
Mit dem Eröffnungsspiel zwischen Bayern München und der TSG Hoffenheim beginnt am Freitag, 24. August, die 56. Saison der Fußball-Bundesliga. In einer Serie stellen wir alle 18 Vereine mit ihren Veränderungen, Zielen und Besonderheiten vor. Im zehnten Teil beschäftigen wir uns mit Borussia Mönchengladbach.
Zum zweiten Mal hintereinander ist die Borussia in der vergangenen Saison auf Rang neun gelandet und hat damit erneut die Qualifikation für einen Europapokal-Wettbewerb verpasst. Allerdings konnte sie seit ihrem Beinahe-Abstieg von 2011 auch zum siebten Mal in Folge einen einstelligen Tabellenplatz belegen – und so die Minimalvorgabe von Sportdirektor Max Eberl erfüllen. Die Gefühlswelt zwischen diesen beiden Polen tendierte dennoch in Richtung Unzufriedenheit. Konsequenz: die bisher höchste Transferausgabe getätigt und ein Trainer unter Beobachtung.
Wie stark ist die Position von Trainer Dieter Hecking?
Viel wurde spekuliert, ob sich die Borussia nach dem Ende der vergangenen Saison von ihrem Trainer trennen würde. Die Führung des Vereins, allen voran Sportdirektor Max Eberl, sprach sich dagegen aus. Weil sie Hecking nicht an einer einzigen schwachen Halbserie messen wollte, sondern seine geleistete Arbeit insgesamt beurteilte. Schließlich übernahm der 53-Jährige von Vorgänger André Schubert im Januar 2017 eine verunsichert dem Kampf gegen den Abstieg entgegentaumelnde Mannschaft und stabilisierte sie. Ein Freifahrtschein indes bedeutet dies für den 53-Jährigen nicht mehr. Einer Verlängerung seines bis 2019 gültigen Vertrages erteilte Eberl vorerst eine Absage – Dieter Hecking steht auf dem Prüfstand.
Was will Hecking verändern?
Für eine bessere Spielzeit, die hinter vorgehaltener Hand mindestens mit der Europa-League-Qualifikation enden soll, plant Hecking Veränderungen. Dabei scheut er sich nicht vor unpopulären Maßnahmen, wie die Ausmusterung des wegen vieler Verletzungen ins Hintertreffen geratenen Fan-Lieblings Patrick Herrmann. Zudem will Hecking nun verstärkt auf die Einstellung achten, Nachlässigkeiten wie beim lustlosen 1:2 in Hamburg am letzten Spieltag der vergangenen Saison wird er nicht mehr folgenlos akzeptieren. Taktisch soll vom 4-2-3-1-System auf das 4-3-3 geändert werden. „Ein Blick auf unseren Kader zeigt, dass wir dafür die meisten Spieler auf den Platz bringen können und so viele Variationsmöglichkeiten besitzen. Es ist der richtige Schritt, in diese Richtung umzudenken und uns damit eine neue Definition zu geben“, erklärte Hecking.
Wird die Verletzungsproblematik behoben werden können?
Um die Variationsmöglichkeiten auf den Platz bringen zu können, müssen die Spieler gesund sein. Das war zuletzt zu oft und bei einigen auch zu lang nicht der Fall. Manchmal fehlten bis zu zehn Akteure, was schon den Trainingsablauf erheblich störte. Des Weiteren fehlte es den gesunden Profis an Konkurrenzdruck, da sich die Startelf oft von allein aufstellte. In der Saisonanalyse kam auch die medizinische Abteilung auf den Prüfstand – es gab personelle Veränderungen.
Wo lauern Probleme, und wo liegen Stärken?
Der für 2,8 Millionen Euro vom FC Basel geholte Rechtsverteidiger Michael Lang zog sich am zweiten Trainingstag einen Außenbandteilriss im Knie zu. Für die Abwehr bedeutet der Ausfall des Schweizers nicht nur eine Schwächung, er verzögert in der Viererkette auch den Aufbau von Automatismen. Zumal dort Elvedi für den abgewanderten Vestergaard als neuer Nebenmann von Ginter eingearbeitet werden muss. Das Prunkstück des Kaders ist das zentrale Mittelfeld, in dem Kämpfer wie Kramer und Zakaria für Stabilität und Gleichgewicht sorgen sowie Techniker wie Hofmann, Cuisance, Bénes und Neuhaus das Spiel nach vorne variabel gestalten können. Dazu steht mit dem für 23 Millionen Euro von OGC Nizza geholten Rekordeinkauf Alassane Plea endlich auch ein athletischer Stoßstürmer im Aufgebot.
Ist die Rückkehr nach Europa möglich?
Damit ist zumindest die Qualifikation für die Europa League machbar, zum Einzug in die Champions League hingegen wird es eher nicht reichen. Zumal die Rückkehr von Kapitän Lars Stindl, der sich nach seiner Sprunggelenksverletzung erst im Aufbautraining befindet, wohl bis in den Oktober ziehen wird. Zudem besteht bis zum 31. August noch die Gefahr, dass für Stars wie Torwart Yann Sommer, Zakaria oder Thorgan Hazard unmoralische Angebote auf Eberls Schreibtisch landen.
Zu- und Abgänge
Zugänge: Michael Lang (Rechtsverteidiger, FC Basel/2,8 Millionen Euro), Florian Mayer (Innenverteidiger, eigene U23), Louis-Jordan Beyer (Innenverteidiger, eigene U19), Andreas Poulsen (Linksverteidiger, FC Midtjylland/4,5 Millionen Euro), Florian Neuhaus (defensives Mittelfeld, Fortuna Düsseldorf), Keanan Bennetts (offensives Mittelfeld, Tottenham Hotspur U23/2,25 Millionen Euro), Alassane Plea (Mittelstürmer, OGC Nizza/23 Millionen Euro).
Abgänge: Janis Blaswich (Torwart, Heracles Almelo), Christopher Heimeroth (Torwart, Karriere-Ende), Reece Oxford (Innenverteidiger, West Ham United/Leih-Ende), Jannik Vestergaard (Innenverteidiger, FC Southampton/25 Millionen Euro), Tsiy-William Ndenge (defensives Mittelfeld, eigene U23), Ba-Muaka Simakala (offensives Mittelfeld, eigene U23), Raúl Bobadilla (Mittelstürmer, Argentinos Juniors Buenos Aires/1,8 Millionen Euro), Vincenzo Grifo (Linksaußen, TSG 1899 Hoffenheim/5,5 Millionen Euro), Kwame Yeboah (Linksaußen, Fortuna Köln)
Lesen Sie in der nächsten Folge: Mit dem von den Young Boys Bern verpflichteten österreichischen Trainer Adi Hütter und etlicher Neuzugänge ohne große Namen bleibt DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt das, was sie vergangene Saison auch war: eine Wundertüte.
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