzki mit schelmischem Grinsen: „Fußball ist nicht so mein Ding, egal, wie fit ich bin.“
„Weltstar“ und „geiler Typ“
Das sahen einige seiner Gäste, die „den Weltstar“ vor allem als Menschen und „geilen Typen“ über den grünen Klee lobten, natürlich ganz anders. Sein montagabendlicher Trainer Stefan Kuntz etwa: „Die größte Überraschung für mich war Dirk Nowitzki. Ich wusste ja, dass er den No-Look-Pass kann. Ich wusste nicht, dass er auch den No-Ball-Pass kann. Und den konnte er echt gut.“ Auch beim Gegner hat Kuntz Überraschendes entdeckt: „Ich habe Bewegungen gesehen, die ich so jetzt auch noch nicht kannte. Und ich finde, man hat gemerkt, dass der eine oder andere relativ früh nicht mit Bällen gespielt, sondern wahrscheinlich schon in einem Auto gesessen hat, mit drei oder so.“ Vor allem Mika Häkkinen dürften da die Ohren geklingelt haben.
Schumachers schön doppeldeutiges Kompliment
So bewegend der Auftakt gewesen war, so prächtig war die Laune dann am Abend, an dessen Ende Mick Schumacher, der „in die Formel 1 kommen will“, freimütig zugab: „Zu Fußball habe ich eigentlich keinen wirklichen Bezug, aber es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß, hier was anderes auszuprobieren.“ Und dann schickte er dem Gastgeber noch ein wirklich schön doppeldeutiges Kompliment hinterher: „Dirk ist auf jeden Fall ein sehr großer Mensch.“