Das Schnick-Schnack-Schnuck-Duell mit Oliver Klemet vor der pittoresken Pont Alexandre III gewann Florian Wellbrock. Trotzdem sprang der 26-Jährige vor seinem Teamkollegen in die grün-braune Seine. Nach wochenlangen Diskussionen um Wasserqualität und Strömungsgeschwindigkeit im Pariser Fluss entschieden sich Wellbrock, Klemet und Leonie Märtens für einen persönlichen Test am Olympia-Wettkampfort. „Es hat grundsolide geschmeckt”, sagte Wellbrock und lächelte. Der Freiwasser-Olympiasieger stellte als Fazit fest: „Es war besser als gedacht.”
Am frühen Morgen versammelten sich neben den drei Deutschen zahlreiche weitere internationale Topschwimmer auf dem blauen schwimmenden Start-Ponton vor der Brücke. Zuerst blickten viele noch skeptisch ins Wasser, nach und nach sprangen dann immer mehr hinein. Die deutsche Medaillenkandidatin Leonie Beck verzichtete dagegen, trainierte lieber im Pool.
Wellbrock sieht einen Vorteil
Die Sportlerinnen und Sportler schwammen erst mit der Strömung und testeten auf dem Rückweg verschiedene Routen gegen die Fließrichtung des Wassers. Einige hatten dabei sichtlich Mühe, vorwärtszukommen. „Es gibt große Strömungsunterschiede auf dem Stück, das wir abgeschwommen sind”, sagte Wellbrock. „Da merkt man schon, dass es an einigen Stellen deutlich schlechter oder besser geht.”
Für sein Rennen an diesem Freitag um 7.30 Uhr sieht Wellbrock einen Vorteil darin, dass er die Bedingungen nun besser kennt. „Auf jeden Fall”, sagte der Spitzenschwimmer, der in den olympischen Beckenwettbewerben enttäuscht hatte. „Mir war es besonders wichtig, dass wir heute nochmal reingehen.” Vor dem Frauenrennen will er erneut vor Ort trainieren. „Das kann auf keinen Fall schaden”, sagte Wellbrock. Märtens, Beck und ihre Konkurrentinnen sind 24 Stunden vor den Männern in der Seine gefordert.
Das ist zumindest der Plan. Eine kurzfristige Verschiebung ist derzeit zwar nicht wahrscheinlich, aber möglich. Täglich nehmen die Organisatoren Wasserproben, je nach Bakterienbelastung wird entschieden, ob geschwommen werden kann oder nicht. „Wir bekommen gegen 4.00 Uhr morgens Bescheid, ob das Rennen stattfindet”, erklärte Langstrecken-Bundestrainer Bernd Berkhahn. Als Alternative zur Seine stünde die Wettkampfstätte der Ruderer bereit.
Probleme schon beim Triathlon
Schon beim olympischen Triathlon waren wegen dreckigen Wassers Trainings abgesagt und das Männerrennen verschoben worden. Die erste geplante Übungseinheit der Freiwasserschwimmer fiel am Dienstag ebenfalls aus. Auch tags darauf schwamm hin und wieder Plastik durch den Fluss, wirklich sauber sah er nicht aus. Die Werte waren aber im grünen Bereich.
„Wir müssen uns da schon auf die Angaben des Veranstalters verlassen. Das fällt mir ein bisschen schwer, aber wir machen das jetzt einfach so”, sagte Berkhahn auf die Frage nach Sorgen um die Gesundheit seiner Sportler. Auf die prächtige Kulisse beim Grand Palais und mit dem Eiffelturm in Sichtweite freuen sich Veranstalter und Sportler. Bedenken mit Blick auf Bakterien lassen sich aber wohl nicht komplett ausblenden.
Eine Sorge scheint sich erledigt zu haben
Für viele Athletinnen und Athleten wird ein Wettkampf im Fluss eine völlig neue Erfahrung. Die Wahl der richtigen Route ist noch wichtiger als ohnehin schon im Freiwasserschwimmen. Zudem werden die Wenden und die Verpflegung kompliziert. Die Sportler müssen trinken, ohne dabei zu weit abgetrieben zu werden. Die An- und Mitnahme von Getränken übten sie im Training daher besonders gründlich.
Immerhin: Eine Sorge der deutschen Schwimmerinnen und Schwimmer scheint sich erledigt zu haben. Das Wasser ist wärmer als befürchtet. Die Temperatur wird mit 22 bis 24 Grad angegeben. Das kommt Wellbrock entgegen. In kaltem Wasser kommt er nicht so gut klar. Mit Klemet klatschte er nach dem Training gut gelaunt ab und gönnte sich erst einmal eine Cola. „Jetzt nach dem Einstieg freue ich mich mehr aufs Rennen als vorher”, sagte Wellbrock.