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FUßBALL: ZWEITE BUNDESLIGA
1:1 als Mutmacher für die Kickers
Da wäre es fast wieder passiert gewesen: Karlsruhes David Kinsombi (links) vergibt die große Chance zum Siegtreffer, nachdem Würzburgs Keeper Jörg Siebenhandl den Ball nach einem Freistoß nur hat abprallen lassen.
Foto: Frank Scheuring/Foto2press | Da wäre es fast wieder passiert gewesen: Karlsruhes David Kinsombi (links) vergibt die große Chance zum Siegtreffer, nachdem Würzburgs Keeper Jörg Siebenhandl den Ball nach einem Freistoß nur hat abprallen lassen.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 25.08.2022 14:25 Uhr

Der FC Würzburger Kickers muss in der zweiten Fußball-Bundesliga weiter auf seinen ersten Rückrundensieg warten. Das 1:1 beim Tabellenschlusslicht Karlsruher SC, das noch am späten Dienstagabend seinen erst im Winter verpflichteten Trainer Mirko Slomka freistellte, war zwar spielerisch kein Fortschritt, aber aus Würzburger Sicht ein kleiner Mutmacher, weil das Hollerbach-Team diesmal einigen Widerständen trotzte und nach Gelb-Rot gegen den Torschützen Rico Benatelli in Unterzahl immerhin einen Punkt ins Ziel retten konnte.

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Hier gibt es die Noten der Roten

Für die Kickers könnte es sich langsam anfühlen wie ein Fluch: Die Serie der kuriosen Gegentore, die die Würzburger in dieser Rückrunde kassiert haben, ist noch länger geworden. Es war die 40. Minute dieses einzig von der Angst bestimmten, übel anzuschauenden Spiels, als der Ball plötzlich im Kasten der Kickers lag – und sich im Lager der Würzburger alle fragen durften, was sie bloß angestellt hatten, um so etwas zu verdienen. Keine einzige Torchance, nicht einmal eine ernsthafte Annäherung ans Würzburger Gehäuse hatte der im Abstiegskampf unter Zugzwang stehende Tabellenletzte bis dahin zustande gebracht.

Lukas Fröde: "Diese Gegentore gehen einem auf dem Sack!"

Trotzdem gingen die Badener tatsächlich in Führung. Dabei hatte KSC-Linksverteidiger Jonas Meffert noch nicht einmal vorgehabt, auf das Kickers-Tor zu schießen. Beim Versuch, vor das Kickers-Tor zu flanken, war ihm der Ball über den Schlappen gerutscht und wurde dadurch unbeabsichtigt zu einem famosen Torschuss. Ob der größere, aber verletzte Kickers-Stammkeeper Robert Wulnikowski dank seiner Körperlänge noch an den Ball herangekommen wäre, ist eine theoretische Frage. Der überraschte Jörg Siebenhandl jedenfalls streckte sich bei seinem dritten Zweitliga-Einsatz vergebens. Der Ball senkte sich genau unter die Latte zum Karlsruher 1:0 ins Netz. „Da schaut man im ersten Moment wieder blöd“, sagte Siebenhandl, und Mittelfeldspieler Lukas Fröde ergänzte recht plastisch: „Diese Gegentore gehen einem auf den Sack.“

Ex-Kapitän im Stadion

„Wenn?s läuft, dann läuft?s“, kommentierte Amir Shapourzadeh in der Halbzeitpause das derzeitige Kickers-Schlamassel ironisch. Der ehemalige Kapitän, seit der Winterpause Manager beim österreichischen Erstligisten FC Flyeralarm Admira Wacker, sollte quasi als Glücksbringer im Karlsruher Wildpark wirken: Die Kickers haben – seit der Deutsch-Iraner nicht mehr im Kader steht – keine einzige Partie mehr gewonnen.

Kickers-Aufsichtsratschef Thorsten Fischer saß direkt neben Shapourzadeh auf der Haupttribüne und konnte sich angesichts der kuriosen Kickers-Gegentore der letzten Wochen auch nur wundern. „Das ist schon rekordverdächtig. Es ist das dritte Mal, dass wir einen Gegentreffer kassieren, ohne dass der Gegner aufs Tor geschossen hat.“ Am Samstag war es – die Erinnerung ist noch allzu frisch – Junior Diaz gewesen, der in der Nachspielzeit der Partie gegen Bielefeld den Ball auf slapstickartige Art zum 1:1 in den eigenen Kasten bugsiert hatte.

