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WM 2006: Rückblick mit Gänsehautgefühl
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 |  aktualisiert: 13.05.2016 03:33 Uhr

Eines haben wir heute mit dem Sommermärchen gemein, das Wetter!“ An diesem herrlichen Frühlingsabend in Würzburg weckte Harald Stenger aber nicht nur Erinnerungen an die Hitze in Deutschland während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, der damalige Mediendirektor des DFB und Sprecher der Nationalmannschaft ließ vielmehr in zahlreichen Anekdoten und Schilderungen dieses emotionsgeladene Turnier noch einmal aufleben. Im Rahmen der Main-Post-Serie „10 Jahre Sommermärchen“ war der Journalist aus Frankfurt in das Verlagsgebäude am Heuchelhof gekommen, um zusammen mit Reporter-Chef Achim Muth, 2006 als Berichterstatter für die Main-Post im Umfeld der deutschen Mannschaft, bei den Lesern Erinnerungen zu wecken.

11 Jahre DFB-Sprecher

Harald Stenger (65) berichtete als Journalist der „Frankfurter Rundschau“ erstmals 1974 von einer Fußball-Weltmeisterschaft. 2001 holte ihn der damalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder als Nachfolger von Wolfgang Niersbach als Pressesprecher der Nationalelf zum größten Sportfachverband der Welt. Elf Jahre lang hatte der Hesse das Amt inne, ehe 2012, Niersbach war da kurz zuvor zum DFB-Präsident gewählt worden, sein Vertrag nicht mehr verlängert wurde und Harald Stenger gegen seinen Willen ausscheiden musste.

Seitdem arbeitet er wieder als Journalist, berichtete etwa für „Spiegel online“ mit seinem „Studio Stenger“ von der WM in Brasilien und fungiert im Hintergrund als Kommunikationsberater des Fußball-Bundesligisten FC Ingolstadt.

Interessanter Seitenwechsel

Harald Stenger und Achim Muth nahmen die Gäste mit auf eine durch viele Bilder angereicherte, unterhaltsame Reise durch das WM-Geschehen vor zehn Jahren, schließlich war Stenger in den vier intensiven Wochen des Jahres 2006 so etwas wie der „Regierungssprecher von Fußballland“. Sämtliche Pressekonferenzen des DFB wurden damals live aus dem Medienzentrum im Berliner ICC im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen, rund 400 Journalisten waren in der Hauptstadt akkreditiert. Seinen Seitenwechsel hat er nie bereut, verriet Stenger, denn er durfte die Ballacks und Kahns und Kloses „auf eine neue Art kennenlernen“. Als Journalist sei das nicht mehr möglich in dem aufgeheizten Medienmarkt: „Wie soll da einer die Spieler kennenlernen, die werden doch auf einer Showbühne präsentiert“.

Der Frankfurter verriet seine Meinung zum Skandal um die WM-Vergabe, charakterisierte den damaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann („Ein echter Reformer“), und bekam selbst beim Erzählen eine Gänsehaut und feuchte Augen, etwa als er eindrücklich berichtete, wie das Team nach dem Halbfinal-Aus in Stuttgart landete und Tausende Fans die Mannschaft am Hotel erwarteten oder als er dem Bremer Spieler Torsten Frings beibringen musste, dass er für das Halbfinale gegen Italien von der Fifa gesperrt worden war.

Veränderte Medienwelt

Eine Fragerunde mit den Besuchern rundete den Fußballabend ab, und Stenger beschloss den Talk nach insgesamt über zwei Stunden mit einer persönlichen Betrachtung der Medienwelt, „die sich massiv verändert hat“. Nationalspieler hätten heute durch Aktivitäten in sozialen Netzwerken wie Facebook die Möglichkeit, Informationen direkt an ihre Fans weiterzugeben. Das Profil von Mesut Özil von Arsenal London beispielsweise wird auf Facebook von fast 30 Millionen Menschen weltweit verfolgt. „Das zeigt, wie sich die Mediennutzung verändert“, sagte Stenger und machte keinen Hehl daraus, dass ihn diese Entwicklung im Journalismus nicht nur freut.

Er selbst sieht das jedoch mit einer gewissen Gelassenheit, ab 1. August wird er Rentner sein.

„Sympathischer Auftritt“

„Das war ein sympathischer und glaubwürdiger Auftritt von Harald Stenger“, sagte Lothar Götz aus Veitshöchheim (Lkr. Würzburg), „ein gelungener Abend, der das Sommermärchen noch mal hat aufleben lassen“. Ähnliches empfand Sabrina Schmitt aus Willanzheim (Lkr. Kitzingen), die vor zehn Jahren bei sieben WM-Spielen als Hostess gearbeitet hat: „Es war ein interessanter Abend, der mir sehr gut gefallen hat. Es kamen viele Erinnerungen hoch.“ Text: ekr

 
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