Öl oder Weißwurst? Wer regiert die Fußball-Welt? Eigentlich wird diese Frage nach der besten Mannschaft Ende Mai nächsten Jahres beim Finale der Champions-League in Kiew geklärt. Doch in München und Paris sehen Sie das – zumindest in diesen Tagen - etwas anders. Wenn der FC Bayern am heutigen Dienstagabend (Anpfiff in der Allianz-Arena ist um 20.45 Uhr) Paris Saint Germain zum Gruppenspiel empfängt, dann geht es aus Sicht von Jupp Heynckes und Co auch darum zu zeigen, dass die Münchner noch zur Creme de la Creme auf dem Kontinent gehören, eigentlich gar darum , dass der Weg zum Titel nur über sie gehen kann. Denn die heile Welt der Bayern hat beim Hinspiel, das PSG glatt und verdient mit 3:0 für sich entschieden hatte, erhebliche Kratzer bekommen.
Reicht es für die Bayern noch?
Ende September hatte der mit Scheich-Millionen gefütterte Klub aus der französischen Hauptstadt die Bajuwaren förmlich zerschmettert – FCB-Trainer Carlo Ancelotti musste wenig später gehen. Nicht nur Gruppenplatz eins scheint für die Bayern folglich außer Reichweite, auch das Selbstverständnis der Bayern ist seither dem einen oder anderen Zweifel unterworfen, ob es auf internationalem Parkett noch reicht, mit den anderen großen Teams wie Real Madrid, FC Barcelona, Juventus Turin oder Manchester City nicht nur mitzuhalten, sondern eben auch besser zu sein. Fußballerisch – und finanziell.
Geld schießt eben doch Tore!
Geld schießt doch Tore – zumindest bei PSG ist das so! 24 Treffer hat das für hunderte Millionen Euro zusammengekaufte Team mit den deutschen Nationalspielern Julian Draxler und Kevin Trapp in den ersten fünf CL-Spielen erzielt. Das ist Rekord in der Königsklassen-Gruppenphase. 15 Treffer gehen alleine auf das Konto des Traumsturmes Neymar (6), Edinson Cavani (6) und Kylian Mbappé (3). Von wegen alles Käse also und Tore (und damit auch Siege) kann man nicht kaufen. Auch den „Weißwürsten“ wurde im Hinspiel ordentlich die Pelle abgezogen, was die Münchner bis heute schmerzt.
Coman: "Wir wollen zeigen, dass wir immer noch Titelanwärter sind."
Am Abend sinnen die Bayern nun aber auf Revanche. Auch um zu zeigen, dass ein mit Ölgeldern vollgepumpter Tresor nicht gleich auch automatisch die Bohrlizenz zum Titelgold beinhaltet. Es gehe darum, „eine Botschaft an ganz Europa” zu senden, „dass Bayern da ist, dass wir zu den großen Teams in der Champions League gehören, dass wir immer noch Titelanwärter sind”, sagt etwa FCB-Flügelmann Kingsley Coman. Aber realistisch erscheint ein 4:0, 5:1 oder ein noch höherer Heimsieg am Abend, den es für den Gruppensieg gegen das Überteam um Brasiliens Weltstar Neymar braucht, nicht. Trainer Jupp Heynckes bezeichnete den Gruppensieg sogar als „vermessen”. Ihm und seinen Spielern gehe es vor allem darum, „das Hinspiel vergessen zu lassen”.
Team oder Individualisten?
Haben sich die Bayern etwa schon damit abgefunden, nicht mehr das Topteam im internationalen Fußball zu sein? Mitnichten! Wenn ein Gegner großartige Individualisten hat, muss man das im Kollektiv lösen”, sagte Heynckes zur Verteidigungsstrategie gegen das für fast alle Vereine der Welt unerschwingliche Trio. Und: „Eine Mannschaft, die die Champions League gewinnen will, muss Topspieler haben, aber auch homogen sein.” Abgerechnet wird eben am Schluss, sprich im Finale. Sollten die Bayern das erreichen und als Sieger vom Platz gehen, hätten die Scheichs wieder einmal eine Fehlborung zu verkraften (PSG wartet immer noch auf den ersten Champions-League-Titel). Und die Weißwurst (sprich die Bayern) wäre auch international spitze!