Hollerbach macht Junior Diaz zum Kapitän

Wie Bernd Hollerbach mit solchen Situationen umgeht, hatte er ziemlich deutlich gemacht. Der in der Kritik stehende Diaz stand nicht nur als linker Mann in einer Dreier-Abwehrkette. Der Costa-Ricaner führte die Kickers auch noch als Kapitän aufs Feld. Er machte seine Sache, um das vorweg zu nehmen, recht gut. Wie überhaupt die Würzburger Abwehr den Karlsruhern bis in die Schlussphase hinein kaum eine Torchance genehmigte.

Das Hollerbach-Team, in dem anstelle des wegen seiner Gehirnerschütterung aus dem Bielefeld-Spiel fehlenden Kapitän Sebastian Neumann David Pilot in der Zentrale verteidigte und in dem Sebastian Ernst anstelle des formschwachen Nejmeddin Daghfous in der Startelf stand, spielte gefälliger als die Gastgeber. Torchancen entsprangen daraus aber nicht. Denn den Kickers fehlte – wie so oft in dieser Saison – die nötige Durchsetzungskraft am gegnerischen Strafraum.

Benatelli trifft zum 1:1

Einmal aber fanden die Rothosen dann doch die entscheidende Lücke in der Karlsruher Abwehr. Wie schon gegen Bielefeld war es Rico Benatelli, der für die Würzburger traf. Nach Valdet Ramas ungenauer Flanke reagierte Elia Soriano gedankenschnell, legte gut ab - und Benatelli schloss mit dem rechten Fuß flach ins rechte untere Eck ab: 1:1 (52.).

„Viel Fußball war es in der zweiten Halbzeit nicht“, gab Fröde zu. Beide Teams verschlissen sich in Zweikämpfen im Mittelfeld. Vor den gegnerischen Kasten brachten sie den Ball aber eigentlich nie. Trotzdem mussten die Kickers in der Schlussphase noch einmal zittern. Als „einen Witz“ empfand Fröde die Gelb-Rote Karte für Teamkollege Benatelli. Tatsächlich war die Hinausstellung des Torschützen durch Schiedsrichter Lasse Koslowski eine überharte Entscheidung.

  • Der Liveticker zum Nachlesen

In Überzahl witterten die Hausherren noch einmal ihre Chance. Es dauerte aber bis in die 90. Minute, ehe es für die Kickers noch einmal richtig gefährlich wurde. Siebenhandl konnte einen Freistoß von Ylli Sallahi nicht festhalten, schaffte es dann jedoch, sich dem Nachschuss von Florian Kamberi entscheidend entgegenzuwerfen. Es war die einzige Karlsruher Torchance. „Vielleicht war diese Szene ein Fingerzeig darauf, dass das Glück zu uns zurückkommt“, meinte Fröde. Siebenhandl erklärte die Situation mit österreichischem Schmäh: „In der ersten Halbzeit ist der Ball noch über mich drüber geflogen. Da hab' ich ihn derwischt. Das gleicht sich irgendwie aus.“

Ein Sieg wäre für die Hausherren auch nicht verdient gewesen. „Wir haben heute fast nichts zugelassen. Das Unentschieden ist für beide Mannschaften in Ordnung“, stellte Hollerbach fest. Er konnte, das war deutlich zu spüren, diesmal mit der Punkteteilung deutlich besser leben als sein Karlsruher Kollege. Mirko Slomka wurde nicht einmal drei Stunden nach der Partie freigestellt, wie der Verein am späten Dienstagabend bekanntgab.

Spielte in Karlsruhe bei den Kickers eine Hauptrolle: Rico Benatelli (Mitte), der hier mit David Pisot (links) und Patrick Weihrauch seinen Treffer zum 1:1-Ausgleich feiert. Später sah der Würzburger nach einer sehr harten Entscheidung des Schiedsrichters Gelb-Rot.
Foto: Frank Scheuring/Foto2press | Spielte in Karlsruhe bei den Kickers eine Hauptrolle: Rico Benatelli (Mitte), der hier mit David Pisot (links) und Patrick Weihrauch seinen Treffer zum 1:1-Ausgleich feiert.
 
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